Neuer Supercomputer für die Wiener Wissenschaft

Österreichs Wissenschaft braucht Supercomputer. Die TU Wien, die Universität Wien und die Universität für Bodenkultur stellen nun gemeinsam den VSC-2 vor – Österreichs schnellsten Großrechner. Auf der TOP 500-Liste der leistungsfähigsten Computer der Welt nimmt der neue Wiener Wissenschaftscluster den beeindruckenden 56. Platz ein.

Die Kooperation der drei Universitäten hat sich bewährt: Schon das Vorgängermodell, der Vienna Scientific Cluster, war Österreichs leistungsfähigster Computer und ermöglichte Forschungsgruppen der Technischen Universität Wien, der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur beachtliche wissenschaftliche Erfolge. Nun geht der Vienna Scientific Cluster 2 (VSC-2) in Betrieb, der seinen Vorgänger an Leistung noch einmal um etwa das Vierfache übertreffen wird. Offiziell eröffnet wird der VSC-2 am 21. Juni von Karlheinz Töchterle, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, und drei VizerektorInnen der beteiligten Universitäten: Sabine Seidler (TU Wien), Heinz W. Engl (Universität Wien) und Georg Haberhauer (BOKU).

International ganz vorne mit dabei

Von der Materialwissenschaft bis zur Meteorologie – die Einsatzgebiete des neuen österreichischen Spitzencomputers sind vielfältig. Vizerektorin Sabine Seidler (TU Wien) setzt hohe Erwartungen in den VSC-2: "Schon bisher waren leistungsfähige Großrechner ein unverzichtbares Werkzeug für unsere Forschung. Mit dem VSC-2 sind wir weiterhin international ganz vorne mit dabei und werden auch in Zukunft vielbeachtete Forschungsergebnisse erzielen." Laut Vizerektor Heinz W. Engl (Universität Wien) zeigt der Erfolg des Projekts, dass die Kooperationen von Universitäten gerade im Infrastrukturbereich zu Fortschritten führen, die eine Universität alleine nicht erreichen kann: "Dieser Weg der Kooperation soll weitergegangen werden".

Bundesminister Töchterle betont, dass die Investition von Uni Wien, TU Wien und BOKU die Vorteile eines gemeinsamen Vorgehens zeige und zudem ein starkes Signal seitens der Universitäten sei, im Sinne der Wissenschaft und Forschung kooperativ an einem Strang zu ziehen. "Das Projekt ist damit auch ein gelebtes Beispiel für die Philosophie des Hochschulplans, der Universitäten zur Kooperation anregt und bei der Umsetzung zugleich großen individuellen Gestaltungsraum zulässt", so Töchterle. Für den Bundesminister hat die Investition auch hohe Symbolkraft: "Diese ist nicht zuletzt auch Ausdruck meiner Vorstellung von gelebter Autonomie: Freiheit dazu nützen, um sich selbst zu entfalten und neue gemeinsame Potenziale zu aktivieren!"

Platz 56 in der Weltrangliste

In ersten Tests wurde der neue Rechner bereits bis an seine Grenzen ausgelastet – und mit dem Ergebnis kann man mehr als zufrieden sein: "Der VSC-2 bringt es auf 135,6 TeraFlops – also 135 Billionen Gleitkommaoperationen pro Sekunde", berichtet der technische Projektleiter Peter Berger (TU Wien). Damit schafft es der VSC-2 auf den bemerkenswerten 56. Platz in der TOP 500-Liste der weltweit schnellsten Hochleistungsrechner. Die gewaltige Rechenleistung kommt nicht durch spezielle Prozessoren zustande – die sind durchaus mit den Prozessoren vergleichbar, die man zuhause im PC findet. Das Erfolgsgeheimnis liegt in der enormen Anzahl von 21.024 parallel arbeitenden Prozessorkernen und ihrem effizienten Zusammenwirken. Die Anschaffungskosten von etwa 4,2 Millionen Euro teilen sich die Universität Wien und die TU Wien je zur Hälfte, die BOKU beteiligt sich an den Personalkosten.

Grüne Spitzentechnologie

Neben der Rechenleistung war die Umweltbilanz bei der Wahl des Gerätes ausschlaggebend: Durch energiesparende Prozessoren und ein effizientes Kühlsystem am Standort der TU Wien im Arsenal ist die Energieeffizienz (die Rechenleistung pro aufgewendeter Energie) des VSC-2 etwa doppelt so hoch wie jene des Vorgängermodells. "Der neue VSC-2 wird in wassergekühlten Schränken mit einer Vorlauftemperatur von 18 Grad arbeiten, anstatt mit sechs Grad kaltem Wasser, wie es bei älteren Systemen üblich war. Damit sind die anfallenden Energiekosten zur Kühlung des Systems deutlich geringer", so Herbert Störi (TU Wien), wissenschaftlicher Leiter des Projekts.

Technische Details

Die drei Universitäten entschieden sich für das Angebot der Firma MEGWARE Computer aus Chemnitz, Deutschland. Das System besteht aus 1.314 Rechnerknoten (476 beim VSC-1), jeder Knoten verfügt über zwei Prozessoren vom Typ AMD Opteron 6132 HE mit 2,2 GHz Taktrate und je acht Prozessorkernen. Insgesamt wird der VSC-2 somit über 21024 Prozessorkerne verfügen (zum Vergleich: der VSC-1 hatte 3968 Cores). Die Knoten sind mit einem schnellen InfiniBand-Netzwerk mit einem Datendurchsatz von 32 Gigabit pro Sekunde verbunden. Der VSC-1 wird unabhängig von der Neuanschaffung weiter betrieben. (ad)