Eine 3D-Karte von Milliarden Sternen

Die Europäische Weltraumagentur ESA plant am 19. Dezember, 10.12 Uhr, den Satelliten "Gaia" zu starten. Er soll eine Himmelskarte mit mehr als einer Milliarde Sternen erstellen. Österreich ist an der Mission mit Astrophysiker João Alves von der Universität Wien und seinem Team beteiligt.

"Gaia wird die Astrophysik nachhaltig verändern", sagt João Alves, Professor für Stellare Astrophysik an der Universität Wien und österreichischer Gaia-Koordinator: "In gewisser Weise ist es, als ob wir nun mit einer 3D-Brille zum Himmel blicken könnten. Bis heute ist ja die Entfernungsbestimmung eines der schwierigsten Probleme der Erforschung des Weltalls." Neben der Erfassung der Sterne unseres Sonnensystems soll Gaia auch über 30.000 extrasolare Planeten entdecken und Messungen zu Grundlagen der Physik durchführen. Die Instrumente von Gaia sind sehr empfindlich und auf die Erfordernisse dieser fünfjährigen Mission abgestimmt.

Neuer Sternkatalog

Die Universität Wien beteiligt sich an mehreren Aspekten dieses europäischen Forschungsprojekts, u.a. an einer neuartigen Visualisierung der gewonnenen Daten. Stefan Meingast, Doktorand im Team von João Alves an der Universitätssternwarte, beschäftigt sich damit, wie man einen Katalog, der eine Milliarde Sterne mit je 26 gemessenen Eigenschaften enthalten wird, sinnvoll darstellen kann. "Eine Vielzahl einzelner Schritte sind nötig, um von den – fünf Jahre hindurch – zu sammelnden Rohdaten zur endgültigen Datenbank zu kommen", erläutert Thomas Lebzelter, Astronom an der Universität Wien. Einige Wiener Astronomen waren schon im Vorfeld in die Erarbeitung der Grundlagen für den Gaia-Sternkatalog involviert.

Leopold-Figl-Observatorium unterstützt Gaia-Mission

Das 1,5m-Teleskop des Leopold-Figl-Observatoriums für Astrophysik der Universität Wien im Wienerwald wird – als Teil eines weltweiten Teleskop-Netzwerks – die Position des Gaia-Satelliten am Himmel selbst vermessen. Dies ist für die Präzision des Gaia-Sternkatalogs erforderlich.

Gerüstet für "Gaia Science Alerts"

Hinzu kommt eine Beteiligung am Programm "Gaia Sience Alerts": Hier geht es um die rasche Nachbeobachtung von Ereignissen, die der Satellit unerwartet entdeckt, so etwa Supernovae, Sterneruptionen und Gravitationslinseneffekte. "Die Beobachtungen und die Datenverarbeitung werden eine große Herausforderung, da jeden Tag etwa 10 Millionen von Gaia beobachtete Objekte auf Variabilität überprüft werden müssen", so Werner Zeilinger, Astrophysiker der Universität Wien und österreichischer Koordinator der "Follow-up-Beobachtungen".

Beteiligungen und Finanzierung

Das Engagement des Instituts für Astrophysik der Universität Wien im Rahmen der Gaia-Mission ist durch die Mitgliedschaft Österreichs bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA möglich. Finanziert werden die österreichischen Weltraumaktivitäten und insbesondere die Teilnahme
Österreichs an ESA-Programmen aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Das österreichische ESA-Budget beläuft sich im Jahr 2013 auf rund 50 Mio. Euro. Die FFG ist mit der Agentur für Luft- und Raumfahrt Österreichs "Andockstation" zur internationalen Raumfahrt. Die FFG setzt die heimische Luft- und Raumfahrtpolitik im Auftrag des bm:vit um und vertritt die Interessen Österreichs in der ESA. (vs)