Halbzeit auf dem Forschungsschiff

Am Samstag, 23. Oktober 2010, feierte die Crew des Forschungsschiffs Pelagia bei einem Grillfest an Bord "Halbzeit": Seit 9. Oktober 2010 kreuzen die ForscherInnen des Departments für Meeresbiologie unter der Leitung von Gerhard J. Herndl über den Atlantik. Lesen Sie in der aktuellen Schiffsmeldung mehr über das BBQ auf hoher See und lernen Sie die TeilnehmerInnen der Forschungsreise näher kennen!

Montag, 25. Oktober 2010:

Am Samstag, 23. Oktober, war Halbzeit in unserer Forschungsfahrt. Um eine Abwechslung in die tägliche Routine zu bekommen, beschlossen wir, dies mit einem BBQ an Bord zu feiern. Zum Glück hat auch das Wetter mitgespielt! Während wir tagsüber mit dem mittlerweile vertrauten Sammelprogramm beschäftigt waren und die Wasserproben aufbereitet bzw. bestimmte Parameter gemessen haben, waren unser Schiffskoch und der Steward bereits eifrig beim Bereiten der Zutaten.


Das Arbeitsdeck der Pelagia im Morgengrauen (Alle Fotos: Alexander Bochdansky)

Nachdem die letzte Sammelrosette an Bord war, begannen die gemeinsamen Vorbereitungen der Grillfeier. Fast alle dazu notwendigen Utensilien sind standardmäßig an Bord - wenn nicht, dann wird eben improvisiert: Als Grill fungierte ein der Länge nach aufgeschnittenes Metallfass.


Barbecue auf hoher See: Anlässlich der Halbzeit der Forschungsfahrt wurde am vergangenen Samstag an Bord der Pelagia gegrillt. Im Hintergrund sieht man einen Laborcontainer und Ausrüstung für Meeresbodenuntersuchungen.

Schnell hatte die Holzkohle die entsprechende Temperatur erreicht und der ausgezeichnete Koch eine Laborbank in einen reich gedeckten Buffettisch verwandelt: mit leckeren Salaten, Saucen, Fisch und Fleisch.  Bei angenehmen Temperaturen genossen die TeilnehmerInnen der Fahrt sichtlich die Abwechslung zum Schiffsalltag.

Halbzeit an Bord bedeutet aber auch, dass die verbleibende Zeit exakt geplant werden muss. Schließlich gilt es, am 4. November um 13 Uhr im Hafen von Las Palmas einzulaufen, und bis dahin sind noch mehr als 4.000 km zurückzulegen! Die mittlere Geschwindigkeit der Pelagia beträgt zehn Knoten (zehn nautische Meilen pro Stunde), das entspricht 18 km/h.

Donnerstag, 28. Oktober 2010:


Die zweite Hälfte der Forschungsfahrt ist angebrochen - Zeit, die Mitglieder des Forschungsteams und ihre Aufgaben an Bord genauer vorzustellen!
Leiter der Forschungsfahrt ist Gerhard J. Herndl, der Leiter des Departments für Meeresbiologie. Er koordiniert das ESF-Forschungsprojekt MOCA, das über den FWF finanziert wird, und in dessen Rahmen die Expedition mit der Pelagia stattfindet. An Bord plant er die Arbeitsaufgaben der Teammitglieder.


Fahrtleiter Gerhard J. Herndl und der Bordelektroniker Ruud Groenwegen installieren eine Sauerstoff-Messsonde an der Sammelrosette.


Mit im Forschungsteam ist Thomas Reinthaler, Universitätsassistent am Department für Meeresbiologie. Er arbeitet die meiste Zeit im Isotopen-Laborcontainer und ist für die Messung der mikrobiellen Zell- und Biomasseproduktion verantwortlich.


Thomas Reinthaler filtriert im Isotopen-Laborcontainer Mikroben aus Meerwasser, um deren Einbauraten von Leucin zu bestimmen.

Diese mikrobielle Produktion wird sowohl unter den Druckbedingungen der Tiefsee als auch unter Oberflächendruck gemessen. Weiters filtriert er zusammen mit Kristin Bergauer, Dissertantin am Department für Meeresbiologie, täglich hunderte Liter Meerwasser durch Filter mit einer Porengröße von zwei zehntausendstel Millimeter für die spätere molekularbiologische Analyse der mikrobiellen Gemeinschaften.

Die weiterführenden Analysen werden im Labor in Wien wohl fast ein Jahr dauern. Zwei Fragestellungen sollen beantwortet werden: Erstens der Einfluss von hydrostatischem Druck auf die Aktivität der Tiefseemikroben, und zweitens die Zusammensetzung der Mikrobengemeinschaft in den verschiedenen Tiefseewassermassen. Wir gehen davon aus, dass die Zusammensetzung der Mikrobengemeinschaft spezifisch für die jeweiligen Wassermassen ist.

Christian Winter, ebenfalls Assistant am Department, arbeitet zusammen mit den Dissertanten Simone Muck und Adam Klimiuk an den Viren der Tiefsee. Dabei werden die Neubildungsraten der Viren im Wasser aus verschiedenen Tiefen gemessen sowie Proben für die spätere Analyse der Zusammensetzung der Virengemeinschaft durchgeführt. Letztere wird mit jener der Mikroben verglichen.


Christian Winter, Simone Muck und Adam Klimiuk im gekühlten Container (12°C), in dem Tiefseeviren aus dem Wasser für spätere Analysen filtriert und ihre Produktionsraten bestimmt werden.

Die Hauptfrage, die in diesem Zusammenhang zu lösen ist, lautet: Warum nimmt das Verhältnis der Virenzahl zur Mikrobenzahl vom Oberflächenwasser zur Tiefsee hin zu, obwohl die Zahl der Mikroben um etwa zwei Größenordnungen abnimmt?


Simone Muck konzentriert die Viren der Tiefsee mit Ultrafiltration auf.

Wir sind schon gespannt, ob unsere Analysen zurück in Wien Antworten auf dieses und andere Rätsel liefern ... Mehr über die weiteren TeilnehmerInnen unserer Forschungsfahrt erfahren Sie im nächsten Bericht!

Das dreijährige EU-Projekt "MOCA: Microbial Oceanography of Chemolitho-Autotrophic planktonic communities" wird von Univ.-Prof. Dr. Gerhard Herndl vom Department für Meeresbiologie geleitet und startete im April 2010. Projektpartner sind Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr. Christa Schleper vom Department für Ökogenetik sowie Prof. Dr. Klaus Jürgens vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (D), Prof. Dr.  Jarone Pinhassi von der Universität Kalmar (SE) sowie Prof. Dr.  Jose Gonzales von der Universidad de La Laguna (ES). Das Projekt wird im ESF-Eurocores Programm "Ecological and evolutionary functional genomics" (EuroEEFG) finanziert.