Vergabe der Herder-Preise 2005

Die Herder-Preise 2005 der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. Hamburg werden am Freitag, dem 29. April 2005, um 11.00 Uhr, im Großen Festsaal der Universität Wien an sieben WissenschafterInnen, KünstlerInnen und SchriftstellerInnen aus Süd- und Osteuropa verliehen.

Die mit je 15.000 Euro dotierten Herder-Preise werden jährlich an Persönlichkeiten in ost- und südosteuropäischen Ländern verliehen, die einen besonderen Beitrag zur europäischen Kulturlandschaft geleistet haben. Mit den Herder-Preisen sind Studienstipendien verknüpft, die jeweils einer von der Preisträgerin oder vom Preisträger vorgeschlagenen begabten Nachwuchskraft ein Studienjahr an einer Wiener Universität ermöglicht.

Die Herder-Preise 2005 gehen an den Theaterregisseur Eimuntas Nekrošius (Vilnius/Litauen), die Schriftstellerin Hanna Krall (Warschau/Polen), den Kunsthistoriker Jiří Kuthan (Prag/Tschechien), den Maler Károly Klimó (Budapest/Ungarn), den Musikwissenschafter Primož Kuret (Ljubljana/Slowenien), den Literaturwissenschafter Krešimir Nemec (Zagreb/Kroatien) und den Philosophen Andrei Marga (Cluj-Napoca/Rumänien).

Kurzbiografien der PreisträgerInnen

Eimuntas Nekrošius

geb. 1952, Litauen, Theaterregisseur, hat mit seinen tief greifenden Theaterinszenierungen weltweit große Anerkennung gefunden und das Theaterleben nachhaltig bereichert. Er wirkte in bedeutenden Theatern Italiens, Englands und Japans und erhielt Auszeichnungen im In- und Ausland. In seinen Neuinterpretationen geht er der Frage nach den wesentlichen Faktoren des menschlichen Zusammenlebens auf den Grund. Bereits in sowjetischer Zeit hat er kompromisslos inszeniert. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten zählen Stücke der Klassik, wie die Dramen von Tschechow, Puschkin und Shakespeare, aber auch zeitgenössische Werke wie z.B. von Aitmatov. Seit 1991 leitet Nekrošius als Direktor das Lithuanian International Theatre Festival LIFE.

Hanna Krall

geb. 1935, Polen, gilt als die wichtigste polnische Schriftstellerin der Gegenwart und als Meisterin der Reportage. Ihre Werke widmen sich der Geschichte des osteuropäischen Judentums und den deutsch-polnisch-jüdischen Verflechtungen. Mit außerordentlicher Sprachleistung zeigt Hanna Krall, wie Geschichtsereignisse und Zeitgeschehen in das Einzelschicksal eingreifen und es grundlegend bestimmen.

Jiří Kuthan

geb. 1945, Tschechien, Kunsthistoriker. Jiří Kuthan lehrt seit 1990 Kunstgeschichte und Denkmalpflege. Seit 2003 ist er Mitglied des Wissenschaftsrats und Leiter des Instituts für die Geschichte der christlichen Kunst an der Karls-Universität in Prag. Seine regimekritische Haltung erschwerte seine wissenschaftliche Laufbahn. Das wissenschaftliche Hauptinteresse Kuthans gilt der tschechischen und europäischen Kunst des Mittelalters. Seine Forschungen haben die Zusammenhänge der Kunst Böhmens, Mährens und Österreichs entscheidend bereichert.

Károly Klimó

geb. 1936, Ungarn, Professor für Malerei an der Budapester Hochschule. Als klassisch ausgebildeter Vertreter der abstrakten Malerei zählt Klimó seit Jahrzehnten zu den führenden ungarischen Malern der Aufbruchsgeneration um 1980.

Ausstellung: Vom 26. – 30. April 2005 sind in der Galerie Feichtner Gemälde und Arbeiten auf Papier von Klimó zu sehen. Am Freitag, dem 29. April 2005, 17.30 Uhr, findet dort in Anwesenheit des Künstlers ein Empfang statt. (Galerie Feichtner, Seilerstätte 19, 1010 Wien)

Primož Kuret

geb. 1935, Slowenien, Professor für Musikgeschichte an der Musikhochschule Ljubljana, hat sich mit seiner Aufarbeitung der Geschichte der Laibacher Philharmonischen Gesellschaft verdient gemacht. Seine Dokumentation der gemeinsamen Musikgeschichte Sloweniens mit Österreich, die im kommenden Jahr als Buch erscheinen soll, gibt Einblicke in alte kulturelle Verbindungen zwischen „Ost” und „West”. Kuret ist Mitbegründer und Leiter der noch zur Zeit des Kalten Krieges ins Leben gerufenen wissenschaftlichen Symposien der Slowenischen Musiktage Ljubljana.

Krešimir Nemec

geb. 1953, Kroatien, Literaturwissenschafter, gilt als führender Geist der jüngeren kroatischen Literaturwissenschaft. Sein dreibändiges wissenschaftliches Werk der „Geschichte des kroatischen Romans im 20. Jahrhundert“ stellt durch ihren innovativen Ansatz und ihren europäisch-vergleichenden Blick auf die Kunstform des Romans eine die kroatische Literaturgeschichtsschreibung revolutionierende Leistung dar. Hinzu kommen theoretische Arbeiten zur Erzählkunst, zur Poetik des Romans, zur Moderne und Postmoderne sowie Monographien und Aufsätze zu einzelnen kroatischen Autoren und literarischen Motiven. Mit dem „Lexikon kroatischer Schriftsteller“ (2000) hat er ein vorbildliches Nachschlagewerk herausgegeben.

Andrei Marga

geb. 1946, Rumänien, Professor für Philosophie, lehrt zeitgenössische Philosophie und allgemeine Logik an der Universität Cluj-Napoca (Klausenburg). Er gilt als einer der bedeutendsten Philosophen Rumäniens, der die deutsche Philosophie des 20. Jahrhunderts (Heidegger, Jaspers, Habermas, Marcuse) einige Jahre vor den einschneidenden politischen Veränderungen in Ost- und Südosteuropa durch seine Abhandlungen und Übersetzungen in Rumänien bekannt gemacht hat. Von 1997 bis 2000 war Andrei Marga rumänischer Erziehungsminister, seit 1993 ist er Präsident der Klausenburger Universität. Es ist ihm gelungen, aus der Babeş-Bolyai-Universität eine multikulturelle Hochschule zu machen. In Fragen der Hochschulpolitik und der Modernisierung des Bildungswesens gilt er als einer der führenden Köpfe Rumäniens. Zurzeit ist er Gastprofessor an der Universität Wien.

Preisverleihung:

Freitag, 29. April 2005, 11.00 Uhr c.t.

Großer Festsaal der Universität Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Rückfragehinweis:

Mag. Veronika Schallhart

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Dr. Annekatrin Gall

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