Universität Wien: Transportlogistik für Katastropheneinsätze

Die Koordination von Hilfsmaßnahmen nach Katastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis erfordert ein hohes Maß an Logistik. Plötzlich müssen Tausende Menschen nicht nur ärztlich versorgt werden, sondern auch mit Nahrung, Trinkwasser und Unterkünften. Immer wieder unterlaufen dabei gravierende Fehler, etwa dass gelieferte Hilfsgüter verschimmeln, während nur wenige Kilometer entfernt Menschen hungern. Mit der Verbesserung der Transportlogistik nach Katastrophen beschäftigt sich nun ein aktuelles, vom FWF gefördertes Projekt am Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Wien.

"Bis dato gibt es erstaunlich wenige wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Thema der Katastrophenhilfslogistik befassen", sagt Projektleiter Karl Doerner. Dieses Manko wird nun von Doerner gemeinsam mit Walter Gutjahr vom Institut für Statistik und Decision Support Systems sowie dem Vorstand des Instituts für Betriebswirtschaftslehre, Richard Hartl, und der Dissertantin Pamela Nolz behoben. "Uns geht es um die Planung der weiteren Phasen unmittelbar nach der ersten Zeit der Katastrophe. Konkret ab dem Zeitpunkt, wo verschiedene internationale Hilfsorganisationen in den betroffenen Gebieten eintreffen", erklärt Hartl.

Provisorisches Versorgungsnetzwerk
Im Fall des Tsunami-Unglücks in Südostasien 2004 kam es zu groben Engpässen in der Versorgung der Bevölkerung. Genau solche Situationen sollen in Zukunft mithilfe einer Software, die im Projekt entwickelt wird, vermieden werden. "Die Hauptaufgabe ist die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Daher ist es besonders wichtig, schnell ein provisorisches Versorgungsnetzwerk aufzubauen", so Hartl. Es geht darum, die optimale Transportroute für die Versorgung zu ermitteln, trotz – teilweise unkalkulierbarer – Hindernisse wie zerstörte Straßen oder Brücken.

Wesentlich ist auch die Errichtung von diversen Lagermöglichkeiten wie Zwischenlager oder Regionallager. Diese Lager müssen an strategisch wichtigen Punkten stehen, um eine optimale Verteilung zu erreichen. "Für die traumatisierten Menschen in der Region sind regelmäßige Hilfslieferungen zu festgelegten Zeiten notwendig, da sie sich dadurch nicht im Stich gelassen fühlen", sagt Doerner.

Kooperation mit dem Roten Kreuz
Sowohl Richard Hartl als auch Karl Doerner haben Erfahrung in der Erarbeitung zur Transportlogistik. Sie optimierten für das Rote Kreuz die Blutspendensammlung und den PatientInnentransport. Im Zuge des aktuellen Projekts arbeitet das Team mit der Abteilung für Internationale Hilfe des Österreichischen Roten Kreuzes zusammen. "Um Katastropheneinsätze optimieren zu können, werten wir zuerst historische Daten aus und stellen uns die Fragen: Was ist schief gegangen und wie hätte es besser funktionieren können?",  so der Betriebswirtschafter Doerner.

Ziel ist es, am Ende der dreijährigen Projektlaufzeit eine computergestützte "Betriebsanleitung" für Katastropheneinsätze zu entwickeln. Karl Doerner: "Das Rote Kreuz bekommt von uns mit diesem Prototyp quasi die Basisdaten für die Erarbeitung einer Katastrophensoftware. Wird sie umgesetzt, könnten die Hilfskräfte vor Ort Koordinaten von befahrbaren und nicht befahrbaren Straßen, Bevölkerungszahlen etc. eingeben und die Software liefert verschiedene Vorschläge für die günstigsten Plätze von Lagerhallen und Transportrouten."

Kontakt:
Mag. Dr. Karl Doerner
Institut für Betriebswirtschaftslehre
Universität Wien
1210 Wien, Brünner Straße 72
T +43-1-4277-38113
karl.doerner(at)univie.ac.at
http://www.univie.ac.at/bwl

Rückfragehinweis:
Mag. Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit 
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T +43-1-4277-175 31
alexandra.frey(at)univie.ac.at
http://public.univie.ac.at