Symposion Chaos Control 2006 zum Thema "Wissenskartelle"

Am Mittwoch, 10. Mai 2006, findet heuer bereits zum siebten Mal in Folge das Symposion "Chaos Control" an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien statt. Im Rahmen der hochkarätigen Veranstaltung, organisiert von Juridicum-Online und dem Universitätslehrgang für Informationsrecht und Rechtsinformation, werden aktuelle Rechtsprobleme von renommierten ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis erörtert.

Geistiges Eigentum ist das Kapital des 21. Jahrhunderts. Die Entwicklung der postmodernen Gesellschaft zu einer Informationsgesellschaft und der Information zum Wirtschaftsgut einer digitalen Welt wurde seit Jahren erschöpfend ausformuliert. Während die neue Informationsgesellschaft jedoch damit beschäftigt war, in der Informationsflut zu baden und sich an den Zugang zu Wissen jeder Art und Qualität zu gewöhnen, haben sich Mechanismen und Organisationen entwickelt, die den Traum von der Digitalen Revolution als allzu schnell wieder ausgeträumt erscheinen lassen.

Der Terminus "Wissenskartelle" beschreibt die teilweise institutionalisierten, gut geschützten Informationskonglomerate, die auf Kosten der viel zitierten Informationsfreiheit Wissen ansammeln, verwalten und nutzen. Die Vermarktung und Verteidigung geistigen Eigentums im Pharmabereich, der Schutz der Information als Kapital und sein Bruch durch Wirtschaftsspionage und Terrorismus oder die Beeinflussung von Wissen durch die Beeinflussung der Informationssuche durch Suchmaschinen implizieren Probleme dieser Informationskonzentrationen, die im Rahmen von Chaos Control 2006 aufgezeigt und von ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis diskutiert werden.

Die Themen im Überblick:

  • GPL 3.0 – Revolution Revisited
  • IT und Gender: Neue Räume für alte Möbel?
  • Ziel und Zelle: Terror und Spionage im Netz
  • Google-ization
  • Patente und Generika – Macht Recht krank?

Die Veranstaltung ist kostenlos und öffentlich zugänglich. Weitere Information unter http://www.chaoscontrol.at

Programm

Workshop: GPL 3.0 – Revolution Revisited

Seminarraum 10, Juridicum 10.00-11.45 Uhr

Die General Public License (GPL) ist die Lizenz für freie Software. Trotz bestehender Alternativen hat sich die GPL zur weit verbreiteten Standardlizenz im Open-Source-Bereich entwickelt. Die derzeit gültige Version aus 1991 hat also sowohl die Digitale Revolution als auch die Entwicklung der weltweiten digitalen Netze und die Verhundertfachung der Mikroprozessorleistung unverändert überstanden. Umso bedeutender ist daher die bevorstehende Revision des Lizenz-Urgesteins. Im Jänner dieses Jahres wurde die GPL 3.0 der Öffentlichkeit vorgestellt. Angesichts der geplanten Publikation 2007 werden die aus der informationspolitischen Tendenz resultierenden Konfliktpotentiale bei Chaos Control 2006 erörtert.

Dr. Roman Heidinger, M.A. Wirtschaftsuniversität Wien

Mag. Georg Jakob, Verein zur Förderung freier Software - FFS

RA Dr. Till Jaeger, Rechtsanwalt

Dipl.-Ing. Philipp Reisner, Linbit

Moderation: Mag. Florian Philapitsch, LL.M. Wirtschaftsuniversität Wien

Eröffnung und Grußworte

Dachgeschoss, Juridicum 13.00-13.15 Uhr

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Rechberger

Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

Panel 1: IT und Gender – Neue Räume für alte Möbel?

Geschlechtergleichheit als Gewinnerin und Opfer heutiger Informationstechnologien

Dachgeschoss, Juridicum 13.15-14.45 Uhr

Technische Neuerungen lassen sich gut über einen kulturoptimistischen Anstrich vermitteln. Zugleich geschieht es häufig, dass sie dabei für Herrschaftsprojekte vereinnahmt werden. Dies gilt auch für die neuen Informationstechnologien: Die Verheißung, über gleichsam grenzenlose Kommunikation das Leben um eine Vielzahl neuer Wahlmöglichkeiten und Qualitäten zu bereichern, fasziniert. Und bereitwillig wird die Botschaft geglaubt, das Öffnen und Betreten der neuen Räume würde auch höhere Standards von Demokratie und Gleichheit bedeuten. Wie glaubwürdig ist diese Botschaft, wenn es um Geschlechtergleichheit geht? Bergen die neuen Informationstechnologien ein nennenswertes Verbesserungspotential für Geschlechtergleichheit – oder bleibt es, trotz neuer Räume, bei den alten Möbeln?

Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Benke, Universität Wien

MMag. Dr. Madeleine Petrovic, Abgeordnete des Landtages von Niederösterreich

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Eva Flicker, Fakultät für Sozialwissenschaften

Moderation: Ass.-Prof. Dr. Elisabeth Holzleithner, Universität Wien

Panel 2: Ziel und Zelle – Terror und Spionage im Netz

Dachgeschoss, Juridicum 15.15-16.45 Uhr

Die Bedrohungen von Gesellschaft und Staat müssen nicht zwingend militärischer Natur sein. Technische Globalisierung und Vernetzung in industrialisierten Gesellschaften bieten nahezu ideale Voraussetzungen für feindliche Handlungen. Neben der klassischen Form der Terrorausübung zur Erreichung politischer Ziele sehen sich die westlichen Industrie- und Wissensgesellschaften immer mehr durch das Handeln von staatlichen Nachrichtendiensten im Interesse der Wirtschaft herausgefordert. Wo liegt die rechtliche Grenze zwischen innerer und äußerer Sicherheit? Muss sie neu definiert werden oder löst sie sich auf?

Dipl.Ing. Reinhard Hutter, Center for European Security Strategies

Univ.-Doz. DDr. Heinz Vetschera, Landesverteidigungsakademie

Dr. Ernst Strasser, Bundesminister a.D. für Inneres

Mag. Thomas Havranek, The Merchant International Group Limited

Dr. Peter Pilz, Abgeordneter zum Nationalrat

Moderation: Rainer Nowak, Die Presse

Panel 3: Google-ization

Dachgeschoss, Juridicum 17.15-18.45 Uhr

Die Suchmaschine „Google“ hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer informationstechnischen Institution entwickelt. Wer Inhalte in den digitalen Netzen sucht, greift dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den kalifornischen Suchdienst zurück. Symptomatisch für die Durchdringung der Alltagskultur der Informationsgesellschaft mit dem System Google ist die Aufnahme von „googeln“ in den DUDEN. Google hat sich mittlerweile zu einem Beinahe-Medienmonopol entwickelt. Bei Suchmaschinenanfragen im deutschen Internet besitzt Google bereits einen Marktanteil von über 80 Prozent. Medienforscher betrachten aus diesem Grund die Meinungsmacht von Google mittlerweile kritisch. Google hat sich scheinbar von einem technischen Instrument zu einer Kontrolle über die Wissensbeschaffung im Internet aufgeschwungen.

Durch die Zensur einzelner Suchergebnisse hat der Suchmaschinengigant gezeigt, dass auch eine Suchmaschine die Informationsbeschaffung und damit die Meinungsbildung in einer digitalen Welt kontrollieren und gestalten kann. Problematisch scheint auch das Durchdringen anderer Bereiche durch die Suchmaschine: Google Print soll gedruckte Werke digitalisieren und für Suchen verfügbar machen, urheberrechtliche Probleme sind programmiert.

RA Dr. Thomas Höhne, Höhne, In der Maur & Partner Rechtsanwälte GmbH

Mag. Dr. Walter Seböck, MSc, MBA, Donau-Universität Krems

Univ.-Prof. Mag. Dr. Nikolaus Forgó, ULG Informationsrecht, Universität Hannover

Dr. Carsten Schulz, Rechtsanwalt bei Taylor Wessing – Hamburg

Moderation: Dr. Gerhard Laga, Wirtschaftskammer Österreich

Panel 4: Patente und Generika – Macht Recht krank?

Dachgeschoss, Juridicum 19.15-21.00 Uhr

Patente garantieren der Pharmaindustrie das ausschließliche Recht auf befristete Nutzung entwickelter Arzneimittel, wodurch Dritte von der Herstellung, dem Verkauf oder dem Gebrauch dieser Erfindung mit rechtlicher Hilfe ausgeschlossen werden. Kaum noch finanzierbare staatliche Sozialversicherungssysteme müssen steigende Arzneimittelkosten tragen, da die Produktion und der Einsatz kostengünstiger Alternativen durch den Patentschutz verhindert werden.

Fördern Patente die technologische Innovation oder begünstigen sie Monopole, welche öffentliche Interessen negieren und sich schamlos bereichen? Sind Eingriffe in Patentrechte als legitimes Mittel geboten, um der Gesellschaft finanzierbare Medikamente in Form von Generika zukommen zu lassen? Beeinträchtigt ein abgeschwächter Patentschutz Innovation und Forschung im Pharmabereich? Wie kann der Gesetzgeber diesem sicherheitspolitischen Regulierungsbedarf Rechnung tragen?

Dr. Daniel Alge, Sonn & Partner Patentanwälte

N.N., BAXTER Vertriebs GmbH

o. Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze, Vorstand Institut für Sozialmedizin Wien

Dr. Walter Dohr, Wiener Patientenanwalt

Mag. Dr. Jürgen Wallner, Institut für Rechtsphilosophie

Ao. Univ.-Prof. Dr. Ernst Singer, Vorsitzender der Ethikkommission

Moderation: RA Univ.-Doz. Dr. Alfred J. Noll, Freimüller/Noll/Obereder/Pilz

Kulinarischer Ausklang ab 21 Uhr

Chaos Control 2006 „Wissenskartelle“

Zeit: Mittwoch, 10. Mai 2006, 10 bis 21 Uhr

Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien (Juridicum)

1010 Wien, Schottenbastei 10-16

Kontakt

Michael Winter

Juridicum Online, Rechtswissenschaftliche Fakultät

Universität Wien

1010 Wien, Heßgasse 1

T: +43-1-4277-340 70

michael.winter(at)univie.ac.at

www.juridicum.at

Rückfragehinweis

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

Tel: +43-1-4277-175 30

Mobil: +43-664-602 77-175 30

E-Mail: veronika.schallhart(at)univie.ac.at

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