Pränataldiagnostik – Zwischen Hoffen und Bangen

Im Rahmen des Symposiums "Ver(un)sicherte Schwangerschaft. Pränatale Diagnostik zwischen Hoffen und Bangen" stellt Andrea Strachota vom Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien ihr neu erschienenes Buch vor. Darin berichten Frauen und Männer über ihre persönlichen Erfahrungen mit pränatalen Diagnoseverfahren. Das Symposium selbst eröffnet Einblicke in die historische Entwicklung von Schwangerschaft und den heutigen Möglichkeiten der Pränataldiagnostik. Abschließend diskutieren Betroffene zum Thema.

Zur Pränataldiagnostik

Vorgeburtliche Untersuchungen haben das Ziel, Krankheiten, Behinderungen und Fehlbildungen des Kindes schon vor der Geburt zu erkennen. Untersuchungsverfahren wie die Nackenfaltenmessung oder der Combined-Test sind in jüngster Zeit zu einem selbstverständlichen Bestandteil der medizinischen Schwangerenbetreuung geworden: Nahezu allen Schwangeren wird bereits in der Frühschwangerschaft angeboten, gezielt nach Auffälligkeiten beim Kind (zum Beispiel dem Down-Syndrom) zu suchen.

Die meisten Frauen bzw. werdenden Eltern können sich über ein unauffälliges Ergebnis nach einer Nackenfaltenmessung oder nach einem Combined-Test freuen. Für jene werdenden Eltern jedoch, die mit einem auffälligen Ergebnis konfrontiert werden, stellen diese scheinbar harmlosen Routineuntersuchungen zumeist das Einfallstor in die weiterführende Pränataldiagnostik (Chorionzottenbiopsie, Fruchtwasserpunktion) dar, weil sowohl Nackenfaltenmessung wie Combined-Test ausschließlich Hinweise auf mögliche Auffälligkeiten geben. Wollen werdende Eltern nach einem für sie höchst beunruhigenden auffälligen Ergebnis Gewissheit über Gesundheit, Krankheit und Behinderung ihres Kindes, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als diese Verdachtsmomente mit Hilfe der Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) diagnostisch abklären zu lassen.

Werden schwangere Frauen/Paare nach der Inanspruchnahme von Chorionzottenbiopsie bzw. Amniozentese mit positiven Befunden konfrontiert, erzwingt dies eine Entscheidung über Fortsetzung oder Abbruch der Schwangerschaft, also über Leben oder Tod des Kindes, wenn die diagnostizierte Fehlbildung, Krankheit oder Behinderung als schwerwiegend gilt und keine Therapiemöglichkeit besteht. Entscheiden sich werdende Eltern für den Abbruch der Schwangerschaft, bedeutet dies nach der 12./13. Schwangerschaftswoche das Einleiten einer Geburt.

Zum Buch

Was die Inanspruchnahme pränataldiagnostischer Verfahren bei werdenden Eltern auszulösen vermag, darüber sind sich schwangere Frauen/Paare ebenso wenig im Klaren wie viele professionell Tätige, die schwangere Frauen im Rahmen der Schwangerenvorsorge betreuen. Diesem mangelnden Wissen soll das vorliegende Buch entgegenwirken: Es eröffnet Einblicke in die "innere Erfahrungswelt" werdender Eltern. 14 Frauen und acht Männer berichten über ihre Erfahrungen mit pränataler Diagnostik, und lassen damit an ihrer Gefühls- und Gedankenwelt teilnehmen.

Die Erfahrungsberichte decken das breite Spektrum des Möglichen ab: von der Inanspruchnahme der Nackenfaltenmessung mit unauffälligem Ergebnis bis zum Schwangerschaftsabbruch im 8. Monat durch Fetozid (Tötung des ungeborenen Kindes). Die Erfahrungen beziehen sich auf einen Zeitraum von 15 Jahren, wobei die am längsten zurück liegende Erfahrung im Jahre 1989 gemacht wurde, manche Frauen schrieben ihre Erfahrungen noch vor der Geburt ihres Kindes auf.

Die Erfahrungsberichte zeigen die berührenden wie gleichermaßen beunruhigenden Folgeprobleme von pränataler Diagnostik auf. Es gilt, sich darauf einzulassen und Schlüsse beispielsweise für die professionelle Schwangerenbetreuung zu ziehen. Das Buch richtet sich daher an jene Menschen, die professionell mit pränataler Diagnostik zu tun haben: Die aus den Erfahrungsberichten zu gewinnende Erkenntnis über die Bedeutung und Folgen der Inanspruchnahme von pränataler Diagnostik für werdende Eltern ist eine wichtige Grundlage für die medizinische Begleitung und Unterstützung. Das Buch stellt darüber hinaus eine Entscheidungshilfe für werdende Eltern dar, ob sie Pränataldiagnostik in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Dieses Buch richtet sich aber auch an interessierte Menschen, die weder persönlich noch professionell mit pränataler Diagnostik zu tun haben – und nicht zuletzt an jene Frauen und Männer, die selbst schon Erfahrungen mit pränataler Diagnostik gemacht haben.

Im ersten einführenden Teil werden die gängigsten pränataldiagnostischen Verfahren beschrieben, der zweite und umfangreichste Teil beinhaltet die erwähnten Erfahrungsberichte. Der dritte Teil besteht aus einer abschließenden Zusammenschau, in der besondere Aspekte, die in den Berichten der 14 Frauen und acht Männer zum Ausdruck kommen, nochmals hervorgehoben und kommentiert werden. Der Fokus richtet sich dabei auf die Kategorien "Motivation/Indikation zu PND", "Auswirkungen" , "Unterstützung, Begleitung, Beratung" und "Aufklärung". Im Anhang findet sich unter anderem eine Auflistung psychosozialer Beratungsstellen in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Literatur:

Strachota, Andrea: Zwischen Hoffen und Bangen. Frauen und Männer berichten über ihre Erfahrungen mit pränataler Diagnostik. Frankfurt am Main (Mabuse-Verlag) 2006.

Rückfragehinweis:

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

T +43-1-4277-175 30

M +43-664-602 77-175 30

veronika.schallhart@univie.ac.at

public.univie.ac.at