Neues Studium der Pflegewissenschaft an der Universität Wien

Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Seidl erhielt mit 1. Oktober 2004 eine vom Roten Kreuz und von der Caritas gestiftete Professur für Pflegewissenschaft. Im Rahmen ihrer Antrittsvorlesung im Kleinen Festsaal der Universität Wien am Dienstag, 5. April 2005, 17.00 Uhr, spricht Seidl über die im europäischen Vergleich späte Akademisierung der Pflege in Österreich und die Aufgaben der Pflegewissenschaft in Österreich.

Österreich liegt nicht nur bei der Anzahl der Akutbetten weit über dem EU-Durchschnitt, sondern hat auch weltweit die höchste Zahl von Krankenhausaufenthalten. Ursache dafür sind die zahlreichen Rehospitalisierungen vor allem von alten Menschen. Untersuchungen ergaben, dass eine ausführliche Pflegeberatung vor der Spitalsentlassung ganz wesentlich zur Reduzierung von Wiederaufnahmen beiträgt. Eine Aufgabe der Stiftungsprofessur ist es, dahingehend neue Pflegekonzepte im ambulanten und häuslichen Bereich zu entwickeln.

Die Zahl der chronisch kranken Menschen steigt stark an

Durch den wachsenden Pflegebedarf wird in unserer Gesellschaft Pflegebedürftigkeit ein eigenständiges Phänomen, für das in erster Linie das Pflegewesen und erst in zweiter Linie die Medizin zuständig ist. Die große Herausforderung wird daher sein, auch durch wissenschaftlich qualifiziertes Personal Gesundheitsförderung und Prävention so gezielt anzubieten, dass Pflegebedürftigkeit möglichst hintan gehalten werden kann. Darüber hinaus gilt es, ein komplexes, vernetztes Unterstützungsangebot von professionellen und informellen Pflegenden, also Angehörigen, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen usw. aufzubauen.

In Österreich ist die Verteilung der Pflegepersonen zwischen stationärem und extramuralem Bereich sehr ungleich. Lediglich 5% von den ca. 62.000 diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerInnen und AltenfachbetreuerInnen arbeiten im mobilen Pflegedienst. Der tatsächliche Bedarf an Pflege und Betreuung im häuslichen Bereich ist jedoch wesentlich höher. Um diese gesellschaftliche Problematik zu entschärfen, sind neue Programme und Strategien notwendig.

Studium der Pflegewissenschaft

Das individuelle Studium für Pflegewissenschaft wurde an der Wiener Universität 1999 eingerichtet , etwa 30 StudentInnen haben das Studium bereits abgeschlossen. Im Jahr 2004 wurde eine Stiftungsprofessur von den Organisationen Rotes Kreuz und Caritas gesponsert und Dr. Elisabeth Seidl als Professorin besetzt. Seit 1. Jänner 2005 ist die Pflegewissenschaft mit einem Institut an der Wiener Universität verankert. Zusammen mit der Medizinischen Universität Wien wurde ein Curriculum für ein Ordentliches Studium Pflegewissenschaft in Wien entwickelt. Das Studium beginnt voraussichtlich im Wintersemester 2005.

Zu den neuen Aufgabenfeldern der Pflegewissenschaft zählen neue Konzepte für Pflegeheime und für die Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase sowie im Bereich der Pflegeberatung von chronisch kranken Menschen. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen und die Qualität der Pflege zu erhöhen.

Zur Biografie von Elisabeth Seidl

Elisabeth Seidl, geb. 1939 in Wien, seit Oktober 2004 Professorin für Pflegewissenschaft an der Universität Wien. Seit Januar 2005 steht Seidl dem Institut für Pflegewissenschaft vor. Krankenpflegeausbildung am Rudolfinerhaus in Wien. Studium der Psychologie und Soziologie an der Universität Wien. Habilitation in Soziologie der Pflege an der Universität Linz. Seit 1992 Leiterin der Abteilung Pflegeforschung des Instituts für Pflege- und Gesundheitssystemforschung der Universität Linz. Seit 1998 Lehre an der Universität Wien, Aufbau des Individuellen Diplomstudiums Pflegewissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Kommunikation und Interaktion in der Pflege, Palliative Pflege, Gesundheits- und pflegerische Versorgung alter Menschen.

Antrittsvorlesung „Pflegewissenschaft für die Gesundheitsversorgung von morgen“

Zeit: Dienstag, 5. April 2005, 17.00 Uhr

Ort: Universität Wien, Kleiner Festsaal, 1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

Rückfragehinweis:

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

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