Neuer Sammelband zur Feindbildpropaganda im Kalten Krieg

Rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse (17. – 20. März 2005) legen Rainer Gries von der Universität Wien und Silke Satjukow von der Universität Jena den reich bebilderten Sammelband „Unsere Feinde. Konstruktionen des Anderen im Sozialismus“ vor. Darin wird die Feindbildpropaganda in den Ländern und Gesellschaften des „real existierenden Sozialismus“ analysiert.

Politische oder religiöse Konflikte schüren Feindbilder, mitunter mit tödlichen Folgen – denken wir nur an den 11. September 2001. Auch im Kalten Krieg waren Feindbilder ein elementarer Bestandteil der Denk- und Gefühlswelt jenseits und diesseits des Eisernen Vorhanges. Die vorliegende Publikation präsentiert in 26 Beiträgen eine historische Galerie der Feinde des Sozialismus in der Sowjetunion, in den Volksrepubliken Polen, Ungarn und Albanien sowie in der DDR.

„ Kulaken , Popen und Kapitalisten , Imperialisten und Militaristen , Agenten und Saboteure: Die zahlreichen verbrecherischen Visagen der Feinde des Sozialismus erweisen sich nicht bloß als ästhetische und mediale Konstrukte, als grausam-gruselige Kopfgeburten und als bedrohliche Vertreter aus dem Reich des Bösen. Diese Kulturgeschichte der Feindbilder des Sozialismus versteht die Produktion solcher Masken des Übels vielmehr als einen gesellschaftlichen kommunikativen Prozeß, an dem professionelle Propagandisten, aber auch die Bevölkerung aktiv beteiligt sind“, erklärt Rainer Gries. Die Herausgeber führen daher auch in die Sozialpsychologie dieser propagandistischen Erzählungen ein. Feindbilder sollen legitimieren, integrieren und mobilisieren: Die Herrschenden gebären sie, um ihre Macht zu begründen. Aber auch die Beherrschten bleiben dabei nicht untätig: Sie können solche Feinderzählungen annehmen und durchaus für ihre ureigensten Zwecke in Dienst stellen – sie können sie aber auch ignorieren oder sich ihnen entgegen stellen. Das Tableau der sozialistischen Feindbilder eröffnet Zugänge zu einem zentralen Phänomen politischer Kommunikation, das auch im 21. Jahrhundert seine Brisanz keineswegs verloren hat.

Kurzbiografien der HerausgeberInnen

Dr. habil. Rainer Gries (rainer.gries@univie.ac.at), geb. 1958 in Heidelberg, lehrt als Vertragsprofessor für Kultur- und Kommunikationsgeschichte am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Seine Hauptforschungsgebiete sind die Geschichte der „persuasiven Kommunikationen“, also der politischen Propaganda, der Wirtschaftswerbung und der Produktkommunikation; vergleichende Kultur- und Gesellschaftsgeschichte Deutschlands, Österreichs und der DDR. Seine letzte Publikation „Produkte als Medien. Kulturgeschichte der Produktkommunikation in der Bundesrepublik und der DDR“ erschien 2003 im Leipziger Universitätsverlag.

Dr. Silke Satjukow (satjukow@t-online.de), geb. 1965 in Weimar, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Rahmen ihres aktuellen Forschungsprojekts „Russen und Deutsche – Eine Besatzungsgeschichte“ publizierte sie heuer bereits „Die Russen kommen!“ Erinnerungen an sowjetische Soldaten 1945-1992. (Hg. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen). Ihre Arbeitsschwerpunke sind die Propagandageschichte des Sozialismus, Kulturgeschichte von Infrastrukturen und Militärgeschichte.

Rainer Gries/Silke Satjukow (Hrsg.): Unsere Feinde. Konstruktionen des Anderen im Sozialismus. Leipziger Universitätsverlag Leipzig 2005. 555 Seiten; Hardcover; 70 überwiegend vierfarbige Abbildungen; ISBN 3-937209-80-8.

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