Fünf Herder-Preise 2006

Am Freitag, 5. Mai 2006, um 11 Uhr werden das letzte Mal die von der Alfred-Toepfer-Stiftung F.V.S. gestifteten Herder-Preise an der Universität Wien an fünf WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen aus Ost- und Südeuropa verliehen. In den kommenden Jahren wird die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. ihre Arbeit strategisch neu ausrichten.

Die mit je 15.000 Euro dotierten Herder-Preise dienen der Pflege und Förderung kultureller Beziehungen zu ost- und südeuropäischen Ländern. Diese Auszeichnung erhalten heuer der Historiker Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej aus Polen, die Schriftstellerin Ene Mihkelson aus Estland, der Kunsthistoriker Prof. Dr. Nicos Hadjinicolaou aus Griechenland, die Ethnologin Prof. Dr. Gabriela Kiliánová aus der Slowakei und der Architekt Prof. Dipl.-Ing. Vojteh Ravnikar aus Slowenien.

Mit den Preisen ist jeweils ein Stipendium verknüpft, das einer von der Preisträgerin oder dem Preisträger vorgeschlagenen begabten Nachwuchskraft ein Studienjahr an einer Wiener Universität ermöglicht.

Ab 2007 neuer Preis

Die Herder-Preise werden gemeinsam mit anderen Preisen der Stiftung in einen neuen europäischen Preis für Kultur überführt. Mit diesem Preis, der mit 75.000 Euro dotiert sein wird, sollen ab 2007 junge europäische Künstler und Wissenschaftler aus den Bereichen bildende Kunst, Musik, Architektur, Film, Fotografie, Literatur und Publizistik ausgezeichnet werden.

Kurzbiografien der PreisträgerInnen

Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej

*1956, Polen, Historisches Institut der Universität Warschau, gilt heute in Deutschland und Österreich als der bekannteste polnische Zeithistoriker. Dies ist vor allem auf seine Pionierarbeit zum "Vertreibungskomplex" zurückzuführen, die zwischen 2000 und 2004 in die parallele deutsch-polnische Herausgabe von je vier Bänden einer Edition aus polnischen Archiven mündete. Borodziej trägt beispielhaft zur politischen Bildung und internationalen Verständigung auf dem noch immer heiklen Gebiet der europäischen Zeitgeschichte bei.

Ene Mihkelson

*1944, Estland, Schriftstellerin und Kritikerin, zählt zu den wichtigsten und eigenwilligsten Autorinnen Estlands. Sie studierte Literatur und an der Universität Tartu. Sie hat bislang neun Gedichtbände, vier Romane – zuletzt "Die Pein des Namens" (1995) – und einen Erzählband – "Des Todes Geburtstag" (1996) – publiziert. Auf Deutsch sind ausgewählte Gedichte in dem Band "Das Leben ist noch neu. Zehn estnische Autoren" (1992) erschienen. Mihkelsons Prosawerk widmet sich den Problemen von Identität und Vergangenheit; ihr poetisches Programm – "Schreiben ist die Wunde am weißen Körper aus Papier" – ist von schmerzhafter Intensität und stellt sich den katastrophischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts ebenso wie den Herausforderungen der Zukunft.

Prof. Dr. Nicos Hadjinicolaou

*1938, Griechenland, Vorstand des Instituts für Geschichte und Archäologie der Universität Kreta. Hadjinicolaou ist eine Persönlichkeit von vielfältigen Interessen und europaweiten wissenschaftlichen Kontakten, ein Kunsthistoriker mit einem weiten Horizont und einem wachen Methodenbewusstsein. Sein Engagement gilt dem Ausbau der Beziehungen zwischen Griechenland und Europa.

Prof. Dr. Gabriela Kiliánová

*1951, Slowakei, Direktorin des Instituts für Ethnologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften. Sie setzte sich unermüdlich und erfolgreich für die Wende ihres im Sozialismus sehr traditionell ausgerichteten Faches hin zu einer modernen, kulturanalytischen Sozialwissenschaft und damit für die Einbindung in die europäische Wissenschaftstradition ein. Mit ihrer Beschäftigung mit kulturellen und politischen Grenzen und deren Einfluss auf das Alltagsleben der Menschen zielte Kiliánová auf die Verbesserung des nicht immer unproblematischen Verhältnisses der Slowakei zu ihren Nachbarn.

Prof. Dipl-Ing. Vojteh Ravnikar

*1943, Slowenien, nimmt in der gegenwärtigen Architekturentwicklung seines Landes eine herausragende Stellung ein. Sein baukünstlerisches Œuvre ist umfangreich und außergewöhnlich, von hohem künstlerischen Reifegrad in der Tradition der klassischen, mitteleuropäischen Moderne stehend. Vojteh Ravnikars Bauten sind mit sensibler Phantasie und hohem gestalterischen Anspruch in den historischen Bestand eingefügt. Sein Opus Magnum, das im Jahr 2000 fertig gestellte Bibliotheksgebäude in Nova Gorica, ist von europäischem Rang.

Rückfragehinweis

Mag. Alexandra Frey

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

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