Fische wandern am liebsten im Dunkeln

Eine aktuelle Untersuchung des Departments für Limnologie und Hydrobotanik der Universität Wien ergab, dass sich die Fische in der Donau und ihren Seitenarmen bevorzugt bei Dämmerung und in der Nacht auf Wanderschaft begeben. Die Tiere sind dabei nicht geradlinig unterwegs, sondern vollziehen ausgeprägte horizontal pendelnde Schwimmbewegungen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts FIDON untersuchten Univ.-Prof. Dr. Hubert Keckeis und Mag. Georg Rakowitz vom Department für Limnologie und Hydrobotanik der Universität Wien, wie und wohin die Donaufische im Großraum Wien wandern. Ein Ziel war es, herauszufinden, wie sich „künstliche Hindernisse“ wie Kraftwerke, Schleusen oder Regulierungen auf die Wanderbewegungen auswirken.

Die neuen Einblicke in die Welt der Donaufische gelangen mit einem speziellen Echolot, welches üblicherweise in der Hochseefischerei Verwendung findet. Um im seichten Wasser der Donauzubringer die Wanderbewegung der Fische zu verfolgen, adaptierten die beiden Ökologen das Verfahren gemeinsam mit Dr. Jan Kubecka vom Institut für Hydrobiologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften für ihre Zwecke. „Wanderungen stellen einen wichtigen Teil im Lebenszyklus vieler Flussfischarten dar“, erläutert Keckeis, „z.B. für die Reproduktion, die Nahrungssuche oder auch für das Aufsuchen von Refugialbereichen.“ Die einzelnen Fischarten legen dabei höchst unterschiedliche Distanzen zurück. Sind derartige Wanderungen nicht möglich, hat dies letztlich gravierende Auswirkungen auf die gesamte Populations-Entwicklung. Wie sich jetzt herausstellte, steigt die Wanderaktivität der Fische etwa im Donauzubringer Fischa mit Einsetzen der Dämmerung sprunghaft an. „Vor allem in der Hauptlaichzeit der ‚Nasen' ist ein signifikanter Unterschied zwischen Tag und Nacht vorhanden“, so die Ökologen. Die Nasen (Chondrostoma nasus) sind eine der in der aktuellen Studie untersuchten Leitfischarten.

Auffallendes Sommerloch

Mittels Elektrobefischungen konnten im Donaukanal die höchsten Individuendichten in den Monaten Mai und April sowie im September ermittelt werden. Dazwischen – in den Sommermonaten Juni, Juli und August – war die Anzahl von wandernden Fischen hingegen auffallend gering. Interessant ist dies vor allem deshalb, weil in naturbelassenen Flüssen gerade in diesem Zeitraum die höchsten Dichten auftreten. Die Ursache für dieses Phänomen soll in weiteren Untersuchungen genauer abgeklärt werden.

Interessant ist die Art und Weise, wie sich die Nasen bei ihrer Wanderung fortbewegten. „In den wenigsten Fällen schwimmen die Fische einfach gerade stromaufwärts“, erläutert Rakowitz. „Sie vollziehen horizontal pendelnde Bewegungen – mit unterschiedlich langen Drift- und Schwimmphasen.“ Die Erklärung, warum die Fische fast ausschließlich bodennah schwimmen, könnten günstigere Strömungsbedingungen am Flussgrund sein.

Fischbestand in der Donau geht zurück

Insgesamt ist der Fischbestand in der Donau in den letzten Jahrzehnten merkbar zurückgegangen. Im Raum Wien sieht Projektleiter Hubert Keckeis vorrangig an der Wienflussmündung Handlungsbedarf. Wie sich herausstellte, weist dieser Flussabschnitt eine überraschend hohe Artenvielfalt auf. Die Lebens- und Laichbedingungen sind durch die Betonverbauungen jedoch alles andere als optimal. „Die Fische stehen hier sozusagen an, eine Einwanderung in den Wienfluss ist durch die harte Verbauung nicht möglich“, konstatiert Keckeis. „Mit der Restrukturierung des Wienflusses würde sich hier ein enormes ökologisches Potential eröffnen. Diese Zuflüsse haben in vielerlei Hinsicht eine Schnittstellenfunktion.“

Die oben genannten Ergebnisse wurden im Rahmen der Abschlusskonferenz INTERREG IIIA-Projekt FIDON Wien-Györ im Wiener Rathaus präsentiert. Weitere Information unter www.fidon.at.

Rückfragehinweis:

Univ.-Prof. Dr. Hubert Keckeis

Department für Limnologie und Hydrobotanik

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T +43-1-4277-543 41

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Mag. Veronika Schallhart

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