Dies Academicus 2019

Universität Wien verleiht vier Doktorate "sub auspiciis" und ein Ehrendoktorat für Chemiker und Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn

Am Dienstag, 12. März 2019, feiert die Universität Wien anlässlich der 654. Wiederkehr des Jahrestages der Gründung der Alma Mater Rudolphina Vindobonensis ihren Dies Academicus. Bundespräsident Alexander Van der Bellen überreicht aus diesem Anlass vier herausragenden AbsolventInnen die Ehrenringe der Republik Österreich im Rahmen einer "Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae" mit Rektor Heinz W. Engl. Die Universität Wien ehrt außerdem den französischen Chemiker und Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn mit einem Ehrendoktorat und lädt anschließend zum Science Talk mit ERC-PreisträgerInnen und Marie Skłodowska-Curie Fellows.

Der vielfach ausgezeichnete Chemiker Jean-Marie Lehn zählt zu den Pionieren der "supramolekularen Chemie" und erhielt im Jahr 1987 für die "Entwicklung und Verwendung von Molekülen mit strukturspezifischer Wirkung von hoher Selektivität" gemeinsam mit Donald J. Cram und Charles J. Pedersen den Nobelpreis für Chemie. Als assoziiertes Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Fakultät für Chemie ist Lehn der Universität Wien eng verbunden und hat die Fakultät für Chemie über viele Jahre beratend begleitet. Im Vorfeld der Verleihung des Ehrendoktorats hält Jean-Marie Lehn am Montag, 11. März, einen öffentlichen Vortrag zum Thema "Stufen zum Leben: Chemie!".

Jean-Marie Lehn, geboren 1939 in Rosheim im Elsass, Frankreich. Ursprünglich beabsichtigte Lehn, Philosophie zu studieren. Er entschied sich dann doch für Chemie, Physik und Naturwissenschaften an der Universität Straßburg. Er promovierte im Jahr 1963 und ging danach an die Harvard University. Zwei Jahre später kehrte er nach Straßburg zurück, wo ihm 1968 die Synthese von Kryptanden – organischer Käfigmoleküle, die in ihren Hohlräumen Ionen und Moleküle einlagern können – gelang. Im Jahr 1970 wurde Lehn zum Professor für Chemie an der Louis Pasteur Universität Straßburg berufen, er erhielt zudem 1979 eine Professur für molekulare Wechselwirkungen am Collège de France in Paris. Der ehemalige Direktor des Instituts für Nanotechnologie in Karlsruhe und Gründer des Institut de Science et d’Ingénierie Supramoléculaires (ISIS) in Straßburg war als Gastprofessor an verschiedenen renommierten Hochschulen tätig und hat eine Vielzahl an Ehrungen und Auszeichnungen erhalten, darunter im Jahr 2001 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

Vier Promotionen "sub auspiciis"
Ein sehr guter Erfolg in allen Oberstufenklassen, eine Reifeprüfung mit Auszeichnung, ein Studienabschluss, in dem alle Teile der Diplom- bzw. Bachelor- und Masterprüfungen sowie das Rigorosum mit "Sehr gut" beurteilt werden, dazu Bestbeurteilungen bei der Diplom- bzw. Masterarbeit und Dissertation: Das alles sind Voraussetzungen für eine "Promotio sub auspiciis praesidentis rei publicae". Dieses Jahr erhalten drei AbsolventInnen der Universität Wien diese höchste Auszeichnung, die es in Österreich für ein Studium gibt.

Christof Lammer (geb. 1985 in Graz) maturierte 2003 am Bundesgymnasium Weiz. Nach dem Zivildienst bei der Lebenshilfe Weiz studierte er sowohl Sinologie (Bakkalaureat 2009) als auch Kultur- und Sozialanthropologie (Diplom 2012) an der Universität Wien. Vorbereitet durch ein Sprachstudium an der Universität Tianjin (2006/7), forschte er 2011 mit einem KWA-Stipendium für die Diplomarbeit zu einem Projekt ländlicher Entwicklung in der Provinz Henan. Von 2013 bis 2017 war er Universitätsassistent in der Forschungsgruppe von Tatjana Thelen. Unterstützt durch ein Marietta Blau-Stipendium und das China Scholarship Council führte er von 2013 bis 2015 mit Anbindung an der Volksuniversität in Beijing eine 15-monatige ethnographische Feldforschung in der Provinz Sichuan durch. 2017 beteiligte er sich als Fellow an der ZiF-Forschungsgruppe "Verwandtschaft und Politik" an der Universität Bielefeld. Ein Abschlussstipendium der Universität Wien ermöglichte die Fertigstellung der Dissertation "Performing State Boundaries: A Stategraphy of Citizen Participation in China" (2018). Ab April 2019 lehrt und forscht er als Postdoc-Assistent am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung der Universität Klagenfurt. Sein nächstes Projekt beschäftigt sich mit Genbanken und Präzisionsmedizin in Asien. 

Krystina Kubina (geb. 1988 in Zwickau/Deutschland) legte 2007 das Abitur am Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra in Meißen (Deutschland) ab. Anschließend studierte sie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau die Fächer Griechisch, Germanistik, Mittellatein und Philosophie. Zusätzlich schloss sie ein Masterstudium in Late Antique and Byzantine Studies an der Universität Oxford ab. Von 2014 bis 2018 absolvierte sie ihr Doktoratsstudium an der Universität Wien im Fach Byzantinistik unter der Betreuung von Claudia Rapp und Andreas Rhoby mit einer Dissertation zu Manuel Philes und der gesellschaftlichen Relevanz von Gedichten im Konstantinopel des 14. Jahrhunderts, gefördert durch ein uni:docs-Stipendium. Jüngst hat sie im Rahmen eines Hertha-Firnberg-Projektes des FWF eine Postdoc-Stelle an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angetreten. In diesem Rahmen widmet sie sich der Erforschung der byzantinischen Dichtung vom 13. bis zum 15. Jahrhundert.

Andreas Baumann (geb. 1985 in Wien) maturierte 2004 am Bundesgymnasium Wien 18. Nach seinem Zivildienst bei der Johanniter-Unfall-Hilfe studierte er Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft (Abschluss 2010) sowie Mathematik (Abschluss 2013) an der Universität Wien. In seinen Diplomarbeiten beschäftigte er sich mit der Modellierung des Erwerbs natürlich sprachlicher Grammatiken beziehungsweise mit evolutionären Dynamiken in strukturierten Populationen. Ab 2011 war er als Universitäts- und später Projektassistent am Institut für Anglistik und Amerikanistik in der Forschungsgruppe von Nikolaus Ritt tätig, wo er zur evolutionären Modellbildung von Sprachwandelphänomenen forschte. Nach einem kurzen Auslandsaufenthalt an der Stellenbosch University (Südafrika) begann er 2015 mit der Arbeit an seiner Dissertation im Bereich Kognitionswissenschaft zum Thema "Modeling the eco-evolutionary dynamics of phonotactics: cognitive, linguistic, and non-linguistic determinants". Seit Beendigung des Doktoratsstudiums im Sommer 2018 arbeitet er als Data Scientist für die österreichische Sozialversicherung im Bereich Künstliche Intelligenz und als externer Lehrender an der Universität Wien. 

Christodoulos Papavarnavas (geb. 1988 in Nikosia/Zypern) legte 2006 das Abitur am Lyceum Ethnomartyras Kyprianos in Strovolos (Zypern) ab. Nach seinem zweijährigen Wehrdienst nahm er 2008 den Bachelor-Studiengang im Bereich Byzantinistik und Neogräzistik an der Universität Zypern in Nikosia auf, den er im Jahr 2012 mit der Auszeichnung für die besten wissenschaftlichen Leistungen an der Philosophischen Fakultät abschloss. Zusätzlich verbrachte er im Rahmen des Erasmus-Programmes 2011 ein Auslandssemester an der Freien Universität Berlin. Gefördert durch die Staatliche Stipendienstiftung Zypern (IΚYK), absolvierte er von 2012 bis 2014 das Masterstudium Byzantinistik und Neogräzistik an der Universität Wien. Von 2014 bis 2018 war er Universitätsassistent sowie Doktorand am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien und promovierte unter der Betreuung von Claudia Rapp und Stavroula Konstantinou über die literarische Darstellung des Gefängnisses als Schwellenraum in den früh- und mittelbyzantinischen Märtyrerakten. Seit Oktober 2018 befasst er sich mit Aspekten der Heiligenverehrung in der Spätantike im Rahmen des ERC-Projekts "The Cult of Saints" (Universität Oxford) und bereitet sein nächstes Forschungsprojekt zum umschlossenen Raum im Zusammenhang mit dem asketischen Leben in Byzanz vor.

Nachwuchsförderung und Stipendienverleihung
Um 15 Uhr verleiht die Universität Wien die Bank Austria-Forschungspreise und die Stipendien des uni:docs Förderprogramms im Großen Festsaal. 

Öffentlicher Vortrag von Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn:
"Stufen zum Leben: Chemie!"
Zeit: Montag, 11. März 2019, 17 Uhr
Ort: Großer Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1

Science Talk mit ERC Starting PreisträgerInnen und Marie Skłodowska-Curie Fellows 

Am Dienstag, 12. März, 17 Uhr, lädt die Universität Wien zum Science Talk im Kleinen Festsaal ein. Die ERC Starting PreisträgerInnen und Marie Skłodowska-Curie Fellows der Universität Wien nehmen Sie mit auf eine Reise durch die Welt der jungen Wissenschaft. Sie präsentieren ihre Forschungsprojekte, erzählen aus ihrem Alltag an der Universität und berichten davon, wie sie mit ihren Arbeiten gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen vorantreiben möchten. Der Event ist eine gute Gelegenheit, um mit NachwuchswissenschafterInnen ins Gespräch zu kommen.

Programm des Dies Academicus 2019 im Überblick:
Zeit: Dienstag, 12. März 2019 
Ort: Großer Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1

11 Uhr: Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae sowie Verleihung des Ehrendoktorats 

15 Uhr: Verleihung der Bank Austria-Forschungspreise sowie der Stipendien des uni:docs Förderprogramms

Science Talk mit ERC Starting PreisträgerInnen und Marie Skłodowska-Curie Fellows
Zeit: Dienstag, 12. März 2019, 17 Uhr
Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1

Rückfragehinweis

Mag. Alexandra Frey

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