Die Universität Wien und die Wolkenmenschen-Inka

Seit 1998 erforschen WissenschafterInnen der Universität Wien die Chachapoya-Inka-Kultur in Peru. Nach Entdeckung der Totenstadt in der Laguna de los Condores unterstützten die Wiener ForscherInnen den Aufbau eines Kulturzentrums in Leymebamba. Mumien und Grabbeigaben wurden mit Einsatz neuester wissenschaftlicher Methoden untersucht. Was dabei herauskam, ist vom 12. Mai bis 30. Juli 2006 im Technischen Museum Wien in der Ausstellung "Das Geheimnis der Wolkenmenschen-Inka" zu sehen.

1998 wurden 220 Chachapoya-Inka-Mumien von der vergessenen Totenstadt in der Laguna de los Condores in den kleinen Ort Leymebamba gebracht. Dort initiierten Dr. Sonia Guillen (Centro mallqui) und Univ.-Prof. Dr. Horst Seidler, Humanbiologe an der Universität Wien, ein einzigartiges, internationales und interdisziplinäres Forschungsprojekt, in das die Universität Wien führend eingebunden ist. Mit Hilfe aufwändiger Verfahren und dem Einsatz neuester wissenschaftlicher Methoden wurden die Mumien und ihre Grabbeigaben untersucht.

Horst Seidler, Professor für Humanbiologie der Universität Wien und Experte in der Erforschung von Mumien, koordiniert das wissenschaftliche Gesamtprojekt zur Chachapoya-Inka-Kultur. Sein besonderes Anliegen gilt der Rekonstruktion der Geschichte der Chachapoya durch die Zusammenführung vieler Disziplinen und unter Einsatz behutsamer wissenschaftlicher Analysemethoden gemeinsam mit peruanischen WissenschafterInnen und drei weiteren österreichischen Universitäten. Seidler war auch bei der Erforschung von "Ötzi" in Bozen führend tätig.

Neben der anthropologischen Forschung wurde der Beschleuniger-Massenspektrometer (VERA) der Fakultät für Physik der Universität Wien eingesetzt. Die Auswertungen von Walter Kutschera, Dekan der Fakultät für Physik und Vorstand des Instituts für Isotopenforschung und Kernphysik, ermöglichte die Altersbestimmung der Chachapoya-Inka-Kultur. Möglich wurde dies durch C14-Altersbestimmungen von Grabbeigaben, wie z.B. textile Mumien-Umhüllungen und Knochenfunde.

Mit der Inductive Coupled Plasma – Time of Flight – Massenspektrometrie unter der Leitung von Bernhard K. Keppler, Vorstand des Instituts für Anorganische Chemie der Universität Wien, wurde der Metallgehalt in Organen und Gewebsproben der Chachapoya-Inka bestimmt. Dies gibt Aufschluss über Verabreichung von Medikamenten und Wirkstoffen bis hin zur absichtlichen Vergiftung. Darüber lassen sich durch Gehalt und Zusammensetzung von Metallen Rückschlüsse auf die verwendeten Tinkturen zur Einbalsamierung und Konservierung der Mumien machen. Diese Forschungsarbeiten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck.

Oberflächen- und Facescanning, ein optische Messtechnik, ermöglicht die präzise dreidimensionale Digitalisierung der Mumien. Die Ergebnisse der Arbeiten der Gruppe von Katrin Schaefer, Professorin am Department für Anthropologie der Universität Wien, werden die Ausstellung im Technischen Museum aktiv begleiten.

Um die empfindlichen Funde zu schonen, digitalisieren Thomas Viola Bence und Andrea Stadlmayr vom Department für Anthropologie mittels Computertomographie und Oberflächenscanning die neben den menschlichen Mumien gefunden Tierreste. Dabei handelt es sich um artifiziell mumifizierte Affenschädel. Vorläufige Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich um einen Wollaffen handelt, der heute vom Aussterben bedroht ist. Vergleiche mit gegenwärtig noch lebenden Affen sollen über Artzugehörigkeit, Alter und Geschlecht Aufschluss geben. Darüber hinaus wird untersucht, ob es sich um eine lokale Affenart handelt bzw. ob der Affe eine mythische Bedeutung in der Chachapoya-Kultur hatte.

Waltraud Klepal, Leiterin der Einrichtung Cell Imaging und Ultrastrukturforschung der Universität Wien, wird über rasterelektronische Untersuchungen Haare der Chachapoya-Inka und solche von heutigen Menschen in der Region analysieren, um einerseits morphologische Beschreibungen auf der Ebene der Ultrastruktur zu gewinnen und andererseits Veränderungen in der Morphologie der Haare über die Zeit zu beschreiben.

Helge Hilgers und J oseph Weisgram , beide vom Department für Theoretische Biologie der Universität Wien, werden die artifiziell mumifizierten Raubkatzenmumien untersuchen. Von besonderer Bedeutung neben der Bestimmung der Arten wird die Frage sein, ob diese Raubkatzen in der Region heimisch waren bzw. sind oder von anderen Regionen über Handelswege in die Laguna de los Condores gebracht wurden.

Harald Wilfing und Ulrike Bechtold vom Department für Anthropologie der Universität Wien haben im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstudie begleitende humanökologische Arbeiten in Leymebamba durchgeführt. Unter dem Gesichtspunkt der nachhaltigen Entwicklung wurden beim Aufbau des Kulturzentrums die Bereiche Tourismus, Landwirtschaft und Infrastruktur besonders berücksichtigt. Heute ist Leymebamba ein gelungenes Beispiel für "sanften Tourismus" und ein Aushängeschild für Peru.

Kulturzentrum Leymebamba: www.leymebamba.org

Ausstellung „Das Geheimnis der Wolkenmenschen-Inka“

http://www.tmw.ac.at/default.asp?id=1697&cid=18&al=Deutsch

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