Die Universität Wien gedenkt des Philosophen Moritz Schlick

Am 22. Juni 1936 wurde Moritz Schlick im Hauptgebäude der Wiener Universität ermordet. Am 70. Todestag des Philosophen findet an der Universität Wien eine Gedenkveranstaltung statt. Vorträge beleuchten Leben und Wirken von Moritz Schlick, der an der Entwicklung der wissenschaftlichen Philosophie maßgeblich beteiligt war und den "Wiener Kreis" begründete. Darüber hinaus werden die ersten beiden Bände der Moritz Schlick Gesamtausgabe präsentiert.

"Nach meiner Ansicht...ist die Philosophie nicht eine selbständige Wissenschaft, die den Einzeldisziplinen nebenzuordnen wäre, sondern das Philosophische steckt in allen Wissenschaften als deren wahre Seele, kraft deren sie überhaupt erst Wissenschaften sind." (Moritz Schlick, Allgemeine Erkenntnislehre)

Zur Biografie von Moritz Schlick

Moritz Schlick, 1882 in Berlin geboren, widmet sich zunächst dem Studium der Physik, das er 1904 mit einer Dissertation bei Max Planck abschließt. Neben einer intensiven und lebenslangen Auseinandersetzung mit ethischen und allgemein erkenntnistheoretischen Fragen sind es die philosophischen Grundlagen der Naturwissenschaften, die zeitlebens im Zentrum seines Schaffens stehen: Bereits 1915 zählt sein Aufsatz zur philosophischen Bedeutung der Relativitätstheorie " zu dem Besten, was bisher über Relativität geschrieben worden ist " (Albert Einstein) und legt den Grundstein für eine lebenslange und wissenschaftsphilosophisch überaus fruchtbare Freundschaft zwischen Einstein und Schlick.

Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten Rostock und Kiel folgt Schlick 1922 dem Ruf nach Wien. Er begründet dort einen wissenschaftlichen Diskussionszirkel, aus dem der "Wiener Kreis" entsteht und der die Entwicklung des Logischen Empirismus nachhaltig prägen soll. Zu den regelmäßigen Teilnehmern an den Treffen dieses Zirkels zählen unter anderem Rudolf Carnap, Otto Neurath, Herbert Feigl, Hans Hahn, Friedrich Waismann, Karl Menger, Philipp Frank und Kurt Gödel. Im Lauf der Jahre zieht der Kreis internationales Interesse auf sich: Unter den zahlreichen Besuchern finden sich u.a. W.V.O. Quine und Alfred Tarski. Schlicks Begegnung und intensive Auseinandersetzung mit Ludwig Wittgenstein ist von großer Bedeutung für den Wiener Kreis. Am 22. Juni 1936 wird Moritz Schlick von seinem ehemaligen Studenten Hans Nelböck am Treppenaufgang der Universität Wien ermordet.

Programm der Gedenkveranstaltung

Themen der Vorträge sind die Situation der Philosophie an der Universität Wien zu Schlicks Lebzeiten, die Umstände seiner Ermordung, sowie die Auswirkungen eines zusehends durch Intoleranz und Rassismus geprägten Klimas nicht zuletzt auch auf die Wissenschaftsphilosophie.

Als Resultat eines von Fr iedrich Stadler (Wien) und Hans Jürgen Wendel (Rostock) geleiteten Editionsprojektes werden die ersten beiden Bände der Moritz Schlick Gesamtausgabe (Springer Wien-New York) präsentiert.

Darüber hinaus wird ein kurzer Video-Clip über Moritz Schlick mit Patti Smith gezeigt.

Weitere Information: www.univie.ac.at/ivc/Schlick-Projekt/

Gedenkveranstaltung: In memoriam Moritz Schlick (1882-1936). Zum Aufstieg und Untergang der wissenschaftlichen Philosophie.

Zeit : Do, 22. Juni 2006, 19.30 Uhr

Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Rückfragehinweis

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

Universität Wien

1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

T +43-1-4277-175 30

M +43-664-602 77-175 30

veronika.schallhart@univie.ac.at

public.univie.ac.at