"Die Neugestaltung europäischer Körper" - Tagung zu den sozialen und ethischen Herausforderungen biomedizinischer Technologien

Von 14.-16. Juni 2007 tagen WissenschafterInnen zum Thema "Engineering European Bodies" am Campus der Universität Wien. Biomedizin hat unser Leben maßgeblich verändert und stellt uns permanent vor neue ethische und soziale Fragen. Die Tagung liefert einen Diskussionsbeitrag, wie ein pluralistisches Europa einen gemeinsamen Weg im Umgang mit biomedizinischen Innovationen finden kann.

Die biomedizinische Debatte wird derzeit von der Diskussion über eine niederländische Fernsehsendung, bei der eine Niere öffentlich gespendet werden sollte, angeheizt. Auf der Konferenz "Engineering European Bodies", zu der ein breites Spektrum von WissenschafterInnen aus 15 verschiedenen Ländern Europas, sowie aus Nordamerika, Australien, Neuseeland und Japan erwartet wird, werden biomedizinische Fragestellungen quer zu den klassischen Disziplinengrenzen diskutiert.

Fragen zu Identität, Governance und Bioethik
Biomedizinische Innovationen sind eine Herausforderung für etablierte kulturelle Verständnismuster, wie z.B. die Grenze von Krankheit und Gesundheit oder von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Was bedeutet es, ein Organ von jemand anderem in sich zu haben? Was bedeutet es, eine genetische Veranlagung in sich zu tragen - ist man damit bereits krank?

Ethische Einschätzungen dieser neuen technologischen Möglichkeiten und Fragen, wie sie in der Gesellschaft reguliert werden können, stehen zur Diskussion. Welche Möglichkeiten der Governance – also neue Formen des Regierens und Regulierens – biomedizinischer Technologien gibt es?

Mit der zunehmenden Schaffung eines gemeinsamen Europas und der dabei
aufkommenden Frage gemeinsamer Werte in Bezug auf biomedizinische Entwicklungen stellen sich weitere Herausforderungen. Welche Rolle kommt in diesem Prozess den sozio-kulturellen Unterschieden zu? Welche Auswirkungen haben diese Unterschiede auf gesellschaftliche Gestaltungsprozesse?

Wege zu einer gemeinsamen Bioethik in Europa
Zum Auftakt der Tagung, am Donnerstag, 14. Juni 2007, 18 Uhr, referieren zwei Forscher mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen, wie ein pluralistisches Europa zu einem gemeinsamen Umgang mit biomedizinischen Innovationen finden kann. Dietmar Mieth, Bioethiker und Professor an der Universität Tübingen als auch langjähriges Mitglied in Ethikkomissionen auf nationaler und EU-Ebene, berichtet über die europäische bioethische Diskussion der letzten Jahre. Brian Salter, Politikwissenschaftler und Professor für Biopolitik an der University of East Anglia (UK), legt am Beispiel embryonaler Stammzellen die Komplexität der europäischen Politikprozesse zu neuen technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen dar.

EU-Forschungsprojekt "Herausforderungen der Biomedizin"
Wie Laien und PatientInnen moderne Medizintechnologien wahrnehmen und mit ihnen leben, steht im Mittelpunkt des EU-Forschungsprojekts "Herausforderungen der Biomedizin – soziokulturelle Kontexte, Regulierungsformen und Bioethik", das Ausgangspunkt dieser Tagung ist. Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Biomedizin und Gesellschaft werden in einem internationalen Ländervergleich an den Beispielen der Organtransplantation und der postnatalen Gendiagnostik untersucht. Projektkoordinatorin und Leiterin des österreichischen Forschungsteams ist Ulrike Felt vom Institut für Wissenschaftsforschung der Universität Wien.

Weitere Information und Programm: www.univie.ac.at/virusss/cob/conference

Engineering European Bodies: When Biomedical Technologies Challenge European Governance, Bioethics and Identities
Zeit:
14.-16. Juni 2007
Ort: Aula am Universitätscampus, 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 1

Kontakt für Interviews
Mag. Annina Müller / Univ.-Prof. Dr. Ulrike Felt
Institut für Wissenschaftsforschung
Universität Wien
T +43-1- 4277-49614
M +43-664-602 77-49611
annina.mueller(at)univie.ac.at

Rückfragehinweis
Mag. Veronika Schallhart
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien
1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
T  +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart(at)univie.ac.at