40 Jahre Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien

Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) der Universität Wien wurde genau vor 40 Jahren, am 7. Juni 1966, eingerichtet. Der Historiker Ludwig Jedlicka, sein Assistent und ein Bibliothekar begannen mit dem Aufbau des Instituts. Heute sind am IfZ 13 wissenschaftliche MitarbeiterInnen beschäftigt und weitere 14 habilitierte ZeithistorikerInnen dem Institut zugeordnet, darunter renommierte GastprofessorInnen. Themen sind nicht nur Republikgeschichte und Nationalsozialismus sondern auch Wissenschaftsgeschichte, Gender Studies sowie Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte.

Univ.-Prof. Dr. Ludwig Jedlicka (1916–1977) leitete bereits seit 1961 ein "Österreichisches Institut für Zeitgeschichte", welches vom Verein "Österreichische Gesellschaft für Zeitgeschichte" unter maßgeblicher Beteiligung des Unterrichtsministeriums unter dem damaligen BM Dr. Heinrich Drimmel an der Universität Wien gegründet worden war. Den Rahmen für die damalige Forschung und Lehre unter besonderer Berücksichtigung der Lehrer- und Erwachsenenfortbildung bildeten umfangreiche Sammlungen, Archiv- und Aktenbestände (Bild und Ton) sowie eine wachsende Bibliothek zur österreichischen Zeitgeschichte.

Traditionelle Themen: Politik, Militär, Widerstand im Nationalsozialismus

"Der ursprüngliche Zugang zur Zeitgeschichte war traditionell auf Ereignisgeschichte und politische Geschichte von Eliten, speziell Militärgeschichte, und gleichzeitig auf die Erforschung des Widerstandes im Nationalsozialismus 1938–1945 ausgerichtet", sagt der derzeitige Institutsvorstand, Univ.-Prof. Dr. Friedrich Stadler. Zudem kam immer stärker die Erste Republik mit der Zerstörung der Demokratie im Austrofaschismus in den Fokus, was durch eine großkoalitionäre "Kommission des Theodor Körner Stiftungsfonds" und des "Leopold-Kunschak-Preises zur Erforschung der österreichischen Geschichte der Jahre 1927 bis 1938" in eine eigene Publikationsreihe mündete. Die Öffentlichkeitsarbeit und Lehrerfortbildung lag vor allem im Arbeitsbereich von Gustav Spann und dem Bibliothekar Peter Malina.

Erika Weinzierl und Gerhard Botz

Jedlickas Nachfolgerin, die Ordinaria Erika Weinzierl, die den Lehrstuhl bis 1995 innehatte, erschloss weitere Themenfelder wie Republikgeschichte, Nationalsozialismus, Antisemitismus und Kirche, Wissenschaftsgeschichte sowie Exil- und Emigrationsforschung. Mit der Berufung von Gerhard Botz als Nachfolger Erika Weinzierls kam es zu einer verstärkten Rückkehr der Forschungen über Gewalt, Widerstand und Holocaust mit einem sozialwissenschaftlichen Approach, u.a. durch das "Ludwig Boltzmann Institut für Historische Sozialwissenschaft", das derzeit als "LBI für Geschichte" am Institut beheimatet ist.

Generationenwechsel, neue Themen

Vor einigen Jahren kam es zu einer Neustrukturierung und Pluralisierung von Zeitgeschichte durch einen Generationenwechsel mit der Besetzung zweier Professuren samt Nachwuchsstellen durch Carola Sachse (Gender Studies, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte), Frank Stern (Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte) sowie durch eine Zeitprofessur für österreichische Zeitgeschichte im internationalen Kontext ( Oliver Rathkolb ). Seit 2001 wird das Institut für Zeitgeschichte von Friedrich Stadler geleitet, der in den Bereichen Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie inklusive Emigration und Exil arbeitet und das am IfZ angesiedelte Institut Wiener Kreis leitet. Die Zeitschriften "ÖZG" sowie "Zeitgeschichte" werden am Institut publiziert. Das IfZ stellt sich offensiv der Herausforderung gegenwärtiger Wissens- und Wissenschaftsentwicklung – was u.a. durch seine kritische Stellungnahme zum geplanten „Haus der Zeitgeschichte“ zum Ausdruck gebracht wurde.

Rückfragehinweis

Mag. Veronika Schallhart

Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement

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