Wissenschaftsminister Töchterle besucht Wolf Science Center

Als Minister, "der den Wolf küsst", hat sich Karlheinz Töchterle am Dienstag, 26. Juli 2011, selbst bezeichnet: Bei seinem Besuch im Wolfsforschungszentrum des Verhaltensbiologen Kurt Kotrschal im niederösterreichischen Ernstbrunn zeigte sich der Wissenschafts- und Forschungsminister "in jeder Hinsicht schwer beeindruckt". Nicht nur von jenem Wolf, der ihm im Gehege prompt einen "Zungenkuss", so Töchterle, verpasste, sondern vor allem von dem "wunderschönen Beispiel für exzellente Wissenschaft, die es in Österreich gibt".

Das Wolf Science Center wurde vor drei Jahren als Verein von Kurt Kotrschal vom Department für Verhaltensbiologie sowie Friederike Range und Zsófia Virányi vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien gegründet – WissenschafterInnen mit jahrelanger Erfahrung in Verhaltens- und Kognitionsforschung an Affen, Hunden, Vögeln und Wölfen. Seither entsteht in Ernstbrunn im Weinviertel das nach eigenen Angaben "größte Institut für experimentelle Wolfsforschung", elf Wölfe und 14 Hunde werden auf derzeit 30.000 Quadratmeter Gehege-Fläche trainiert und beobachtet.

Ausgangspunkt für Kotrschal "ist die uralte Beziehung zwischen Wolf und Mensch". Hunde und Wölfe werden entsprechend aufgezogen, "damit sie kooperativ arbeiten und uns verraten, was sie drauf haben". Für seine Arbeit, die bereits Thema in einer dreiteiligen "Universum"-Reihe im ORF war, wurde Kotrschal im Jänner vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten als "Wissenschafter des Jahres 2010" ausgezeichnet.

Mensch, Wolf und Forschungspolitik

Und das aus gutem Grund: Kotrschal sei "mit Liebe und Leidenschaft dabei", so Wissenschaftsminister Töchterle im Gespräch mit dem Verhaltensbiologen an Ort und Stelle. "Sie brennen für die Wissenschaft und das ist auch immer das, was einen guten Wissenschafter ausmacht." Für das Ministerium müsse das jedoch genauso gelten, entgegnete ihm Kotrschal: "Im Endeffekt sollten wir beide brennen." Derzeit unterstützt das Ministerium das Forschungszentrum mit 50.000 Euro jährlich, zusätzliche Gelder kommen von der Universität Wien und privaten Sponsoren. Momentan gehe es finanziell zwar "einigermaßen", so Kotrschal, "aber die Voraussetzungen müssen noch solider werden", eine gewisse Konstanz und Stabilität solle "auch mit Hilfe des Ministeriums gelingen".

Vielversprechende Ausblicke

Ab Herbst ist das Wolfsforschungszentrum Teil des Nachwuchsförderprogramms "Sparkling Science" des Ministeriums. Dabei soll laut Kotrschal vor allem "die Einstellung des Menschen zum Wolf" beobachtet und untersucht werden. Davor steht noch ein weiteres Großprojekt an: Das "größte Laufband der Welt", zehn Meter lang und zweieinhalb Meter breit, wird im August fertiggestellt und soll es ermöglichen, die soziale Kooperation der Wölfe bei der Jagd zu untersuchen. "Jetzt müssen nur noch die Wölfe mitmachen", meinte Kotrschal lachend. (APA/red)