"Wer will, der kann. Und wir können viel, wenn wir nur wollen!"

Im Rahmen der Initiative "wiehelfen?" fand am Freitag, 4. März, im Audimax eine Podiumsdiskussion zum Thema "Flucht, Asyl und freiwilliges Engagement" statt. Die Initiative "wiehelfen?" wurde von der Fakultät für Psychologie und der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft ins Leben gerufen.

Wenn das Thema "Flüchtlinge" aufkommt, kochen am Stammtisch die Emotionen hoch. Vorurteile und Ängste prägen die Debatte. Weil es aber auch Menschen gibt, die notleidenden Asylwerbern gerne helfen wollen, luden die Fakultät für Psychologie und die Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft in das Audimax zu einer Podiumsdiskussion unter dem Titel "Wiehelfen? Flucht, Asyl & freiwilliges Engagement".

Zahlreiche ZuhörerInnen kamen am Freitag, 4. März, zur Podiumsdiskussion in das Audimax. Von April bis Juni 2016 finden in Form einer Vortragsreihe vier weitere Veranstaltungen statt. Neben Beiträgen aus der Psychologie sind Vorträge zur Migrationsforschung, Philosophie und Asylrecht vorgesehen. (Foto: Germain Weber, Universität Wien)

Verschiedene Blickwinkel

Die hochkarätig besetzte ExpertInnenrunde auf dem Podium gestattete verschiedene Perspektiven auf die Thematik. Den schwersten Stand hatte dabei Gerald Dreveny. Er war als Vertreter des Innenministeriums erschienen und erntete für die Verteidigung des Vorgehens des Ministeriums für Inneres mehrmals missmutiges Raunen aus dem Publikum. Ganz im Gegensatz zu Flüchtlings-Koordinator Christian Konrad, der mit bisweilen launigen, im Waldviertler Dialekt vorgetragenen Statements, die Zustimmung vieler ZuhörerInnen bekam.

Am Podium v.l.n.r.: Dekanin Elisabeth Nemeth, Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft, Thomas Wochele-Thoma, Ärztl. Leiter der Caritas Wien, Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas, Vizerektor Heinz Fassmann, Brigitte Lueger-Schuster von der Fakultät für Psychologie, Birgit Einzenberger, Leiterin der Rechtsabteilung des UNHCR, Christian Konrad, Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung und Gerald Dreveny, stv. Leiter der Abteilung III/5 (Asyl und Fremdenwesen) des BMI. (Foto: Martin Zimmermann, Universität Wien)

Aktuell 60 Millionen Menschen auf der Flucht

Wie aktuell die Debatte ist, wurde bei den Zahlen deutlich, die Birgit Einzenberger vom UNHCR präsentierte: "Weltweit sind derzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht. 1,2 Millionen Asylanträge entfallen auf Europa." Vize-Rektor Heinz Faßmann nahm die Politik in die Pflicht – in Europa, weil das Problem nur gemeinsam gelöst werden kann, und in Österreich, weil Bereiche wie Wohnungsmarkt oder Schulsystem mit "Wachstumsstress" zu kämpfen hätten. Dekanin Elisabeth Nemeth reflektierte die Wortwahl, die in der Politik verwendet wurde und negative Stimmungen in der Bevölkerung erzeugt.

Vizerektor Heinz Fassmann und Moderatorin Brigitte Lueger-Schuster von der Fakultät für Psychologie. Der Migrationsforscher ist sich sicher, dass Europa nur gemeinsam Lösungen finden kann, wie er auch in einem Interview zur Semsterfrage der Universität Wien – "Wie verändert Migration Europa?" – betonte. (Foto: Germain Weber, Universität Wien)

Chaotische Zustände an den Grenzen

Bei den Stellungnahmen aus dem Saal kamen auch zwei Asylwerber zu Wort. Sie schilderten die chaotischen Zustände an den Grenzen. Ihre Erzählungen würden sicherlich so manche Stammtisch-Diskussion in eine andere Richtung lenken. Klaus Schwertner und Thomas Wochele-Thoma von der Caritas versuchten deshalb auch, die Anwesenden zur aktiven Hilfeleistung zu ermutigen – sei es durch Sachspenden, die begleitete Aufnahme von AsylwerberInnen oder ehrenamtliche Hilfe bei der Versorgung. Die passenden Schlussworte kamen von Christian Konrad: "Wer will, der kann. Und wir können viel, wenn wir nur wollen!" (red)