Vierter Töchtertag an der Universität Wien

Der Wiener Töchtertag feierte heuer sein zehnjähriges Jubiläum, und die Universität Wien war am Donnerstag, 28. April 2011, zum vierten Mal in Folge mit dabei. Ziel des Töchtertags ist es, Mädchen und junge Frauen zu motivieren, für sie bislang eher ungewöhnliche Ausbildungswege zu beschreiten. Organisiert von den Mitarbeiterinnen der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung wurde für insgesamt 64 Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren ein abwechslungsreiches Programm an sieben verschiedenen Einrichtungen der Universität Wien geboten.



Der ereignisreiche Tag startete mit einem Empfang bei Rektor Georg Winckler. Im Senatssaal und im Rektorszimmer lernten die Schülerinnen die vielfältigen Aufgaben eines Rektors kennen und erhielten nebenbei einen Einblick in die Geschichte der Universität Wien. Nach einer Stärkung am Buffet durften sich einige der Mädchen am Schreibtisch des Rektors in simulierten Jobverhandlungen üben, was ihnen offensichtlich großen Spaß bereitete. Dann ging es weiter zu den Workshops an verschiedenen universitären Einrichtungen.



Am Institut für Geographie brachte Doris Riedl den Schülerinnen bei, ihre Referate mit selbstdesignten Erdkarten aufzubessern. Inhalt des Workshops waren verschiedene Erdkarten-Ansichten, Prinzipien der Farbgestaltung sowie ein Einblick in unterschiedliche geographische Datenbanken. Zum Abschluss bewunderten die Mädchen den taktilen Hyperglobus im Arbeitszimmer von Andreas Riedl, auf dem u.a. Erderwärmung und Plattentektonik visualisiert werden können. Sie wissen nun: "Erdplatten verschieben sich mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der menschliche Fingernägel wachsen" (Andreas Riedl).



Dass Tabellenkalkulation etwas mit Musik zu tun haben kann, lernten die Töchtertag-Teilnehmerinnen an der Fakultät für Informatik: Erich Neuwirth, der für den Töchtertag dankenswerterweise trotz Ruhestand ans Institut kam, stellte eine von ihm programmierte Excel-Version vor, mit der Musik komponiert werden kann. Nach einer kurzen Einschulung übten sich die Mädchen als Komponistinnen und Dirigentinnen – "mit viel Geschick!", wie Co-Workshopleiterin Gabriele Uchida feststellte.



Am Institut für Anorganische Chemie/Materialchemie wurden die Mädchen von Isabella Jandl, Barbara Janina Skolyszewska-Kühnberger und Herbert Ipser (Institutsvorstand) empfangen. Beim Experimentieren lernten sie mehr über chemische Reaktionen – z.B. verwandelten sie mit Hilfe von Kupfersulfatlösung Nägel in "Gold". Besonders beeindruckend war die Herstellung von Gummibärchen: Jedes Mädchen durfte sich Geschmack und Farbe aussuchen.



Das Teleskop, das Hubert Baum von Institut für Astronomie den Mädchen in der imposanten Kuppel der Sternwarte vorführte, überwältigte die jungen Sternguckerinnen durch seine riesigen Ausmaße. Anschließend brachte die Apart-Stipendiatin Konstanze Zwintz den Mädchen das explosive, seit Hunderttausenden von Jahren andauernde kosmische Gemetzel rund um die Entstehung von Sternen, aber auch die gar nicht so romantischen Hintergründe einer Sternschnuppe näher.



Am Institut für Kognitionsbiologie begrüßten Friederike Range und Gyula Gajdon die Gruppe im "Clever Dog Lab". Zuerst gaben sie einen Überblick über die Forschungsthemen der Kognitionsbiologie: Lern- und Denkprozesse von Tieren. In Experimenten mit Spielzeugen und einer Futtermaschine wurden dann das physikalische Verständnis sowie das logische Denken von Hunden getestet. Anschließend ging es weiter zu den Tauben unter der Obhut von Ulrike Aust, die ebenfalls an der Futtermaschine ihr Denkvermögen unter Beweis stellten.



Beim Zentralen Informatikdienst (ZID) führte Michaela Bociurko die Mädchen durch die Serverräume im Keller des NIG: Hier präsentierte Christian Schaidl die Schränke des Kühlungssystems, die "wie umgekehrte Heizkörper" funktionieren. Die Mädchen erfuhren, dass "der Stromverbrauch der drei Serverräume der Universität dem Verbrauch von 737 Vier-Personen-Haushalten entspricht" (Markus Ankner) und lernten, eine Website zu erstellen. Anschließend durften sie einen Blick in das Innenleben des Computers werfen. Bei einem kleinen Quiz konnten sie ihr neues Wissen unter Beweis stellen und Preise wie Laptoptaschen oder Bildschirmputztücher gewinnen.



An der Fakultät für Physik besichtigten die Mädchen Labors mit verschiedenen Arbeitsgeräten, wie etwa einer Hochdrucktorsionspresse, mithilfe derer Metalle verformt werden können. Danach bekamen sie einen Einblick in Studium sowie spätere Berufsaussichten von AbsolventInnen: "PhysikerInnen sind überall gefragt, von der Bank bis hin zum OP", so die Workshopleiterin Daria Setman. Das Highlight des Workshops bildeten allerdings die Experimente mit flüssigem Stickstoff, mit dem Bananen und Rosen steinhart gefroren wurden.



Diese Rosen brachten die Mädchen auch zum gemeinsamen abschließenden Mittagessen im Albert-Schweitzer-Haus mit, wo sie von Irene Rottensteiner (Leiterin der DLE Personalwesen und Frauenförderung) verabschiedet wurden.

Ursula Wagner ist Mitarbeiterin der Abteilung Frauenförderung und Gleichstellung der Universität Wien. Der Wiener Töchtertag ist eine Veranstaltung der Frauenstadträtin Sandra Frauenberger in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien und dem Wiener Stadtschulrat.