Vier Antworten zur "Utopie Europa" aus dem Sommerdiskurs 2015

Eine Frage stand im Zentrum der Vorträge und Arbeitsgruppen beim Sommerdiskurs der Universität Wien 2015: Sollte bei der Entwicklung der EU die pragmatische oder utopische Herangehensweise gewählt werden? Lesen Sie hier vier prominente Antworten, u.a. von der ehem. OGH-Präsidentin Irmgard Griss.

"Europa – Die pragmatische Utopie" war das Thema des Sommerdiskurses der Universität Wien, der auch heuer wieder zahlreiche Sommerhochschul-AbsolventInnen und Führungskräfte aus Wirtschaft, Recht und Kultur nach Strobl am Wolfgangsee lockte.

Statt eines Nachberichts der gelungenen drei Tage voller spannender Diskussionen haben die VeranstalterInnen heuer einigen TeilnehmerInnen eine Frage gestellt. Es antworten Alexandra Föderl-Schmid; Chefredakteurin und Co-Herausgeberin von "Der Standard" und "derStandard.at", Eva Nowotny, Botschafterin i.R. und Vorsitzende des Universitätsrats der Universität Wien, Michael Stampfer, Geschäftsführer des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds sowie Irmgard Griss, Präsidentin des Obersten Gerichtshofs a.D.

Sollte bei der Entwicklung der EU die pragmatische oder utopische Herangehensweise gewählt werden?


Alexandra Föderl-Schmid: Es ist wieder Zeit für Utopien, mit Pragmatien kommen wir nicht weit – wir brauchen wieder hochfliegende Pläne.



Eva Nowotny: Wir müssen in der  Europäischen Entwicklung natürlich pragmatisch vorgehen. Es gibt Interessen, handfeste Interessen, es gibt die Bürger und Bürgerinnen, die mitzunehmen sind, es gibt die Entwicklungen, die man berücksichtigen muss. Es ist selbstverständlich, dass man hier eine pragmatische Vorgangsweise wählen muss. Auf der anderen Seite darf man darüber das große Bild nicht vergessen. Und da kommen wir in den Bereich der Utopie oder der "Eutopie": Man muss versuchen, beides zu verbinden. Ohne das große, übergeordnete Bild wird man auch mit vielen kleinen pragmatischen Schritten nicht weit kommen. Wir müssen die Richtung kennen, in die wir uns bewegen.


Michael Stampfer: Ohne Utopie geht's gar nicht für mich. Die EU ist ein sehr utopisches Projekt. Ein Projekt, das sich darum dreht, ob wir je zu so etwas wie "Vereinigten Staaten von Europa" kommen werden oder nicht. Ich bin eher dafür. Für mich ist es eine gute Utopie. Und auf dem Weg dorthin muss man sehr pragmatisch sein.


Irmgard Griss: Die EU ist in erster Linie pragmatisch. Es gab konkrete Probleme, die zu bewältigen waren, um Frieden zu erhalten. Sie ist an Krisen gewachsen. Die EU ist nicht vollkommen und nicht fertig, das ist aber natürlich, denn sie ist nur ein Menschenwerk.

Hier finden Sie einige fotografische Eindrücke vom Sommerdiskurs 2015!