Mit "kristallographischen" News zurück aus Kanada

Warum ist ein Kristall nicht mehr das, was er einmal war, und welche Minerale gibt es auf dem Mars? Ronald Miletich-Pawliczek von der Universität Wien kommt mit spannenden "Updates" und einer Erfolgsmeldung vom größten KristallographInnen-Kongress im laufenden "Jahr der Kristallographie" zurück.

Ein wissenschaftlicher Höhepunkt des von der UNESCO für heuer ausgerufenen "Internationalen Jahrs der Kristallographie (IYCr 2014)" war der vor kurzem zu Ende gegangene 23. Kongress der International Union of Crystallography (IUCr) in Montreal, Kanada. Unter den  über 2.200 TeilnehmerInnen sorgten auch zahlreiche österreichische KollegInnen für ein bemerkenswertes Portfolio an packenden Plenarvorträgen, Mikrosymposien und wissenschaftlich ausgezeichneten Beiträgen.

Vortrag des Nobelpreisträgers Dan Shechtman


Zu dem mit der Erkenntnis über quasiperiodische Aufbauprinzipien in Kristallen verbundenen Paradigmenwechsel den Kristallbegriff betreffend gab Dan Shechtman einen sehr persönlichen Vortrag, seinen ersten bei einer IUCr seit der Nobelpreisverleihung vor knapp drei Jahren. Absolut inspirierend waren auch die Keynote Lectures über die Möglichkeiten, Freie-Elektronen-Laser zur Untersuchung dynamischer Änderungen von Strukturen einzusetzen, mit einer unglaublichen Zeitauflösung bis in den Femtosekunden-Bereich.

Strukturforschung und instrumentelle Entwicklungen der Röntgenkristallographie in ihrer Anwendung auf Fortschritte in der HIV/AIDS-Forschung waren ebenso begeisternd wie das erste Röntgendiffraktogramm vom Mars zu sehen, mit dem erstmals die mineralogische Bodenzusammensetzung an der Marsoberfläche nachgewiesen werden konnte.


Ziel der Aktivitäten im IYCr-2014 Festjahrs ist es u.a., das Bewusstsein um die Bedeutung der Kristallographie im Alltag zu verstärken, z.B. mit einem Fotowettbewerb. Im Bild das Siegerbild "When Baking Meets Crystallography" von Melanie Meyer (Fr), das Weihnachtsbiskuits  in einer dichtgepackten Anordnung zeigt. Infos zum Fotowettbewerb



European Crystallographic Meeting kommt nach Wien!

Für die österreichischen TeilnehmerInnen war die IUCr 2014 nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht ein großer Erfolg: Im Rahmen der Tagung haben die Delegierten der European Crystallographic Association (ECA) Wien als Austragungsort für das 32th European Crystallographic Meeting (ECM-32) bestimmt. Die gemeinsam von KristallographInnen der Universität Wien, der TU Wien und der Max F. Perutz Laboratories eingebrachte Bewerbung wurde einstimmig angenommen.


Das aktuelle Werbeplakat für die im August 2019 in Wien stattfindende ECM-32. Der Standort Wien wurde im Rahmen der IUCr 2014 durch die Delegierten der European Crystallographic Association einstimmig festgelegt.
Website der European Crystallographic Association



Der international renommierte Kongress soll im August 2019 im Hauptgebäude der Universität Wien stattfinden; ihm werden eine Woche an Workshops und diversen Satellitenveranstaltungen im Hauptgebäude der TU Wien vorausgehen. Neben der Eröffnung in der Hofburg erhoffen die InitiatorInnen und OrganisatorInnen mit einem Konzertabend des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters im Goldenen Musikverein mehr als 1.000 TeilnehmerInnen an einen in jeder Hinsicht attraktiven Kongress nach Wien locken zu können.


Wo an der Universität Wien überall Kristallographie "drinsteckt" und woran unsere KristallographInnen gerade forschen, das verrät uni:view im Themenschwerpunkt zum laufenden "Internationalen Jahr der Kristallographie".
Zum Dossier



Univ.-Prof. Mag. Dr. Ronald Miletich-Pawliczek ist stv. Leiter des Instituts für Mineralogie und Kristallographie der Universität Wien.