Leonida Fusani leitet Österreichs neue Vogelwarte

Österreich hat eine neue Vogelwarte. Geleitet wird von Leonida Fusani, seit September neuer Professor an der Universität Wien. Die Vogelwarte soll Ansprechstelle für alle WissenschafterInnen, Amateure und Behörden, die sich mit Vögeln beschäftigen, werden.

"Mit der vogelkundlichen Arbeit wollen wir an der Warte Anfang 2016 beginnen. Die Zeit bis dahin benötigen wir, um die notwendigen Strukturen wie etwa Datenbanken und Server aufzubauen", erklärt Leonida Fusani vom Department für Kognitionsbiologie. Der Hauptsitz der Österreichischen Vogelwarte – wo die ForscherInnen u.a. Zugvögel beringen, um ihre Wanderungen nachzuvollziehen – wird am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung am Wilhelminenberg in Wien-Ottakring sein. Bald soll auch in Grafenwörth in Niederösterreich eine Außenstelle eröffnen.

Schirmorganisation für die Vogel-Forschung

"Aus historischen Gründen" beobachtete und verfolgte bisher die deutsche Vogelwarte in Radolfzell am Bodensee die Wanderungen der Vögel in Österreich. "In letzter Zeit gab es für Österreich aber mehr und mehr Gründe, ein eigenes Observatorium zu haben", so der neue Professor für Physiologie mit Fokus auf Ornithologie. Die EU fordert etwa jedes Mitgliedsland auf, jährlich über die Vogelzüge und -bewegungen zu berichten.

"Es ist nicht so, dass die OrnithologInnen in Österreich bisher untätig waren, aber nun kann man ihre Arbeit kanalisieren", betont Fusani. Er sieht die Österreichische Vogelwarte als Schirmorganisation, unter der sich die Vogel-Forschung in Österreich weiterentwickeln kann. Finanziert wird die Einrichtung vom Wissenschaftsministerium, das dafür Gelder für Fusanis gemeinsame Professur an der Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien bereitgestellt hat.

Wie Zugvögel Entscheidungen treffen

Neben der Leitung der Vogelwarte, lehrt und forscht Fusani nämlich als Professor für Physiologie mit Fokus auf Ornithologie an der Universität Wien und leitet die Abteilung für Ornithologie am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. "Als Wissenschafter interessiert mich, wie Zugvögel entscheiden, wann und wo sie eine Rast einlegen", erklärt er. Tun sie das etwa auf einer Meeresinsel oder in einer Wüstenoase, müssen sie vor dem Aufbruch wissen, ob sie genug Energie getankt haben, um die Reise bis zur nächstmöglichen Raststation fortsetzen zu können. Bei Nachtziehern – das sind Vögel, die nächtens und alleine ziehen – hat er mit KollegInnen bereits gezeigt, dass dafür die Körperfett-Reserven der Tiere eine Rolle spielen.

Biologe mit musikalischem Wissen

Fusani, geboren 1964 in Florenz, startete seine akademische Karriere mit einem Klavierstudium in seiner Geburtsstadt. Nach dessen Abschluss studierte er Biologie, wobei ihn sein musikalisches Wissen rasch in das Gebiet der Bioakustik brachte. Er dissertierte im Bereich der akustischen Kommunikation an der Universität Cambridge und arbeitete am Max Planck-Institut für Ornithologie. Es folgten Forschungsaufenthalte in Panama, Italien und den USA, wo Fusani sein Interesse für Zugvögel entwickelte. Seit September 2014 hat er eine Professur als "Double Appointment" an der Universität Wien und der Vetmeduni Wien. (APA/red)