Information hilft: Rektor Engl über "Employability"

Am 9. Juni findet die Berufsmesse UNISUCCESS an der Universität Wien statt. Im Vorfeld spricht UNIPORT, das Karriereservice der Universität Wien, im Interview mit Rektor Heinz W. Engl über die Beschäftigungsfähigkeit, bzw. "Employability" von Studierenden und AbsolventInnen der Universität Wien.

UNIPORT: Was sind Kriterien für ein "beschäftigungsbefähigendes" Studium?

Heinz W. Engl: Für gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum ist es wichtig, innovative Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Dafür ist eine universitäre Ausbildung unabhängig vom Studium ein gutes Training, denn sie vermittelt neben Fachwissen allgemeine Kompetenzen wie Analysefähigkeit, vernetztes Denken und sprachliche Kompetenzen und Ausdrucksfähigkeit. Bereiche, in denen die Universität Wien ihr Angebot verstärken möchte, sind Maßnahmen, welche den Gesellschafts- und Praxisbezug schon während des Studiums verstärken. Denn durch Initiativen, welche Bildung durch reflektierte Verknüpfung von Wissenschaft mit praktischem Engagement vermitteln, profitieren alle Beteiligten – Studierende, Lehrende und die Kooperationspartner aus der Praxis.

UNIPORT: Die Bologna-Reform schreibt Beschäftigungsfähigkeit ganz groß. Wie beeinflusst der Anspruch auf Employability die Planung des Studienangebots?

Engl: Beschäftigungsfähigkeit, oft ist auch der Begriff der "Employability" in Verwendung, meint die Fähigkeit, auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Darauf ist die Studienangebotsplanung von Beginn weg ausgelegt. Die Bachelorstudien der Universität Wien sind auf den Erwerb akademischer Kern- und Basiskompetenzen und der Kompetenz, Probleme mit wissenschaftlichen Methoden zu lösen, ausgerichtet. AbsolventInnen sollen dann, wahlweise nach einer Phase der Berufstätigkeit oder unmittelbar im Anschluss, die Möglichkeit haben, ihr fachliches Wissen und Können in spezialisierten oder interdisziplinären Masterprogrammen vertiefen zu können. Wahlweise, in der Regel nach einer Phase der Berufstätigkeit, können auch berufsorientierte Weiterbildungsangebote absolviert werden.

UNIPORT: Beobachten Sie in den letzten Jahren eine Veränderung der Anforderungen am Arbeitsmarkt? Wenn ja, wird auch das Studienangebot davon beeinflusst?

Engl: Wenn das Studienangebot weiterentwickelt wird, werden selbstverständlich auch die Entwicklung und Rückmeldungen des Arbeitsmarkts berücksichtigt. Nicht zuletzt werden die Rückmeldungen der AbsolventInnen über ihre Erfahrungen und die Anforderungen des Arbeitsmarkts in der Weiterentwicklung aufgenommen. Das Studienangebot der Universität Wien ist aber bewusst nicht auf "aktuelle Trends" ausgerichtet, sondern hat langfristige Entwicklungen im Blick.


Am 9. Juni finde die UNI SUCCESS statt: Die interdisziplinäre Messe für Berufseinstieg, Job und Weiterbildung richtet sich an Studierende und AbsolventInnen aller Studienrichtungen und bietet attraktive Vernetzungsangebote zwischen Universität und Arbeitsmarkt.



UNIPORT: Können sich AbsolventInnen der Universität Wien gegenüber der Konkurrenz von anderen Universitäten bzw. Fachhochschulen am Arbeitsmarkt durchsetzen?

Engl: Die klare und erfreuliche Antwort ist, ja. Dazu werden auch zahlreiche Fakten erhoben. UNIPORT, das Karriereservice der Universität Wien, führt regelmäßig ein sogenanntes AbsolventInnen-Tracking durch. Wir wollen wissen, wie lange unsere AbsolventInnen ihren ersten Job suchen, wie die Verweildauer ist und vieles mehr. Die Jobsuche aller AbsolventInnen dauert nach Studienabschluss im Durchschnitt 2,5 Monate. Wir kennen auch unsere "ganz Schnellen". In weniger als einem Monat haben AbsolventInnen der Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie der Meteorologie und Geophysik einen Job.

UNIPORT: Welchen Stellenwert geben Sie der praktischen Berufserfahrung während des Studiums? In welchem Stadium sollten sich Studierende bereits mit dem "danach" beschäftigen?

Engl: Um es grob einzuteilen: es gibt zwei Beweggründe dafür, Studieren und Arbeiten zu verbinden. Oft ist das eine Notwendigkeit, um den wirtschaftlichen Unterhalt abzusichern. In anderen Fällen ist es eine bewusste Entscheidung, das an der Universität erworbene Wissen in der Praxis anzuwenden. Zu diesem Schritt kann ich nur ermuntern. Es ist sinnvoll, schon vor dem ersten Studienabschluss verschiedene Bereiche der Arbeitswelt kennenzulernen, um so für die Zeit nach dem Studium eine gezielte Berufswahl treffen zu können.

UNIPORT: Was raten Sie den StudentInnen, worauf sie während Ihres Studiums achten sollten?

Engl: Entscheidend ist, möglichst bald eine klare Studienentscheidung zu treffen. Dazu kann auch gehören, das Studium zu wechseln, dann aber den Studienabschluss klar anzustreben. Wenn die eigenen Interessen und die Studienwahl sich decken, ist das die beste Voraussetzung für den Studienerfolg. Dies ist wiederum die beste Grundlage für den Berufseinstieg. Wichtig ist auch, sich vor dem Studienabschluss ein Bild von den beruflichen Möglichkeiten zu machen, dazu bietet unter anderem das Karriereservice der Universität gute Angebote.

UNIPORT: Lassen sich Ihrer Erfahrung nach gezielte Berufswünsche der StudentInnen zu Studienbeginn nach Studienabschluss auch umsetzen? Und ist eine wissenschaftliche Karriere immer noch das vorwiegend angestrebte Berufsziel?

Engl: Ähnlich wie bei der Studienwahl gilt es, sich auch bei der Berufswahl umfassend zu informieren, welche Anforderungen und Tätigkeiten mit bestimmten beruflichen Zielen verbunden sind. Die Zeit des Studiums zu nutzen, um schon in der einen oder anderen Branche mittel- bzw. unmittelbare Kenntnis aus der Praxis zu bekommen, ist da sicher von Vorteil.

UNIPORT: Erhöht ein Doktorat die Chancen am Arbeitsmarkt oder kann diese akademische Spezialisierung mögliche Arbeitsbereiche auch einschränken?

Engl: Sowohl, als auch. Es kommt immer darauf an, welche Vorerfahrungen bestehen und um welche Branche es sich handelt. Das ist am nationalen und am internationalen Arbeitsmarkt nicht einheitlich. Auch hier gilt, dass Information hilft. Je besser die Kenntnisse über die anstrebte Branche bzw. das angestrebte Berufsprofil, umso gezielter kann die Vorbereitung dafür erfolgen. Am besten erfolgt diese Vorbereitung im Austausch mit KollegInnen und Bekannten, die ähnliche Studien- bzw. eventuell auch schon Berufserfahrungen mitbringen. Der Alumniverband der Universität Wien bietet hier z. B. Mentoring-Programme, die gezielt diese Austauschmöglichkeiten forcieren.