Ein Sommer ohne Sonnenbrand

Die Temperaturen steigen, die Sonne sticht. An Tagen wie diesen darf eines nicht fehlen: Sonnenschutz. Uni Wien-Pharmazeutin Claudia Valenta erklärt im Gespräch mit uni:view, wie Sonnencreme unsere Haut schützt und verrät Tipps, wie wir ohne Sonnenbrand durch den Sommer kommen.

uni:view: Einige Menschen können stundenlang in der Sonne liegen, andere ziehen sich bereits im Halbschatten einen Sonnenbrand zu – warum?
Claudia Valenta:
Menschen haben unterschiedlichen Hauttypen. Der Typus "rothaariger keltischer Europäer" ist am empfindlichsten gegenüber UV-Strahlung. Generell gilt: je dunkler die Haut und Haare sind, desto unempfindlicher ist die Person gegen UV-Strahlung.

uni:view: Woraus besteht Sonnencreme eigentlich und wie schützt sie uns vor der Sonne?
Valenta:
Es gibt mehrere Arten von Sonnencremes mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Sonnenschutzpräparate allgemein sind Zubereitungen, welche die UV-Strahlung über chemische Lichtschutzfilter resorbieren oder reflektieren, sodass die UV-Strahlung nicht in tiefere Hautschichten eindringen kann. Unter physikalischem Lichtschutz sind Pigmentteilchen gemeint, die eine Reflexion der UV-Strahlung bewirken. In vielen Präparaten sind die beiden auch kombiniert vorhanden.

Claudia Valenta leitet die Forschungsplattform Characterisation of Drug Involved Mechanisms, die an der Fakultät für Lebenswissenschaften und der Fakultät für Chemie angesiedelt ist. Ziel der Plattform ist es, die Zusammenhänge zwischen Mikrostruktur und physiologischen Diffusionsprozessen besser zu verstehen und diese Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Arzneistoffe zu nutzen. (© Universität Wien/derknopfdruecker.com)
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uni:view: Milch, Spray, Creme, Öl, Gel, Schaum – in welcher Form wirkt Sonnencreme am besten?
Valenta:
Die Wirksamkeit wird von der Art und Menge der eingearbeiteten Filter bestimmt. Wie diese daher kommen, ob in Gel oder Schaum, spielt keine Rolle. Da kann jede/r seiner persönlichen Präferenz folgen.

uni:view: Was genau bedeutet LSF?
Valenta
: Ein Lichtschutzfaktor (LSF) von beispielsweise zehn heißt, dass man mit dem Sonnenpräparat zehn Mal länger als ohne in der Sonne sein kann, bevor Hautschäden – also Sonnenbrand – auftreten. Aber Vorsicht: Das ist nur ein grober Richtwert, der lediglich den Schutz bezüglich der UVB-Strahlung angibt. Besser – und nach der neuen Kosmetikverordnung auch vorgesehen – ist eine Klassifizierung in "niedriger Sonnenschutz", "mittlerer Sonnenschutz", "hoher Sonnenschutz" und "sehr hoher Sonnenschutz".

uni:view: Worin unterscheiden sich UVA- und UVB-Strahlung?
Valenta:
Die UVA- und die UVB-Strahlung weisen unterschiedliche Eindringtiefen und unterschiedliche Wellenlängen auf. Bei der UVB-Strahlung beträgt die Wellenlänge zwischen 280-320 nm. Sie ist für die Melaninbildung und damit für die Hautbräune verantwortlich. Zu viel UVB führt zu Verdickung der Hornschicht und vorzeitiger Hautalterung. Im schlimmsten Fall kann Melanom, der dunkle Hautkrebs, entstehen. Bei der UVA-Strahlung beträgt die Wellenlänge 320-400 nm. Sie dringt also tiefer in die Haut ein und führt als Langzeitfolge zu Bindegewebsschäden und vorzeitiger Hautalterung.

Neugierig geworden? Claudia Valenta gibt im Bachelor- und Masterstudiengang Pharmazie Lehrveranstaltungen zum Thema Dermatika, Kosmetik in Theorie und Praxis sowie Arzneimittelherstellung. Seit Oktober 2017 gibt es an der Universität Wien auch den englischsprachigen Master Drug Discovery and Development: Der Fokus liegt hier auf der interdisziplinären Vernetzung von Pharmazie, Biologie, Chemie und Ernährungswissenschaften.

uni:view: Wenn der Sonnenbrand dann doch passiert – was ist zu tun?
Valenta:
In der Sofortphase helfen kühlende Präparate wie Hydrogele. Danach sollten pflegende Präparate großzügig aufgetragen werden, um der Haut nach dem Sonnenbrand Feuchtigkeit zurückzugeben.

uni:view: Was sind Ihre Tipps, damit die bevorstehenden Tage in der Sonne nicht auf Kosten der Gesundheit gehen?
Valenta:
Direkte Sonneneinstrahlung sollte so gut es geht vermieden werden, dabei helfen können Kopfbedeckungen und luftige, aber lange Kleidung. Das Sonnenschutzmittel sollte bereits 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Auch wenn die Creme als "wasserfest" ausgelobt wird, sollte unbedingt nach jedem Schwimmen nachgecremt werden. Überhaupt empfehle ich ein wiederholtes Auftragen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme bestimmter Medikamente: Bei manchen Inhaltsstoffen sollte Sonne vermieden werden, also unbedingt bei der Ärztin, dem Arzt oder in der Apotheke erkundigen.

uni:view: Vielen Dank für das Gespräch! (hm)

Claudia Valenta studierte Pharmazie und habilitierte sich im Bereich der Pharmazeutischen Technologie an der Universität Wien. Auch nach dem Studium ist sie ihrer Alma Mater treu geblieben: Sie forscht und lehrt am Department für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie und leitet die Forschungsplattform Characterisation of Drug Involved Mechanisms. Aktuell beschäftigt sie sich mit Arzneiformen zur Anwendung auf der Haut und bietet Vorträge für Ärztinnen und Ärzte sowie ApothekerInnen an. (© Universität Wien)