Die Zeit vergeht, die Uhren bleiben

Wissen Sie, wie viele Uhren es am Campus der Universität Wien gibt? Der Blick nach oben auf die Dächer des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses verrät: Es sind insgesamt vier. uni:view hat sie sich angeschaut.

Die größte und auch einzige noch funktionierende historische Uhr am Campus der Universität Wien befindet sich mitten im Hof 1. Früher – zu Zeiten des Krankenhausbetriebes – wurde sie noch mechanisch betrieben; heute läuft sie elektronisch, da die mechanischen Wartungsarbeiten zu teuer wären. Auch der Glockenturm ist ein Relikt vergangener Zeiten, schon viele Jahre ist kein Glockenläuten mehr zu hören, das früher den PatientInnen u.a. das Mittag- und Abendessen ankündigt hat.

Stilistisch verspielter ist die Uhr am Hauptgebäude von Hof 2, ebenso mit Glockenturm und auch hier ohne Glocke – bis vor kurzem hat diese Uhr, die auch elektronisch betrieben wird, noch funktioniert. Ein Kurzschluss machte dem jedoch ein Ende und so ist es im Hof 2 nun stets fünf Minuten nach drei.

Kaum jemand anderer kennt das gesamte Areal des Campus derart gut wie Jalil H. Saber Zaimian, der bei unserem Rundgang die Geschichte hinter den Uhren preisgibt. Schon in seiner Dissertation beschäftigte sich Saber Zaimian mit den baulichen Prozessen der Umwandlung des Alten AKH zu einem Universitätscampus. Seitdem ist er in der Abteilung ArbeitnehmerInnenschutz und Sicherheit der Universität Wien beschäftigt – er entwarf und plante u.a. das Hörsaalzentrum in Hof 2 – und beaufsichtigt das gesamte Campusareal aus baulicher Perspektive.

Um zum Uhrwerk der Uhr im Hof 2 zu gelangen, müssen wir zuerst mehrere Gänge des Dachstuhls durchqueren – hier herrschen aufgrund der aktuellen Hitzewelle gefühlte 40 Grad!

Irgendwie unscheinbar wirkt das "Werkl" hinter der Uhr, hat das Ziffernblatt dieser doch über einen Meter Durchmesser.

Ein Blick vom Dachstuhlfenster auf den ehemaligen Glockenturm, der heute nur noch schön anzusehen ist, seine Funktion aber verloren hat.

Die beiden anderen Uhren des Campus befinden sich in Hof 8 und Hof 9, jeweils in einer eigenen, identisch aussehenden Gaupenkonstruktion. Aufgrund von Dacharbeiten ist es uns leider nicht möglich, diese letzten noch erhaltenen mechanischen Uhrwerke zu besichtigen. Bei beiden stehen die Zeiger auf Punkt 12 Uhr. Saber Zaimian: "Über die Uhrzeit, die ja immer gleich bleibt, haben wir länger diskutiert. Und uns schließlich für 12 Uhr entschieden, da man so am meisten von dem schönen Ziffernblatt sieht."

Die Zeiten haben sich verändert: Damals waren die Uhren am heutigen Campus der Universität Wien wirklich wichtig für am Areal spazierengehende PatientInnen des Allgemeinen Krankenhauses. Sie durften nämlich keine Armbanduhren tragen – weil damals persönliche Gegenstände im Krankenhaus nicht erlaubt waren – und hatten natürlich auch keine Handys parat. Während die Blicke zu jener Zeit also nach oben schweiften, um die nächste Untersuchung oder das Mittagessen nicht zu verpassen, gehen sie heute nach unten: auf die Armbanduhr, Handy oder Tablet. (Text und Fotos: Theresa Dirtl)

Für unsere Sommerserie haben wir uns auf den Dächern der Universität Wien umgeschaut und berichten wöchentlich von unseren Entdeckungen. Zum Dossier "Sommer am Dach"