Die Chancen auf weiße Weihnachten

Weihnachten und Schnee – das gehört zusammen. Doch klappt es dieses Jahr mit der weißen Weihnacht? In einem uni:view-Gastbeitrag verrät Meteorologe Dieter Mayer die Zutaten für die perfekte Schneedecke und gibt eine Prognose für das heurige Weihnachtsfest ab.

Beim Gedanken an Schnee abseits der ländlichen Idylle spalten sich zwar vielfach die Gemüter, wenn es jedoch in Richtung Weihnachten geht, so sehnen doch die meisten Leute den Tanz der Schneeflocken oder zumindest eine strahlend weiße Schneedecke herbei.

Hat es früher öfters zu Weihnachten geschneit?

Genauere Betrachtungen zeigen, dass weiße Weihnachten schon lange die Ausnahme darstellen, es sei denn, man ist in einem Alpental zu Hause. Jedoch ist auch dies keine Garantie, wie die folgenden Ergebnisse zeigen: In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren weiße Weihnachten tatsächlich die Regel, so wurde das Weihnachtsfest in Klagenfurt von 1961 bis 1971 durchgehend bei Winterstimmung gefeiert. Auch in Wien waren von zehn Weihnachten immerhin sieben weiß, was inzwischen nicht einmal mehr für Innsbruck gewährleistet ist. "Früher" konnte man Weihnachten definitiv öfter umgeben von einer Winterlandschaft feiern.

Als Basis für diesen Beitrag diente ein beim Wetterdienstleister UBIMET entwickeltes Schneemodell, das auf die ebenfalls bei UBIMET erstellten Wetter-Analysen der Jahre 1979 bis 2015 angewandt wurde. Diese Analysen wurden mit dem von Reinhold Steinacker am Institut für Meteorologie und Geophysik entwickelten und bei UBIMET adaptierten Verfahren VERA (Vienna Enhanced Resolution Analysis) gewonnen, welches Beobachtungsdaten von Stationen auf ein hoch aufgelöstes Gitter interpoliert bzw. analysiert.

Was sind die Zutaten für ein weißes Weihnachten?

Spricht man von weißen Weihnachten, so muss man zwischen dem Vorhandensein einer Schneedecke und dem Fallen von frischem Schnee unterscheiden. Ersteres ist natürlich leichter zu realisieren, für den zweiten sehnlicheren Wunsch nach Schneefall am 24. Dezember müssen mehrere Ingredienzien gegeben sein: Für eine Schneedecke zu Weihnachten muss lediglich im Laufe des Novembers oder Dezembers genügend Schnee gefallen sein und es bis Weihnachten hinreichend kalt bleiben. Starker Föhn oder eine vom noch milden Atlantik beeinflusste Westströmung stehen dem im Wege, ein starkes Hochdruckgebiet nordöstlich von Österreich mit kontinentaler Kaltluftzufuhr oder ein Hoch über dem Alpenraum mit Inversionswetterlage und den unter dem Hochnebel vorhandenen Kaltluftseen konservieren eine eventuell vorhandene Schneedecke.

Ein besonders kaltes Weihnachten: 24. Dezember 2001! Über einer nahezu in ganz Österreich geschlossenen Schneedecke kühlte es in der Nacht in windschwachen Gegenden sehr stark ab, in einzelnen Alpentälern sank die Temperatur auf -20 Grad, in Kühtai etwa auf -22 Grad. (Grafik: Dieter Mayer)

Die Grundzutaten für ein weihnachtliches Schneegestöber allerdings sind die Zufuhr von feuchter Luft sowie eine ausreichend kalte Luftmasse. Feuchte und kalte Luft trifft zwar gemeinsam vielfach mit Kaltfronten aus Nordwesten oder Norden im Alpenraum ein, allerdings beschränkt sich der damit einhergehende Schneefall auf die Gebiete entlang der Alpennordseite. Die Regionen von Lienz über Klagenfurt und Graz bis Eisenstadt und Wien gehen dann oft leer aus. Damit ganz Österreich in den Genuss von frischem Schnee kommt und dies auch noch in ergiebigeren Mengen, lagert wie zu Weihnachten 1982 im Idealfall bereits über ganz Österreich sehr kalte Luft, auf welche die feuchtwarme Luft des Frontensystems eines Genua- oder Adriatiefs aufgleitet und welches sich im Idealfall über Österreich verwirbelt.

Frühlingshafte Temperaturen am 24. Dezember 2013: Abgesehen von ein paar verbleibenden Kaltluftseen im oberösterreichischen Zentralraum griff föhniger Südwind durch und trieb die Temperaturen auf frühlingshafte Werte. Spitzenreiter war Dornbirn mit 17 Grad, im Rheintal sank die Temperatur punktuell den ganzen 24. Dezember über nicht auf unter 12 Grad ab. (Grafik: UBIMET)

Welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit es zu Weihnachten schneit?

Die Chance, dass es zu Weihnachten schneit, hängt stark von der großräumigen Verteilung der Hoch- und Tiefdruckgebiete ab. Hochs über dem Nordosten Europas schicken uns oftmals kalte und eher trockene Luft, Tiefs über dem Mittelmeer transportieren feuchte und mildere Luft nach Österreich, was bei noch lagernder Kaltluft eine perfekte Mischung für Schneefall ergibt. Ein starkes Hoch über den Azoren in Verbindung mit einem starken Tief über Island funktionieren hingegen wie die Walzen eines Förderbandes, indem sie milde Atlantikluft in den Alpenraum führen und Tauwetter einleiten. Zusätzlich ist auch die Niederschlagsintensität relevant. So ist es möglich, dass sich die Schneefallgrenze durch Entzug der Schmelzwäre aus der umgebenden Luft von selbst bis in Täler absenkt, vorausgesetzt, es ist windschwach und die Temperatur im Kammniveau liegt von Anfang an im negativen Bereich.

Wie wahrscheinlich ist Schnee in den unterschiedlichen Gegenden von Österreich?

Die Chance einer geschlossenen Schneedecke in den Niederungen von Linz über St. Pölten und Wien bis Eisenstadt liegen bei etwa 20 Prozent. Landeshauptstädte wie Klagenfurt, Salzburg und Linz können zwischen 1979 bis 2015 in mehr als 40 Prozent der Fälle zu Weihnachten eine Schneedecke vorweisen. Natürlich ist die Höhe auch ein Indikator für die Wahrscheinlichkeit von Schneefall mit Belagsbildung. Will man den Zauber von leise rieselndem Schnee in einer Bezirkshauptstadt erleben, so ist Reutte zu empfehlen. Hier ist Schneefall in einem von vier Jahren zu erwarten. Am anderen Ende befinden sich die Bezirke im Weinviertel wie z.B. Gänserndorf, wo man statistisch gesehen einmal in 20 Jahren zu Weihnachten liegenbleibenden Schnee erwarten kann.

Wann müssten wir Weihnachten feiern, damit die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten steigt?

Der Termin für Weihnachten am 24. Dezember mag zwar religiöse bzw. kulturelle Gründe haben, an der optimalen Wahrscheinlichkeit für eine geschlossene Schneedecke oder Neuschnee orientiert sich dieser sicherlich nicht. Viel mehr ist hier die sogenannte Singularität des Weihnachtstauwetters zu erkennen. Die beste Chance für eine Schneedecke ist im Mittel mit 58 Prozent während des Wechsels vom Jänner auf den Februar gegeben, am ehesten mit Neuschnee ist sogar erst kurz vor Mitte Februar zu rechnen.

Für den 24. Dezember 2017 zu erwartendes Wetter: Aus derzeitiger Sicht ist mit flächendeckendem Regen bis auf mittlere Höhenlagen zu rechnen, wobei es vorerst im Südosten des Landes bis in die Niederungen schneien kann. Die Schneeprognose wird hier laufend aktualisiert. (Grafik: Universität Wien/Dieter Mayer)

Wie stehen die Chancen auf Schneefall für das heurige Weihnachtsfest?

Aus derzeitiger Sicht dürfte der Heilige Abend relativ mild und teilweise regnerisch verlaufen. Ein Hochdruckgebiet über der Biskaya steuert milde Luft mit einer straffen Nordwestströmung nach Österreich, immer wieder ist mit Niederschlag zu rechnen, der erst in hohen Lagen als Schnee fallen wird. In den Niederungen ist bei Temperaturen zwischen 4 und 8 Grad mit Regen zu rechnen. Auflockerungen zwischen den Regenschauern sind am ehesten im Westen und Süden des Landes zu erwarten, von Oberösterreich bis ins Burgenland bleibt es hingegen bedeckt.

Auch während der Christmette ist weiterhin mit Regen zu rechnen, Schnee fällt erst in Lagen oberhalb 1200 bis 1800 m. Aus derzeitiger Sicht ist also nicht mit Schneefall am Heiligen Abend zu rechnen. Es bleibt noch die Hoffnung, dass sich die Wettermodelle in den nächsten Tagen noch dahingehend ändern.

Die Daten für die Durchführung dieser weihnachtlichen Schneestudie wurden mit freundlicher Unterstützung von der Firma UBIMET zur Verfügung gestellt.

Dieter Mayer absolvierte 2002 an der Technischen Universität Graz das Diplom- und 2005 das Doktoratstudium der technischen Physik, schloss 2007 an der Universität Wien das Studium der Meteorologie ab und arbeitete von 2007 bis 2013 als Universitätsassistent am Institut für Meteorologie und Geophysik. Seit 2013 ist Dieter Mayer Teamleiter der Modellentwicklung beim privaten Wetterdienst UBIMET und weiterhin externer Lehrender an der Universität Wien.