Wien als Drehscheibe großer jiddischer Kultur

Jiddische Literatur war in Wien lange ein kultureller Mikrokosmos, geriet im Laufe der Zeit aber weitgehend in Vergessenheit. Vor etwa zwei Jahrzehnten wurde sie schließlich wiederentdeckt. Nun findet von 11. bis 13. Dezember eine Tagung zu jiddischer Literatur an der Universität Wien statt.

In der Forschung zu jüdischer Geschichte, Literatur und Religion werden am Institut für Judaistik der Universität Wien immer wieder neue Akzente gesetzt. Unter dem Motto "Wien als Drehscheibe großer jiddischer Kultur" findet nun an der Universität Wien eine internationale Tagung zu den Facetten der Jiddistik statt. Mitveranstalter Armin Eidherr von der Universität Salzburg freut sich, dass "nach 2007 endlich wieder eine internationale jiddische Tagung in Wien" durchgeführt wird. Neben zentralen Forschungspersönlichkeiten und Kulturschaffenden werden auch NachwuchswissenschafterInnen erwartet, die sich mit dem enormen Facettenreichtum der Jiddistik - von Literatur über Presse und Kunst bis hin zur Lexikografie - beschäftigen.


Der jiddische Autor Abraham Mosche Fuchs wurde am 17. Oktober 1980 in Ozerno (Galizien) geboren. Der gelernte Autodidakt veröffentlichte ab 1911 Kurzgeschichten über das Leben armer jüdischer Landbewohner. Später wählte er für seine Geschichten auch sehr oft Wien als Schauplatz. Von 1921 bis 1938 war er Wiener Korrespondent für den New Yorker "Jewish Daily Forward", 1924 erschien sein wichtigstes Werk "Unter der Brücke". Nach seiner Verhaftung und der Verbrennung seiner Bücher 1938 flüchtete er über Paris nach London. Seinen Lebensabend verbrachte Fuchs jedoch in Israel, wo er 1974 in Tel Aviv verstarb. Ein Vortrag im Rahmen der Tagung "Wien als Drehscheibe großer jiddischer Kultur" beschäftigt sich mit dem Frühwerk von Abraham Mosche Fuchs (Freitag, 13. Dezember, 9.45 Uhr).



Aktuelle Forschungsansätze

Bei der Veranstaltung werden wichtige Forschungsergebnisse des 21. Jahrhunderts zu unterschiedlichen Aspekten der Jiddistik vorgestellt. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird aber auf der jiddistischen Auseinandersetzung mit den historischen österreichischen Gebieten Galizien und Bukowina sowie mit Wien liegen.

Die BesucherInnen erwartet ein breit gefächertes Programm mit Vorträgen unter anderem zu jiddischem Theater als Teil der Wiener Theaterkultur (Brigitte Dalinger, Mittwoch, 11. Dezember, 13.45 Uhr), oder auch zur Dichtung und Poetik Debora Vogels (Annette Werberger, Freitag, 13. Dezember, 9 Uhr). Am Abend des 12. Dezembers darf man sich über Poesie, Nachdenkliches und Erheiterndes freuen: Jüdisches Kabarett in Wien und eine Lesung aus Abraham Mosche Fuchs' "Jenseits der Prater-Brücke" von Gerhard Langer und Armin Eidherr sind nur zwei Punkte des jiddisch/jüdischen Abendprogramms. (sb)

Tagung: Wien als Drehscheibe großer jiddischer Kultur
Mittwoch bis Freitag, 11. bis 13. Dezember 2013
Hörsaal 1 des Instituts für Judaistik
Spitalgasse 2, Hof 7, 1090 Wien
Programm der Tagung (PDF)


Abendprogramm: "aus seinem Kopf fortgeflogen"
Donnerstag, 12. Dezember 2013
Theater L.E.O.
Ungargasse 18, 1030 Wien
Abendprogramm (PDF)

Eine Anmeldung zu den Veranstaltungen ist nicht erforderlich – auch die Teilnahme an einzelnen Vorträgen ist möglich.

 Zur Liste