Welche Sozialwissenschaften für welche Gesellschaft?

Die Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien öffnet am Donnerstag, 24. September 2015, unter dem Motto "Mittendrin und darüber hinaus" ihre Türen. Zu sehen gibt es spannende Einblicke in die Forschung und deren gesellschaftliche Relevanz.

"Wenn über Wissenschaft im öffentlichen Raum diskutiert wird, dann stehen meist die Naturwissenschaft oder neue technologische Entwicklungen im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Auch wenn die Sozialwissenschaften immer schon eine bedeutende gesellschaftsgestaltende Rolle gespielt haben, sind sie heute explizit – siehe etwa das Europäische Forschungsprogramm Horizon 2020 – aufgerufen, mit ihrem Wissen einen aktiven Beitrag nicht nur zum Verständnis der großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu leisten, sondern auch zu den Lösungsoptionen beizutragen", betont Ulrike Felt, Dekanin der Fakultät für Sozialwissenschaften. "Den Beitrag unserer Fakultät aufzuzeigen, aber auch die Herausforderungen anzusprechen, steht im Zentrum des Fakultätstages".

Ein Tag mit großen Fragen

Daher lauten die beiden großen Fragen, die den Tag begleiten werden: Welche Sozialwissenschaften braucht unsere heutige Gesellschaft? Wieviel Einmischen in die gesellschaftlichen Entwicklungen ist gefordert und wo müssen Sozialwissenschaften über die momentanen Probleme hinaus und bisweilen auch gegen den Strom der Zeit denken?

Der Vormittag des Fakultätstages steht im Zeichen der acht sozialwissenschaftlichen Institute und ihrer vielfältigen Forschungsschwerpunkte. Von 10 bis 14 Uhr bieten sie mit Workshops, Sonderausstellungen und multimedialen Vorträgen Einblicke in die wissenschaftliche Praxis.

Ein Vortrag von Helga Nowotny


Im Nachmittagsprogramm des Fakultätstages hält Helga Nowotny, Wissenschaftsforscherin und ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC), einen Vortrag zum Thema "Welche Sozialwissenschaften für welche Gesellschaft?". "Wenn wir heute weltweit von scheinbar unvorhersehbaren Ereignissen – vom Klimawandel zu den Flüchtlingsströmen – überwältigt werden, sind dies Prozesse, die aus den unbeabsichtigten Folgen menschlichen Handelns oder Unterlassens resultieren. Diese besser verstehen zu lernen und das Wissen mit der Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern zu teilen, ist Kernaufgabe der Sozialwissenschaften. Angesichts einer ungewissen, offenen Zukunft stehen sie vor neuen, großen Herausforderungen", so Helga Nowotny.

Podiumsdiskussion, sozialwissenschaftliches Exploratorium, Film und Science Slam

Eine anschließende Podiumsdiskussion mit Fakultätsmitgliedern und Studierenden thematisiert die gegenwärtigen und zukünftigen Gestaltungsmöglichkeiten sowie Herausforderungen der Sozialwissenschaften. Begleitet wird diese Veranstaltung von der Poster-Ausstellung "Sozialwissenschaftliches Exploratorium", bei der mit ForscherInnen verschiedenster Generationen und Forschungsfelder über ihre Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen diskutiert werden kann.

Gruppiert um die sieben Forschungsschwerpunkte der Fakultät bietet diese Ausstellung die Möglichkeit für einen Streifzug durch die Welt sozialwissenschaftlicher Forschung, ihre Fragestellungen und Anknüpfungspunkte an gesellschaftliche Entwicklungen. Der Fakultätstag endet mit dem Film "Die Sozialwissenschaften in den Medien" und einem Science Slam, der aktuelle Forschungsprojekte präsentiert: Welche Bedeutung hat ein Maiskolben für die europäische Identität? Wie funktioniert Stone Age Economics? In nur sechs Minuten wird sozialwissenschaftliche Forschung unterhaltend auf den Punkt gebracht. Beim ausklingenden Buffet gibt es dann Zeit, mit SozialwissenschafterInnen aktuelle gesellschaftliche Fragen zu diskutieren.

Die Fakultät für Sozialwissenschaften...

Die Fakultät für Sozialwissenschaften wurde 2004 als eigenständige Organisationseinheit eingerichtet und zählt zu den größten Fakultäten der Universität Wien. An der Fakultät studieren derzeit aktiv rund 12.400 Studierende in den verschiedenen Bachelor-, Master- und Doktoratsstudiengängen in den Fächern Politikwissenschaft, Kultur- und Sozialanthropologie, Publizistik- und Kommunikationswissen-schaft, Soziologie, die zum Teil zu den größten Studiengängen ihrer Art in Europa gehören, sowie in den Masterstudien Pflegewissenschaft, Gender Studies und Wissenschafts- und Technikforschung.

Quer zu dem breiten Spektrum an Forschung (2014 liefen 149 Forschungsprojekte nationaler und internationaler Fördergeber an der Fakultät) in den Fächern haben sich in der Fakultät sieben Forschungsschwerpunkte herausgebildet: Familie, Generationen und Gesundheitsprävention; Gender and Transformation; Governance, Democracy, Solidarity; Knowledge Societies in Turbulent Times: Science, Democracy and Public Space; Migration, Citizenship and Belonging; Politische Parteien, Wahlen und Repräsentationen; Visual Studies in Social Science. Darüber hinaus sind die ForscherInnen der Fakultät derzeit in fünf interfakultären Forschungsplattformen aktiv.

Die Fakultät für Sozialwissenschaften sieht es als zentrale Aufgabe, gesellschaftliche Herausforderungen und Veränderungsprozesse auf globaler, nationaler und lokaler Ebene einer kritischen, wissenschaftlich fundierten Analyse zu unterziehen. Der Fokus liegt dabei auf theoriegeleiteter empirischer Forschung, die sowohl grundlagen- als auch anwendungsorientiert ausgerichtet ist und zum Ziel hat, das produzierte Wissen in unterschiedliche Handlungsfelder einzubringen. Dies ist der Beitrag der Fakultät zur aktiven Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung von universitärer Forschung.

Fakultätstag der Sozialwissenschaften
Donnerstag, 24. September 2015, 10 Uhr bis 22 Uhr
an den einzelnen Instituten (siehe Programm)

Zum Programm (PDF)

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