Von Sitten und Unsitten im Netz

Im Rahmen einer Vortragsreihe des FWF-Projekts "Texture Matters. The Optical and Haptical in Media" spricht Carmel Vaisman von der Hebrew University of Jerusalem am Dienstag und Mittwoch, 21. und 22. Juni 2011, zu den Themen "Free Hugs, Flash Mobs and Smart Mobbing – Utilizing Meme Power for Social Action" sowie "Don't feed The Trolls! Countering The Discourse Patterns of Online Harassment". Die Expertin für Webkultur erhielt das Alfred-Ebenbauer-Stipendium der Universität Wien. Es ermöglicht JungwissenschafterInnen, Kooperationsprojekte zwischen der Universität Wien und der Hebrew University of Jerusalem zu verwirklichen.

Mit dem Alfred-Ebenbauer-Stipendium – benannt nach dem Mediävisten Ebenbauer, der von 1991 bis 1998 Rektor der Universität war und im Jahr 2007 verstarb – vergibt die Universität Wien jährlich mindestens zwei kurzfristige Stipendien zur Unterstützung von NachwuchswissenschafterInnen und leistet damit einen Beitrag zur partnerschaftlichen Beziehung zwischen der Universität Wien und der Hebrew University of Jerusalem.

Das Stipendium ermöglicht nun Carmel Vaisman vom Department of Communications der Hebrew University of Jerusalem die Einbindung in das Forschungsprojekt "Texture Matters: The Optical and Haptical in Media". Das Projekt, finanziert aus dem GastwissenschafterInnen-Programm "Translational Brainpower" des FWF, wurde von Klemens Gruber vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Antonia Lant von der Tisch School of the Arts der New York University (NYU) konzipiert; Projektmanagerin ist Andrea B. Braidt vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Die beteiligten WissenschafterInnen untersuchen das Zusammenspiel von Taktilität und Visualität in der Medienkultur des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts.

Vorträge: Von Flashmob und Free Hug …

In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Carmel Vaisman mit der hebräischsprachigen Blogosphäre – also mit Weblogs und ihren Vernetzungen untereinander. Kürzlich erschien zu diesem Thema die Publikation "Hebrew On-Line". Ihren ersten Vortrag hält die Wissenschafterin am Dienstag, 21. Juni, am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Sie wird sich damit auseinandersetzen, wie "Memes" (dt. Gedankeneinheiten), verstanden als kulturelle Symbole, Praktiken oder Stile, im Internet weitergeben bzw. imitiert, geformt und ausgeführt werden. Diese Einheiten kultureller Information seien der Kern einer partizipatorischer Online-Kultur.

Im Zentrum der Analyse stehen Flash und Smart Mobs: scheinbar spontane Menschenaufläufe auf (halb-)öffentlichen Plätzen, deren TeilnehmerInnen ungewöhnliche Handlungen ausführen bzw. politischen Protest üben. Organisiert über das Internet und Mobiltelefone, gelten sie als Ausprägungsformen der virtuellen Gesellschaft.

… zu Flame und Troll

Als "Flame" und "Troll" werden Beleidigungen und aggressive bzw. provokante Kommentare in Chats, Foren, Mails etc. bezeichnet – eine unangenehme Begleiterscheinung im Web, ohne die Onlinediskurse praktisch nicht auskommen. Dieser Thematik widmet sich Vaisman am Mittwoch, 22. Juni 2011, in einer gemeinsamen Veranstaltung der Gruppe Internetforschung am Graduiertenzentrum Sozialwissenschaften sowie der Initiative Teilnehmende Medienbeobachtung am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie. In ihren Falluntersuchungen stützt sich Carmel Vaisman auf das israelische Web und versucht, die Verwandtschaften zwischen Online-Streitkulturen und jüdischer talmudischer Rhetorik aufzuzeigen. (dh)

Vorträge von Carmel Vaisman (Hebrew University of Jerusalem):
"Free Hugs, Flash Mobs and Smart Mobbing: Utilizing Meme Power for Social Action"
Dienstag, 21. Juni 2011, 19.30 Uhr
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Schreyvogelsaal
Hofburg, Batthyanystiege, 1010 Wien
Nähere Informationen

"Don't feed The Trolls! Countering The Discourse Patterns of Online Harassment"
Mittwoch, 22. Juni 2011, 19 Uhr
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
Neues Institutsgebäude (NIG), Übungsraum, 4. Stock
Universitätsstr. 7, 1010 Wien
Nähere Informationen (PDF)

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