Von China nach Europa

Von 26. bis 28. Mai 2011 widmen sich ForscherInnen bei der Tagung "Chinese Migrants in Europe" chinesischen Migrationsbewegungen. Konkrete Beispiele aus den oftmals unbekannten Lebenswelten und dem unterschiedlichen sozialen Status von chinesischen MigrantInnen in Österreich, Deutschland, Italien und der Tschechischen Republik stehen dabei im Mittelpunkt. Veranstaltet wird die Konferenz vom Institut für Ostasienwissenschaften in Kooperation mit der Forschungsplattform Migration and Integration Research und der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Bis zu 30.000 chinesische MigrantInnen leben laut Schätzungen alleine in Wien. Doch was wissen wir über ChinesInnen in Österreich und Europa? "Abseits der gängigen Klischees von China-Delikatessen, Kuriositäten am Wiener Naschmarkt und persönlichen Wellness-Erfahrungen liegen nur wenige Informationen über Leben und Arbeit der chinesischen Bevölkerung in Österreich vor", stellt Lena Springer, Sinologin am Institut für Ostasienwissenschaften, fest.

Neuer Themenfokus

Bislang galt das Hauptaugenmerk der Migrations- und Integrationsforschung Personen aus der Türkei, dem früheren Jugoslawien und weiteren osteuropäischen Staaten. Diesem Defizit begegnen ForscherInnen bei der Konferenz "Chinese Migrants in Europe", veranstaltet vom Institut für Ostasienwissenschaften in Kooperation mit der Forschungsplattform Migration and Integration Research und der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie stellen die nationalen Ergebnisse zum Thema chinesische Migration in einen internationalen Kontext, insbesondere im Vergleich mit Deutschland, Italien und der Tschechischen Republik.

Auffallende Unauffälligkeit

"In Österreich fielen chinesische MigrantInnen bislang höchstens dadurch auf, dass sie kaum auffielen. Lediglich bei Debatten um 'gelungene' Integration wurden sie am Rande als die 'besseren ModellmigrantInnen' erwähnt", sagt Springer. Wien gilt ChinesInnen – wie auch Prag – oft als Zwischenstation auf dem Weg zum sozialen Aufstieg. Die Wissenschafterin ortet dabei unter den aus Festlandchina, Taiwan und auslandschinesischen Gemeinden Zugewanderten sowie ihren Kindern einen regen Handel mit Gütern aus China; zudem werden bereits eigene Zeitungen für den österreichischen Markt publiziert.

Podiumsdiskussion: Differenzen der Wahrnehmung

Völlig unterschiedlich ist die Wahrnehmung der ChinesInnen etwa in Italien. Diese Differenzen erläutern die DiskutantInnen der öffentlichen Podiumsrunde am 27. Mai im Clubraum der ÖAW. Im Gegensatz zu den in Österreich und der Tschechischen Republik bislang kaum vorhandenen Debatten um die Präsenz chinesischer MigrantInnen sorgen diese in Italien für heftige Kontroversen.

Antonella Ceccagno, Professorin an der Universität Bologna, behandelt die Ängste gegenüber den Geschäftsaktivitäten von ChinesInnen; etwa in der 100 Kilometer südlich von Bologna gelegenen Stadt Prato, in der ChinesInnen angeblich die traditionsreiche Modeindustrie übernehmen. Steffen Angenendt von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik demonstriert in seinen Funktionen als Berater der deutschen Regierung und der Vereinten Nationen, wie politikrelevant Migrationsforschung sein kann und nach Umsetzung ruft. Heike Schmidt, Gastprofessorin am Institut für Afrikawissenschaften lenkt den Blick von der eurozentrischen Perspektive auf chinesische Migrationsbewegungen nach Süd- und Ostafrika. (ad)

Tagung: Chinese Migrants in Europe
Donnerstag, 26. Mai, bis Samstag, 28. Mai 2011
Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2-4, 1090 Wien
Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Clubraum
Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien
Programm

Podiumsdiskussion: Was wissen wir über Migranten? Berichte aus Europa und Forschungsanliegen zu Chinesen sowie zu anderen Weltregionen
Freitag, 27. Mai 2011, 18 Uhr
ÖAW, Clubraum, Erdgeschoß
Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien
Eintritt frei, Diskussion in englischer Sprache

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