Triumph des Tastsinns oder Abstumpfung?

Vom Ornament zum iPad – passiert die Interaktion mit Gegenständen zunehmend nur mehr auf flachen, glatten Oberflächen? Die Konferenz "Texture Matters" vom 2. bis 3. Juni, organisiert vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien, geht dieser Frage nach.

Touchscreens, Tablets und Smartphones bestimmen unsere tägliche Interaktion mit der Umwelt. Unsere Finger sind immer "in touch" mit dem Interface, das unseren Tastsinn ständig fordert. Was auf den ersten Blick wie eine Hochkonjunktur des Haptischen erscheinen mag, kann auch als deren Gegenteil gelesen werden: So lassen die reizlosen, glatten Oberflächen unserer Gadgets den tastenden Finger doch kaum Neues erfahren. Der aktuellen Frage von Triumph oder Abstumpfung der Sinne widmet sich die internationale Konferenz "Texture Matters. The Haptical and Optical in Media", die am 2. und 3. Juni im Museum für Angewandte Kunst (MAK) stattfindet.

Internationale WissenschafterInnen

Vom Ornament zum iPad, vom haptischen Detail zu seiner technologischen Kopie – auch wenn die Interaktion mit Gegenständen zunehmend auf flachen, glatten Oberflächen passiert, spielt die Integration anderer Sinnesreize für den Gesamteindruck der Haptik eine immer bedeutendere Rolle. "Dazu werden internationale WissenschafterInnen aus Film- und Kulturwissenschaft, sowie Kunstgeschichte und Design überraschende Konstellationen von Sinnen und Medien präsentieren", stimmt Jana Herwig vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften der Universität Wien auf die Konferenz "Texture Matters" ein.

Entscheidend für die Entwicklung der digitalen Medien ist dabei der Wunsch, ein Interface, eine digitale Oberfläche, zu konzipieren, das direkt auf Berührung reagiert und haptische Erfahrung realer Texturen ermöglicht. Zur Debatte stehen die materiellen Oberflächen und Strukturen in alltäglichen Designobjekten, die revolutionäre Aufladung von Texturen in der Sowjet-Avantgarde oder zukünftige Möglichkeiten, die haptischen Qualitäten von Textilien ins Digitale zu übertragen.


Erhabene Oberflächen, wie auf diesem Stück Stoff, verschwinden zunehmend aus unserer Wahrnehmung. Der Frage von Triumph oder Abstumpfung der Sinne widmet sich die internationale Konferenz "Texture Matters. The Haptical and Optical in Media" am 2. und 3. Juni im Museum für Angewandte Kunst (MAK). (Foto: David Krems).



Optisch und haptisch


Stichwortgeber der Veranstaltung ist der österreichische Kunsthistoriker Alois Riegl (1858–1905), der ab 1885 Leiter der Textilsammlung des heutigen MAK war. Riegl formulierte die bahnbrechende These, dass das Auge beim Sehen auch Funktionen des Tastsinns übernimmt. Er stellte das Begriffspaar "optisch und haptisch" in einen dynamischen Zusammenhang, der sowohl die Kunstproduktion als auch die Wahrnehmung von Kunst neu bestimmte. "Außergewöhnliche Einblicke bieten auch eine wissenschaftlich begleitete Führung durch den neu gestalteten Teppichsaal und ein Gang durch die Möbelsammlung mit KuratorInnen des MAK", freut sich Jana Herwig auf zusätzliche Programmpunkte der Konferenz.

Die Schriften von Alois Riegl stellen zudem den theoretischen Ausgangspunkt des vom FWF finanzierten Forschungsprojektes "Texture Matters" dar, das am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien in Zusammenarbeit mit Antonia Lant vom Department of Cinema Studies der New York University durchgeführt wurde und mit der Konferenz seinen abschließenden Höhepunkt findet.

Internationale Konferenz: "Texture Matters. The Haptical and Optical in Media"
Montag, 2., bis Dienstag, 3. Juni 2014, 10 bis 19 Uhr
Vortragssaal des Museums für angewandte Kunst, Weißkirchnerstraße 3, 1010 Wien
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