Skandalfilm "Hexen bis aufs Blut gequält" im Fokus der Wissenschaft

1969 wurde der Film mit dem reißerischen Titel in Österreich gedreht und entpuppte sich als Kassenschlager. Von Donnerstag, 3. April, bis Samstag, 5. April, beschäftigt sich eine internationale Konferenz – veranstaltet vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften der Universität Wien – mit dem kontroversen Werk.

Wenn ein Film Hexenverfolgungen zur Barockzeit zum Thema hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass explizite Gewalt gezeigt wird. So auch in dem 1969 auf Schlössern in Salzburg und Niederösterreich gedrehten Film "Hexen bis aufs Blut gequält" (engl. "Mark of the Devil") und seinem drei Jahre später erschienenen Sequel "Hexen – geschändet und zu Tode gequält". Heutzutage immer noch u.a. in Deutschland auf dem Index, feierte der Skandalfilm damals große – auch internationale – Erfolge.


Ein Dorf in Österreich, kurz nach 1700. Die Hexenjagden in Europa sind am Höhepunkt. Schon die ersten Filmszenen zeigen das Ausmaß der vorherrschenden Barbarei. Mehr zum Film auf Wikipedia und YouTube.



WissenschafterInnen und ehemalige Beteiligte in regem Austausch

"Obwohl dieser Film ein herausragendes Beispiel des deutschen Genrekinos ist, fand bis vor kurzem keine wissenschaftliche Auseinandersetzung damit statt. Deshalb soll unsere Tagung zur Erforschung dieses randseitigen Kapitels europäischer Filmgeschichte nachhaltig beitragen", erklärt Filmwissenschafter und Organisator Andreas Ehrenreich die Grundidee der dreitägigen Veranstaltung, die vom 3. bis zum 5. April in Tamsweg/Salzburg stattfindet.

Neben Vorträgen zahlreicher internationaler WissenschafterInnen findet in dem Rahmen auch eine Podiumsdiskussion mit ehemaligen Beteiligten statt. TeilnehmerInnen sind Erika Blanc, die Hauptdarstellerin von "Hexen – geschändet und zu Tode gequält", Filmmusikkomponist Michael Holm, Schauspieler Percy Hoven, Uwe Huber, DVD-Herausgeber von "Hexen bis aufs Blut gequält" und Produzent Dieter Menz.  

Gewaltdarstellungen als Kassenschlager

Denn insbesondere auch die Zusammensetzung der damals an den Filmen beteiligten Personen ist filmwissenschaftlich interessant. Viele stammten eigentlich aus einem anderen Genre als dem des "Horrorfilms". Vor allem trifft dies auf den ursprünglich durch "Papas Kino" populären Schauspieler Adrian Hoven und den mit "Mendocino" prominent gewordenen Schlagersänger Michael Holm zu, der die Filmmusik schrieb. "Selbst die Verleihfirma Gloria war eigentlich für Heimatfilme bekannt. Durch einen reißerischen Film wie diesen wollte man wirtschaftlichen Trends entsprechen", erläutert Andreas Ehrenreich.

Denn Filme wie "Hexen bis aufs Blut gequält" – sogenannte Exploitationfilme – zielen auf maximalen wirtschaftlichen Gewinn ab. "Der Begriff 'Exploitation' kommt aus dem Englischen und kann mit 'Nutzbarmachung' oder 'Ausbeutung' übersetzt werden. Vor allem ein Phänomen der 1960er bis 1980er Jahre, ging es bei dieser Art von Film darum, aus populären Themen mit reißerischem Potential bei oft geringem Budget einen maximalen Umsatz zu erzielen. Das funktionierte natürlich mit expliziten Gewalt- und / oder Sexdarstellungen besonders gut", erklärt Andreas Ehrenreich.  


Der Konferenzort Tamsweg, wo die Tagung vom 3. bis zum 5. April 2014 stattfindet, wurde nicht zufällig gewählt. Hier wurde Ende der 1960er Jahre der Großteil der Originalszenen des Films gedreht. 



Speibsackerl als Marketinggag


So auch bei "Hexen bis aufs Blut gequält", denn Ende der 1960er Jahre entstand, bedingt durch den großen Erfolg des Films "Der Hexenjäger" (1968) von Michael Reeves, eine Reihe an Hexenfilmen. Dabei sollten nicht nur der reißerische Titel, sondern auch andere Marketing-Strategien wie z.B. im US-amerikanischen Raum das Verteilen von "Speibsackerln" an KinobesucherInnen die Kassen klingeln lassen. Das Konzept ging auf, wie Andreas Ehrenreich schmunzelt: "Dieter Menz, der den Film mit Adrian Hoven produziert hat, schwärmt noch immer von den damals erzielten Einnahmen. Wobei ProduzentInnen sowas wohl vermutlich immer sagen werden."

Anziehende abstoßende Gewalt?

Weshalb explizite Gewaltdarstellungen, sei es nun in Filmen, Literatur oder anderen Medien, viele Menschen anscheinend faszinieren, erklärt Andreas Ehrenreich abschließend wie folgt: "Bei solchen Filme reizt es vermutlich, im geschützten Kinosaal zu sitzen und die extremen Szenen auf der Leinwand zu sehen. Dieses Bedürfnis scheint ja schon immer vorhanden gewesen zu sein, wie man z.B. am durchaus blutrünstigen Theater der griechischen Antike oder an römischen Gladiatorenkämpfen sieht. Es muss sich dabei um ein grundlegendes menschliches Interesse handeln. Vielleicht kommen wir durch die Tagung dem Ganzen ein wenig näher." (mw)

Konferenz: "Mark of the Devil: On a Classic Exploitation Film"
Wirtschaftskammer Lungau
Friedhofstraße 6, 5580 Tamsweg
Programm

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