Okinawa ist anders

Seit 40 Jahren gehört Okinawa wieder zu Japan. Aus diesem Anlass organsiert die Japanologie der Universität Wien vom 1. bis 3. November eine internationale Konferenz, um mit renommierten Okinawa-ExpertInnen und Kunstschaffenden die heutige Position der südlichsten Präfektur Japans zu diskutieren.

"Okinawa war bis ins späte 19. Jahrhundert ein eigenes Königreich, vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1972 unter US-amerikanischer Administration und heute ist die Region als 'subtropische Urlaubsdestination Japans' bekannt", fasst die Japanologin Ina Hein die "vielen Seiten Okinawas" zusammen. Die Professorin für Japanologie mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung beschäftigt sich mit Konstruktionen der "Andersartigkeit Okinawas" in Literatur und Film und lädt gemeinsam mit Isabelle Prochaska vom Institut für Ostasienwissenschaften zur Internationalen Okinawa-Konferenz.


Die Präfektur Okinawa besteht aus mehreren Inselgruppen – auch bekannt als Ryūkyū-Inseln – von denen die größte Insel gleichnamig mit der Präfektur ist. Geographisch in der Peripherie, liegt Okinawa näher an Taiwan als an Tokyo.



ExpertInnen aus Wissenschaft …

Von Donnerstag, 1. bis Samstag, 3. November 2012, beschäftigen sich im Rahmen der Konferenz am Institut für Ostasienwissenschaften prominente Gäste der Japanforschung mit der "etwas anderen Präfektur Japans". Anlass dafür ist das vierzigjährige Jubiläum der Rückgabe Okinawas an Japan. Renommierte Okinawa-WissenschafterInnen diskutieren die verschiedenen Seiten Okinawas in den Bereichen Wissenschaftsgeschichte, Politikwissenschaft, Sprachwissenschaft, Kulturanthropologie, Medienwissenschaften und Literatur.

… und Kunst

"Neben dem wissenschaftlichen Programm kommen auch aktive Kunstschaffende zu Wort, wie etwa die Fotografin Mao Ishikawa, die sich in ihrer Arbeit kritisch mit den amerikanischen Militärbasen in Okinawa auseinandersetzt. Außerdem kann das Publikum über eine Video-Live-Schaltung mit Personen in Okinawa diskutieren", erklärt Prochaska die interaktiven Programmpunkte.

Bilder verändern sich

Während die südlichste Präfektur Japans in Österreich vor allem als "Ursprungsort des Karate" bekannt ist, hat sich das Image Okinawas im letzten halben Jahrhundert stark verändert: Nach der Rückgabe durch die US-amerikanische Administration vor 40 Jahren wollten PolitikerInnen und Intellektuelle die Gesellschaft Okinawas an japanische Standards angleichen. "Die lokale Sprache wurde als rückständig betrachtet und religiöse Praktiken, in denen vor allem Frauen wichtige Funktionen erfüllten, wurden als irrational bezeichnet. So verdrängte man bewusst eigene Aspekte der Kultur", so Prochaska, die sich in ihrer Dissertation mit spirituellen Heilerinnen in Okinawa beschäftigte.


Als einzige subtropische japanische Präfektur ist Okinawa eine beliebte Urlaubsdestination mit Sandstränden und smaragdgrünem Meer. Im Rahmen der Konferenz wird auch die Vermarktung Okinawas als paradiesischer Ort diskutiert. Unter den 1,3 Millionen EinwohnerInnen Okinawas leben zahlreiche zugezogene JapanerInnen. "Zu diesem 'Zuwanderungs-Boom' kam es im Zuge des 'Okinawa-Booms' in den1990er Jahren", so die Japanologin Ina Hein. (Foto: Angela Kramer)



Seit den 1990er Jahren verändert sich das Bild Okinawas: Kultureigene Aspekte werden in ein positives Licht gerückt. "Stellt dieser aktuelle Okinawa-Boom das Bild des facettenreichen Japans jenem des homogenen Japans gegenüber? Oder führt diese Entwicklung wieder zur Brandmarkung Okinawas als das 'Andere?' Diese Fragen möchten wir auf der Konferenz erörtern", ergänzt Hein abschließend. (ps/red)


Internationale Okinawa-Konferenz: "40 years since reversion. Negotiating the Okinawan difference in Japan today"
Donnerstag, 1. November, bis Samstag, 3. November 2012
Spitalgasse 2, Hof 2
1090 Wien
Informationen und Programm
Die Veranstaltung ist in englischer Sprache. Anmeldung für alle Interessierten bis 19. Oktober 2012.

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