Konferenz: Die Krise in der Ukraine

Keine Gegenwart ohne Vergangenheit: Die tieferen Ursachen der gegenwärtigen Spannungen in der Ukraine sind Thema einer internationalen und interdisziplinären Konferenz am 24. und 25. April 2015 an der Universität Wien.

Erklärungen der gegenwärtigen Krise in der Ukraine vernachlässigen häufig historische Zusammenhänge und konzentrieren sich mehr auf aktuelle Entwicklungen. Tatsächlich liegen die Gründe für die Konflikte weitaus tiefer als üblicherweise angenommen wird. "Wer über Wege aus der gegenwärtigen Krise nachdenken will, muss sich intensiv mit der Auflösung der Sowjetunion und den Jahren danach befassen. Die Entwicklungen in der Ukraine sind, wie bei allen anderen post-sowjetischen Staaten, schwer ohne die Auflösung der Sowjetunion und die darauf einsetzende Transformationsphase in den 1990er Jahren nachzuvollziehen", sagt Politikwissenschafterin Tina Olteanu, eine der OrganisatorInnen der Konferenz.

Auflösung der Sowjetunion und Schaffung staatstragender Nationen

Innere Spannungen und zunehmende ökonomische Probleme führten 1991 zur Auflösung der Sowjetunion und Gründung von fünfzehn Nachfolgerepubliken. Die Folge war eine umfassende politische und wirtschaftliche Transformation, begleitet von Nationsbildungsprozessen und dem Aufbau demokratischer Strukturen.

Einführung der Marktwirtschaft

Die Einführung der Marktwirtschaft führte zu einer tiefgreifenden Veränderung der Sozialstruktur und der Einkommensverhältnisse. Während zum einen steigende Armut für viele Menschen zum Alltag wurde, profitierten andere Gruppen von der Transformation. Die sogenannten Oligarchen erlangten mit oft zwielichtigen Methoden bedeutenden wirtschaftlichen und politischen Einfluss.

Entstehung einer geopolitischen Krise

Die Proteste in Kiew von November 2013 bis Februar 2014 hatten nicht nur politische Auswirkungen in der Ukraine selbst, sondern führten zu einer geopolitischen Krise, die über den post-sowjetischen Raum hinausgeht und Erinnerung an den Kalten Krieg wachruft.

Die thematischen Schwerpunkte der Konferenz bilden die Auflösung der Sowjetunion, 25 Jahre post-sowjetische Transformation und aktuelle geopolitische Spannungen im post-sowjetischen Raum. Die Ukraine stellt hierbei ein – akutes – Fallbeispiel für generelle Tendenzen und Muster post-sowjetischer Konflikte dar.

Die vom Institut für Politikwissenschaft in Kooperation mit der interdisziplinären Forschungsstelle für Eurasische Studien (EURAS) der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien organisierte Konferenz findet im Rahmen der interdisziplinären Forschungsplattform "Wiener Osteuropaforum" statt. (af)

Konferenz: "Crisis in the Post-Sovjet Space: the Case of the Ukraine"
Freitag, 24. April bis Samstag, 25. April 2015 (Beginn am Samstag um 9 Uhr)
Dachgeschoss des Juridicums, Universität Wien, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

Öffentlicher Vortrag von Dieter Segert (Universität Wien): "The Current Crisis in Ukraine as a Result of the Post-Soviet Transformation Processes"
Freitag, 24. April 2015, 18 Uhr
Dachgeschoss des Juridicums, Universität Wien, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

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