Konferenz: Apokalypse im Mittelalter

Vorstellungen von Ende und Erlösung in Christentum, Islam und Buddhismus stehen im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz in Wien. Von 24. bis 26. September diskutieren WissenschafterInnen aus verschiedenen Disziplinen Endzeit- und Untergangsvorstellungen.

Der Glaube an die "Letzten Dinge", an göttliches Gericht, Auferstehung, ewiges Leben und an einen finalen Kampf zwischen Gut und Böse nimmt in den Weltreligionen Christentum, Islam und Buddhismus eine zentrale Rolle ein. Die Konferenz "Making Ends Meet. Cross-Cultural Perspectives on the End of Times in Medieval Christianity, Islam and Buddhism" untersucht diese Vorstellungen in unterschiedlichen Gemeinschaften und Kulturen des Mittelalters. Von 24. bis 26. September 2015 diskutieren ForscherInnen aus Geschichtswissenschaft, Sozialanthropologie und Theologie bis hin zu Tibetologie und Islamwissenschaft Endzeit- und Untergangsvorstellungen, wobei auch die Antike und die moderne Welt einbezogen werden. Der interdisziplinäre Blick richtet sich dabei vor allem auf die Regionen Arabien, Indien, Tibet, China und Europa.

Gemeinschaft im Schatten der Endzeit


Eschatologie, der Glaube, dass alle irdischen Dinge zu einem Ende kommen und dass auf das Jüngste Gericht eine neue göttliche Ordnung folgt, ist ein zentrales Element in der christlichen und islamischen Theologie. Die indischen und tibetischen Religionen beschäftigen sich ebenfalls intensiv mit den Auswirkungen der diesseitigen Handlungen auf das Leben im Jenseits, auch wenn sie keine linearen zeitlichen Vorstellungen vom Ende vertreten. Immer aber ging es im mittelalterlichen Verständnis um zwei Endpunkte: den Tod und die Auferstehung des Einzelnen auf der einen und das Ende der weltlichen Mächte auf der anderen Seite.

Bei der Konferenz, die von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gemeinsam mit der Universität Wien organisiert wird, kommen hochkarätige internationale WissenschafterInnen wie Guy Lobrichon (Avignon), James Palmer (St. Andrews), Domenico Agostini (Jerusalem), Jane Baun (Oxford) oder Stephen Shoemaker (Oregon) zusammen, um gemeinsam mit KollegInnen aus Wien diese eschatologischen Vorstellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu untersuchen. Die einzelnen Sessions befassen sich mit Themen wie "Exchanges", "Cultures of Eschatology", "Afterlives and Other Worlds" oder "Empires".

Interreligiöse Austausch

Ein zentrales Thema der Konferenz ist der interreligiöse Austausch. Diskutiert wird, wie unterschiedliche Glaubensinhalte vermittelt wurden und wie sich verschiedene Erzähltraditionen wechselseitig beeinflussten. Nachgegangen wird dabei auch dem Umgang mit Eschatologie und deren Bedeutung für die jeweilige Glaubensgemeinschaft. War der Glaube an das Ende der Welt ein im Mittelalter weit verbreitetes soziales Phänomen oder vielmehr der Ausdruck eines Diskurses, der von religiösen Eliten bestimmt wurde?

Religion und Politik waren im Mittelalter keineswegs klar voneinander getrennte Bereiche. Im Gegenteil, gerade biblische Metaphern und religiöse Werte waren für Verständnis und Legitimation politischer Herrschaft besonders wichtig. Die Konferenz untersucht daher auch den Einfluss von Untergangsvorstellungen auf den politischen Bereich. Dabei wird gefragt, wie apokalyptische Motive zur Erklärung von Fremden oder Feinden beitrugen, welche Naturphänomene und Orte apokalyptische Bedeutung erhielten oder welchen Einfluss Endzeitvorstellungen auf Überlegungen zu Dauer und Stabilität eines Weltreiches hatten.

Spezialforschungsbereich "Visions of Community"

Die Konferenz findet im Rahmen des FWF-Spezialforschungsbereichs "Visions of Community" (VISCOM) statt, dessen zentrale Hypothese ist, dass religiös motivierte Vorstellungen prägend für die Politik im Mittelalter waren. VISCOM ist eine erfolgreiche Kooperation zwischen der ÖAW und der Universität Wien. Das interdisziplinäre Projekt, an dem fünf Institute beteiligt sind, wurde Anfang des Jahres verlängert und geht nun in die zweite Runde.
 
Internationale Konferenz "Making Ends Meet. Cross-Cultural Perspectives on the End of Times in Medieval Christianity, Islam and Buddhism"

Donnerstag, 24. und Freitag, 25. September, 9.30 bis 18.30 Uhr
Theatersaal der ÖAW
Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien

Samstag, 26. September, 10 bis 17.30 Uhr
Konferenzraum des Instituts für Mittelalterforschung der ÖAW
Wohllebengasse 12–14, 1040 Wien

Programm und weitere Informationen

Keine Anmeldung erforderlich, der Eintritt ist frei.

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