Die Plastizität des sozialen Gehirns

Die Forschungsplattform "Cognitive Science" holt die renommierte Forscherin Tania Singer vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig an die Universität Wien. Am Dienstag, den 28. April 2015, hält sie einen Festvortrag zur Plastizität des sozialen Gehirns.

Unsere Gesellschaft sieht sich zunehmend mit globalen und wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, die nur mehr durch einen grundlegenden Wandel bewältigbar zu sein scheinen. Neue Forschungsgebiete, wie die affektiv-sozialen und kontemplativen Neurowissenschaften, erzielen vielversprechende Ergebnisse, die helfen könnten, diese notwendigen Veränderungen herbeizuführen. Beispielsweise zeigt die aktuelle Forschung zur neuronalen Plastizität, dass Training von geistigen Fähigkeiten wie Achtsamkeit und Mitgefühl die Funktionsweise des Gehirns verändert – und zu mehr positiven Gefühlen, prosozialem Verhalten und einer besseren Gesundheit führt.

Mit Metakognition und Mitgefühl

Schwerpunkt des öffentlichen Vortrags von Tania Singer wird daher ihr vom European Research Council (ERC) gefördertes Forschungsprojekt "ReSource" sein – ein groß angelegtes, multi-methodisches mentales Trainingsprogramm, das auf die Verbesserung von Aufmerksamkeit, interozeptiven Bewusstsein, Perspektivwechsel, Metakognition, Mitgefühl und prosozialer Motivation abzielt. In ihrem Vortrag wird Tania Singer die neuesten Ergebnisse zu neuronaler Plastizität, Stressreduktion und prosozialem Verhalten präsentieren. Darauf aufbauend wird sie argumentieren, dass das Training von geistigen Fähigkeiten und Mitgefühl ein wichtiger Puzzlestein für die Entwicklung neuer Wirtschaftsmodelle sein wird, die eine säkulare Ethik der Kooperation in unserer Gesellschaft etablieren.

Über Tania Singer

Tania Singer ist Direktorin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Sie erforscht die Grundlagen des menschlichen Sozialverhaltens; insbesondere die psychologischen und neurowissenschaftlichen Effekte von Mitgefühl und mentalem Training auf Gehirn, kognitive Fähigkeiten, Gesundheit und Kooperation. Zudem leitet sie zusammen mit Dennis J. Snower vom Kieler Institut für Weltwirtschaft das vom Institute of New Economic Thinking (New York, USA) geförderte Forschungsprojekt "Caring Economics". Sie untersuchen, wie anhand von Erkenntnissen aus Biologie und Psychologie die omnipräsente Idee des Homo oeconomicus überwunden und neue Wirtschaftsmodelle in Bezug auf Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung entwickelt werden können.

Kognitionswissenschaft an der Universität Wien

Veranstalterin und Gastgeberin ist die Forschungsplattform "Cognitive Science" der Universität Wien. Tania Singers öffentlicher Vortrag ist die vierte jährliche Festveranstaltung der Forschungsplattform. Im Anschluss an den Festvortrag findet im Kleinen Festsaal der Universität Wien ein Empfang mit Postersession statt, bei der die aktuellen Projekte der Forschungsplattform präsentiert werden.

Die Forschungsplattform "Cognitive Science" besteht seit 2011. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die Kognitionswissenschaft an der Universität zu stärken und aktiv interdisziplinäre Forschung zu unterstützen. Kognitionswissenschaft ist als wissenschaftliches Feld eigenständig, wie auch eine Schnittmenge: An der Forschungsplattform nehmen ForscherInnen von insgesamt neun Fakultäten der Universität Wien, sowie WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Wien, der Akademie der Wissenschaften und außeruniversitären Forschungseinrichtungen teil. (af)

"Plasticity of the Social Brain – From Training the Mind and Heart to a Caring Society" von Tania Singer
Dienstag, den 28. April 2015, 19 Uhr
Großer Festsaal der Universität Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien
Programm

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