Der Kulturbegriff und seine Instrumentalisierungen

Mit "Kultur" ist die Ethnologie über eine lange Geschichte von Definitionen und wissenschaftlichen Zugängen verbunden. Eine kritische Reflexion des gegenwärtigen Gebrauchs von Kultur steht nun im Zentrum der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde: Die Konferenz "Wa(h)re Kultur. Kulturelles Erbe, Revitalisierung und die Renaissance der Idee von Kultur" findet von Mittwoch bis Samstag, 14. bis 17. September 2011, statt. Organisiert wird die Veranstaltung gemeinsam mit dem Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, dem Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie dem Museum für Völkerkunde.

Wie wurde Kultur zu einer Erfolg versprechenden Strategie der gesellschaftlichen Anerkennung? Wie lässt sich die neue Popularität von lokalen Kulturen klären? Diese und weitere Fragen stellen sich die TeilnehmerInnen im Rahmen der Konferenz "Wa(h)re Kultur", die am Mittwoch, 14. September, durch einen Vortrag des Ethnologen Gustavo Lins Ribeiro, Universidade de Brasilia, eröffnet wird.  

Vom Kulturbegriff und kulturellen Rechten …

Mit den "Antinomien des Kulturbegriffs" starten die TeilnehmerInnen am Donnerstag, 15. September, in das akademische Programm der Konferenz. Nachgegangen wird dabei u.a. dem Boom in der Verwendung des Kulturbegriffs – sei es beispielsweise als Form der (Selbst-) Positionierung – und der Frage, wie die Ethnologie auf diesen Gebrauch, der häufig dem wissenschaftlichen Verständnis widerspricht, reagieren kann. Aus der Perspektive verschiedener Kontinente wird am Nachmittag diskutiert, wie sich das Recht auf Bewahrung der eigenen kulturellen Praxis zum Recht auf Entwicklung verhält und in der Interaktion mit anderen Gruppen wirkt: Wer darf aus welchen Gründen und zu welchem Vorteil etwas schützen?

… über die Forschungspraxis …

Unter der Leitung von Thomas Fillitz und Andre Gingrich vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie findet am Freitag, 16. September, das JungforscherInnen-Forum statt. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Diskursen von Kultur junge WissenschafterInnen in ihren Forschungen begegnen, u.a. "Zwischen Afrika, Brasilien und Deutschland: Fremd- und Selbstbilder in der Capoeira Angola", Besessenheit im Wandel: Die Kultur der Götterverehrung in einem westindischen Tempelkult.

… zu Kulturgütern und Museen

Abschließend setzen sich die KonferenzteilnehmerInnen am Samstag, 17. September, mit der Repatriierung von Kulturgütern auseinander. Seit vor rund 40 Jahren die Debatte begann, haben zahlreiche ethnologische Museen sakrale und andere kulturell bedeutsame Objekte in ihre Herkunftsländer zurückgeführt. Über den Verbleib ist aber wenig bekannt. In der Plenarveranstaltung soll eine kritische Bilanz der Repatriierungsbemühungen gezogen werden. Ein letzter Schwerpunkt ist der "Verwa(h)rung und Verwandlung: Museen im Zeitalter der Globalisierung" gewidmet, in dem u.a. das Wechselspiel von Warencharakter und Identitätsstiftung im Bezug auf Kulturdokumente diskutiert wird.

Zahlreiche Workshops

Neben den Plenarveranstaltungen finden rund 50 Workshops statt, die von kulturellen Aspekten im Tourismus, Rolle der UNESCO in der globalen Kulturpolitik bis hin zu Cyperculture reichen. Die Konferenz schließt mit einem Besuch der Ausstellung "Die Kultur der Kulturrevolution" im Museum für Völkerkunde. (dh)


"Wa(h)re Kultur: Kulturelles Erbe, Revitalisierung und die Renaissance der Idee von Kultur"
Mittwoch, 14. September, bis Samstag, 17. September 2011
Registrierung: Neues Institutsgebäude (NIG)
Universitätsstraße 7, 1010 Wien
Nähere Informationen und Programm

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