Beethoven wieder gehört

Anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums der Universität Wien wird Beethovens berühmte Akademie von 1813 auf Instrumenten aus dieser Zeit am historischen Ort wiederaufgeführt. Für den Konzerttermin am 15. März gibt es noch Tickets.

Die damalige Aula der Universität Wien – heute Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – war um 1800 einer der wichtigsten Konzertsäle in Wien. Beethoven hatte sich 1813 monatelang beim Rektor der Universität um eine Genehmigung zur Nutzung des Saales bemüht. Nach einer anfänglichen Absage konnte die Akademie auf Initiative des Erfinders und Mechanikers Johann Nepomuk Mälzel am 8. und 12. Dezember 1813 schließlich stattfinden, und zwar unter den üblichen, jeweils in der Professorenschaft individuell verhandelten Auflagen, den Universitätsbetrieb keinesfalls zu stören und ein Benefizkonzert in sozialem Interesse zu veranstalten.

Beethoven selbst hat dirigiert. Im Orchester wirkten zahlreiche berühmte Musiker mit, unter ihnen Louis Spohr, Johann Nepomuk Hummel, Giacomo Meyerbeer und Antonio Salieri. Insbesondere das anlässlich des entscheidenden Siegs über Napoleon komponierte, groß besetzte und die Raumakustik klug ausnutzende Orchesterwerk "Wellingtons Sieg" erforderte die Mitwirkung aller greifbaren musikalischen Koryphäen.

Historische Wiederaufführung

2015 wird eben dieses Programm auf Instrumenten aus der Beethovenzeit in historisch informierter Aufführungspraxis von dem Orchester Wiener Akademie unter der Leitung von Martin Haselböck gespielt – und zwar am historischen Ort. Zudem wird ein eigens konstruierter automatischer Trompeter zu erleben sein, der wie seinerzeit der – nicht erhaltene – Automat von Mälzel mit Orchesterbegleitung auftritt. Dieses technische Wunderwerk zog die damaligen Konzertbesucher ganz besonders in ihren Bann.


Der mechanische Trompeter von Joh. N. Mälzel – Remake 2015 von Jakob Scheid

Bei dem Nachbau des Mälzelschen Trompeterautomaten von 1808 handelt es sich nicht um eine exakte Rekonstruktion, sondern um ein "Remake" – also um eine Annäherung an den historischen Trompeter, im Wissen, dass die Vergangenheit unwiederholbar ist. Der Einblick, den diese Herangehensweise ermöglicht, macht nicht nur die Funktionsweise des Trompeters sichtbar, sondern zeigt auch die skulpturale Qualität des Maschinenbaus im frühen 19. Jahrhundert, die an die Formensprache der frühen Moderne erinnert. (Foto: Jörg Mühlhans)



Vortrag von Birgit Lodes

Die Initiatorin des Projekts, Birgit Lodes, Vorständin des Instituts für Musikwissenschaft an der Universität Wien, wird am Abend des Jubiläumskonzertes, 13. März (19 Uhr) sowie am 14. März (18.30 Uhr) einen Vortrag zum Thema "Durch den unmäßigen Lärm das Trommelfell fast sprengen? Beethoven, der Krieg und die Universität" halten.

Wiener Vorlesung am 11. März

Bereits am Mittwoch, 11. März 2015, findet am gleichen Ort um 19 Uhr eine "Wiener Vorlesung" zum Thema "Musik – Raum – Aura – Mechanik" statt, bei der neun renommierte WissenschafterInnen über die Akustik der Aula der Alten Universität in ihrer Wechselwirkung auf damalige und heutige Interpretationen, über die zeitgenössischen Bedingungen der versammelten Professorenschaft für eine musikalische Nutzung der Aula  sowie über die besonderen technischen, ästhetischen und repertoirekundlichen Herausforderungen beim Remake des mechanischen Trompeters diskutieren.

11. März: Wiener Vorlesung: "Musik – Raum – Aura – Mechanik"
Konzert und Diskussion, Moderation: Birgit Lodes
Mittwoch, 11. März 2015, 19 Uhr
Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien
Nähere Informationen

15. März: Beethovens berühmte Akademie im Festsaal der alten Universität – ein WiederHören (RE-SOUND Beethoven 3)
Sonntag 15. März 2015 um 11 Uhr
Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien
Nähere Informationen
Kartenvorverkauf: jeunesse.at
(Für die Konzerttermine am 13. und 14. März gibt es leider keine Karten mehr)

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