Auf den Spuren von "the Cool"

Was haben James Dean und der iPod gemeinsam? Sie gelten als "cool", sie kamen auf Umwegen aus den USA zu uns, und sie lassen kaum jemanden kalt. Vom 4. bis 6. November begibt sich die internationale Konferenz "Is It 'Cause It'’s Cool? Affective Encounters with American Culture" auf die Spuren von "Coolness" und Strahlkraft eines imaginären "Amerikas" und erkundet dabei unsere Gefühlswelten in Zeiten der kulturellen Globalisierung.

Das 20. Jahrhundert gilt als das "American Century" – nicht nur im Sinn einer politischen Hegemonie der USA, wie Henry Luce, der Herausgeber des Time Magazine, 1941 sein Schlagwort intendierte, sondern vor allem auch kulturell. Schon vor James Dean strahlten im frühen 20. Jahrhundert mit Hollywood, Blues und Jazz die Bilder und der Soundtrack amerikanischen Lebensgefühls bis nach Europa. Und mit dem Bogen kultureller Einwanderung, der sich über Rock 'n' Roll und Pop Art zu MTV, Fast Food und Silicon Valley weiterspannt, ist dieses Gefühl auch bis in die Gegenwart im europäischen Alltag präsent.

Als Konstante erweist sich in dieser Geschichte der Rezeption amerikanischer Kultur in Ländern wie Österreich und Deutschland die ständige Spannung zwischen Faszination und Begeisterung einerseits und Ablehnung und regelrechter Abscheu andererseits, die Generationen von EuropäerInnen den kulturellen Importen entgegenbrachten. Auch diese Diagnose gilt bis in die Gegenwart: Amerikanische Kultur in Europa regt immer noch an und sie regt auf – kalt lässt sie keine/n.

Amerika, "the Cool": Stiftung von Identität

Das Ziel der diesjährigen internationalen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Amerikastudien ist es, Ursachen und gesellschaftliche Wirkungen dieser spannungsgeladenen affektiven Reaktion zu untersuchen. Die Konferenz "Is It 'Cause It's Cool? Affective Encounters with American Culture" versteht die affektive Wirkung amerikanischer Kultur als wichtiges identitätsstiftendes Moment in Europa. Ob geliebt oder gehasst, die Auseinandersetzung mit "Amerika" zeitigt auch im 21. Jahrhundert zentrale Effekte in der Konstruktion europäischer, nationaler, und regionaler Identitäten: wo etwa Jugendkulturen sich formieren, Subkulturen sich wandeln, oder Gender-Identitäten sich destabilisieren, dort kommt den aus den USA importierten kulturellen Texten, Bildern, Stilen und Praktiken nach wie vor eine entscheidende Rolle zu.

Im Zentrum solcher Aneignungs- und Adaptionsprozesse stand und steht dabei – so eine These, die die Konferenz verfolgt – der Begriff der "Coolness", oder im Amerikanischen, "the Cool". Was auf ersten Blick als eine beiläufige Floskel scheint, die – eingedeutscht und vielfältig adaptiert – verwendet wird, um die individuelle affektive Haltung zu populär- und massenkulturellen Produkten verbal zu beschreiben, ist in jüngster Zeit von historisch-kulturwissenschaftlicher Forschung als kulturelle, ideologische Einstellung entdeckt und ins wissenschaftliche Visier genommen worden. Als körperlich gewordener "Habitus", so könnte man diese Einstellung mit dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu benennen, beschreibt und bestimmt "Cool" die Positionierung des Individuums zur Gesellschaft. Was an der importierten Kultur als "cool" gilt, und die importierte Haltung des "Cool" selbst, inszeniert und manifestiert Ablehnung, Auflehnung, und Widerstand gegen, oder aber auch Bejahung der "eigenen" Kultur: "Cool" stiftet Identität.

Konferenzprogramm

Solche historischen Entwicklungslinien werden im Rahmen der Konferenz in Keynote Lectures renommierter WissenschafterInnen nachgezeichnet. So spricht zum Beispiel der renommierte niederländische Amerikanist Jaap Kooijman (Universität Amsterdam) in "Yes We Can, This Is It" über die in der heutigen globalen Medienkultur zentralen Phänomene von – amerikanischem – Stardom und Celebrity sprechen.

Verschiedene thematisch fokussierte Workshops bieten den TeilnehmerInnen die Gelegenheit, die Themen zu vertiefen und speziell hinsichtlich der Situation in Österreich und Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu konkretisieren: In Workshops zu Musik wird u.a. der Frage von Aneignungsprozessen in kulturell divergenten Räumen nachgegangen, wie in Slobodan Brkics Beitrag "Detroit to Belgrade – Ghetto to Ghetto" oder etwa in Laura MacDonalds "From Broadway to Potsdamer Platz: How the American Musical Helped Define a Mädchen Aus Ostberlin".

Mag. Klaus Heissenberger ist am Institut für Anglistik und Amerikanistik tätig. Die Jahreskonferenz der Austrian Association for American Studies (AAAS Conference) 2011 wird von Mag. Dr. Astrid Fellner organisiert, Klaus Heissenberger und Mag. Dr. Eugen Banauch, MA sind die Co-Organisatoren.


Konferenz "Is It 'Cause It's Cool? Affective Encounters with American Culture"
Freitag, 4. November bis Sonntag, 6. November 2011
Schloss Leopoldskron, Salzburg
Information und Anmeldung

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