Universität Wien im Zeichen des Films

Am 12. Juni fand der Wissenschaftsfilmtag am Uni Wien Campus statt. Unter dem Motto "Bereits zugestimmt!" wurden Filme zum Thema Datensicherheit gezeigt und YouTuber Christoph Krachten sowie Datenschützer Max Schrems diskutierten über YouTube-Erfolge und die Nutzungsbedingungen von Facebook & Co.

"Videos werden auch in der Wissenschaftskommunikation immer wichtiger", darüber waren sich Thilo Körkel (re.), Video-Redakteur bei Spektrum der Wissenschaft, und Youtuber Christoph Krachten (mi.) einig: "Bewegtbild hilft, zu verstehen." Die beiden Gäste aus Deutschland erklärten zu Beginn des Gesprächs mit Wolfgang Haberl (li.), Obmann des Vereins sf2/Europäisches Wissenschaftsfilmfestival, was den Erfolg eines Videos im Netz ausmacht.

Wichtig sei es, Trends zu erkennen und auf irgendeine Weise "krass" zu sein, so Krachten. Auch der enorme Einfluss von Fake News auf YouTube war Thema. "Forschungsinstitutionen könnten hier neue Standards setzen und ihre Videos den Verschwörungstheorien gegenüberstellen", so Körkel. Mit im Publikum: Cognitive Science-Studentin Anna Riedl, die die Open Lecture geskribbelt hat.

Im Anschluss an die Diskussion, bei der auch Kurzfilme von WissenschafterInnen der Universität Wien gezeigt wurden, erklärte Philipp Haslinger das Kunstprojekt "SEE C – Photography at the speed of light", das die Bewegungen des Lichts in kurzen Clips sichtbar macht. "C ist das wissenschaftliche Symbol für die Lichtgeschwindigkeit. Bleibt die Frage, ob man so schnell fotografieren kann", so der Physiker von der TU Wien.

Der Wissenschaftsfilmtag stand unter dem Motto Datensicherheit im Internet – und genau darauf ging auch Quantenphysiker Philip Walther von der Uni Wien in seinem Vortrag ein. Er erklärte, wie man die Superposition von Photonen für das Quanten-Internet nutzen kann und welchen Beitrag die Forschung in Österreich dazu liefert. Die zahlreichen Fragen aus dem Publikum sprechen für ein großes Interesse an dem Thema.

Im Anschluss fanden die Filmvorführungen statt – wetterbedingt nicht Open Air sondern im Hörsaalzentrum am Campus der Universität Wien. Der erste gezeigte Film war "Citizenfour" – eine Oscar prämierte Filmbiographie über den Whistleblower Edward Snowden. Im Januar 2013 erhält die Filmemacherin Laura Poitras verschlüsselte E-Mails von einem Unbekannten, der sich "Citizen Four" nennt und Beweise für verdeckte Massenüberwachungsprogramme der NSA und anderer Geheimdienste in Aussicht stellt. Im Juni 2013 fliegen Laura Poitras und die Journalisten Glenn Greenwald und Ewen MacAskill nach Hongkong, um sich mit "Citizen Four" zu treffen – es ist Edward Snowden.

Der zweite Film: "Terms and Conditons May Apply". Vor Abspielen des Films, der sich mit den Nutzungsbedingungen von Facebook & Co auseinandersetzt, kam Max Schrems, ein Protagonist des Films, zu Wort. Gemeinsam mit dem Datenrechtsexperten Nikolaus Forgó diskutierte er – moderiert von Bernhard Weingartner (Science Slam) – vor allem darüber, ob die DSGVO nun ein großer Wurf oder ein fauler Kompromiss sei.

Max Schrems: "Realität ist, dass nicht alles genau definiert ist, der Datenschutz für 28 Mitgliedsstaaten ist komplex." Jedoch gibt es nun erstmals die Möglichkeit der Durchsetzung, weil es Strafen und Konsequenzen gibt.

Nikolaus Forgó (re.), Professor am neu geschaffenen Institut für Innovation und Digitalisierung im Recht an der Universität Wien, ergänzte, dass durch die mögliche Bestrafung Datenschutz erstmals ein gesellschaftspolitisches Thema ist. Jedoch warnte er davor, dass die Strafen verhältnismäßig sein müssen und dass man nicht gleich jeden Fußballverein bestrafen könne, weil er seine Mitgliederliste nicht ganz ordnungsgemäß führe. "Facebook, Google usw. hatten genug Zeit, um sich auf die neue Verordnung vorzubereiten und man wird sehen, ob es Milliardenklagen für die Big Player geben wird."

Ausgehend von der aktuellen Situation hatte der Film, der schon 2013 gedreht wurde, nach wie vor Aktualität und blieb für die BesucherInnen bis zum Schluss spannend. 

Die Meinung von Max Schrems war auch außerhalb des Hörsaals gefragt. Eine Schulklasse der Wiener Mittelschule mit Schwerpunkt Medienerziehung begleitete die Veranstaltung filmisch und holte den Datenschutzaktivisten vor die Kamera. (Fotos 1-3 © Marisa Ambichl, Fotos 4-9 © Universität Wien/derknopfdruecker.com)