Licht auf die Schattenwelt werfen

Am Mittwoch, 19. April, wurde die Installation "ins licht gerückt" in der Aula des Hauptgebäudes eröffnet. Die Kunstinstallation beleuchtet nun dunkle Stellen der Vergangenheit der Universität Wien. Zur Eröffnung sprachen u.a. Rektor Engl und die Zeithistoriker Oliver Rathkolb und Friedrich Stadler.

Rektor Heinz W. Engl begrüßt alle Anwesenden in der Aula der Universität Wien, auf deren linken Seite sich die Rektorentafel, genannt Rektorenfasten, auf der alle Namen der ehemaligen Rektoren aufgelistet sind, befindet. Zu Beginn seiner Rede erinnert er an den kürzlich verstorbenen Vizerektor, Johann Jurenitsch, der mit einer Arbeitsgruppe erstmals begonnen hat, die Gedenkkultur an der Universität Wien voranzutreiben, die nun auch im Rahmen der NS-Provenienzforschung weitergeführt wird.

Die Installation "ins licht gerückt" ist ein weiterer wichtiger Schritt im Rahmen der Gedenkkultur bei der "wir uns bewusst dazu entschlossen haben, die Namen der beiden Rektoren Knoll und Pernkopf nicht zu entfernen, sondern zu kontextualisieren", so Rektor Engl.

"Es ist nicht selbstverständlich, sich mit der Geschichte der Rektoren auseinanderzusetzen und damit einen aktiven Beitrag zur Gedenkkultur zu leisten. Insbesondere, da eine neue Erhebung des Instituts für Zeitgeschichte ergeben hat, dass besonders unter 35-jährige am wenigsten kritisch mit autoritären Systemen umgehen, ist es wichtig, immer wieder neue Aspekte der Zeit des Nationalsozialismus zu beleuchten", betont der Zeithistoriker Oliver Rathkolb in seinem Beitrag im Rahmen der Eröffnung.

"Es geht um eine offensive Rekonstruktion und Gedenkkultur, die sowohl Licht als auch Schatten vereint. Begonnen mit der Gestaltung um den Siegfriedskopf über das Gruppenbild mit Fragezeichen bis hin zu der Neugestaltung der Rektorenfasten hat die Universität Wien einen wichtigen Beitrag in der Aufarbeitung ihrer Geschichte geleistet", sagt Friedrich Stadler, Vorstand des Instituts Wiener Kreis. Er wirft einen Blick zurück in die Zeit des Nationalsozialismus und betont, dass 1938 für die Universität Wien der Höhepunkt der negativen Entwicklung war – die Anzahl der entlassenen Lehrenden und Studierenden war immens: "Wir müssen klar und deutlich sagen, dass auch die damaligen Rektoren der Universität Wien erheblich zum gesamten Klima beigetragen haben."

Die Publizistin Elvira M. Gross spricht die Erinnerungskultur an, die noch geschaffen werden muss und auch die errichtete Glasstele weise auf eine Leerstelle hin. Für sie sei die neue Kunstinstallation keine laute Arbeit: "Vielmehr verlangt die Stille des Objekts danach, beachtet zu werden."

Abschließend spricht die Künstlerin Bele Marx, die gemeinsam mit Gilles Mussard die Installation entworfen hat, über ihre Hintergründe: "Wir haben versucht, mehrere Aspekte zu berücksichtigen: Wir wollten die Ehrung nehmen und haben aufgrund dessen den Inschriften das Gold entnommen. Wir setzen dem schweren Marmor das scheinbar leichte Glas entgegen. Mit der transparenten Glassäule wollen wir aber auch auf die fragwürdigen gesellschaftlichen, politischen und universitären Entwicklungen davor und danach hinweisen, deren Schatten je nach Standort unterschiedlich fällt. Mit der Spiegelung wollten wir eine Gegenwelt schaffen, denn ein Spiegel ist immer ein Korrektiv." (Fotos: derknopfdruecker.com/Text: uni:view)