Grüße aus Nepal! (Tag 4)
| 11. April 2013Der vierte Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück im Lodge-eigenen Restaurant. Die vorangegangene Nacht war kalt und brachte Zimmertemperaturen um fünf Grad. Heute geht's zur Tempelanlage in Kagbeni, wo die Studierenden als fachliche BeraterInnen zur Schutzverbauung des Klosters auftreten.
Unser Weg führt uns heute den Kali Gandaki Fluss talaufwärts nach Kagbeni. Auf 14 Kilometer sind zur Akklimatisierung nur etwa 200 Höhenmeter zu überwinden. Die Temperatur liegt bei 15 bis 20 Grad. Bei frischem Wind verlassen wir Jomosom gegen 9.30 Uhr, nachdem unsere Exkursionsleiter Organisatorisches mit den Behörden (Entry Permit und Trekking Registrierung für den Jomosom-Muktinath Trek) erledigt haben. Glücklicherweise sind wir noch am Anfang der Saison unterwegs, so dass wir auf der Straße nur gelegentlich angehupt werden. Dann wechseln wir von der Straße ins Flussbett. Auf dem weiten Flussbett, durch welches mehrere Flusszweige fließen ("braided river system"), wird uns zum ersten Mal die Mächtigkeit des Kali Gandaki Tals bewusst. So schreiten wir zügig Richtung Norden.
Gleich nach dem Verlassen von Jomosom treffen wir einen Einheimischen, der einen 40 Kilogramm schweren Korb mit Holz das Tal hinab trägt. Dabei verwenden die Nepalesen eine eigene Technik, welche sich manche/r Studierende gleich aneignen will. Wie auf dem Bild aber unschwer zu erkennen ist, ist unsere Technik noch nicht ganz ausgereift.
Unterwegs versucht ein Student einen Heiligen "Sadhu" anzusprechen. Der ist jedoch eher an nepalesischen Rupien als an kulturellem Austausch interessiert. Uns verwirrt, dass der Hindu an einem Ort buddhistischer Wahrzeichen versucht sein "Glück" zu finden.
Besonders beeindruckend ist natürlich die Bergkulisse, die uns auf unserer Wanderung begleitet. Die bis zu 7.000 Meter hohen, schneebedeckten Berggipfel rauben uns zwar den Atem, hindern uns jedoch nicht daran, sportliche "Gustostückerl" zum Besten zu geben.
Gegen 15 Uhr erreichen wir in der Abendsonne Kagbeni und lassen das Tal, wie auf dem Foto erkennbar, hinter uns. Hier entdecken wir auf einer Höhe von 2.700 Meter fantastische Terrassen, auf denen vor allem Buchweizen angebaut wird.
Vor Sonnenuntergang besuchen wir die wunderschöne Tempelanlage in Kagbeni. Der Vorstand des Klosters, ein aus dem Ort stammender Mönch, bringt uns das Leben im Kloster und das dazugehörige Ausbildungssystem für junge Mönche näher. Als Geographie-Studierende verwickeln wir den Mönch schnell in eine fachliche Diskussion über die Schutzverbauung des Klosters. Denn unser fachliches Auge hat erkannt, dass der Hügel, auf dem das Kloster steht, durch Erosion infolge von Hochwasserereignissen gefährdet ist. Außerdem weisen die von Indien geförderten und im Bau befindlichen Schutzmaßnahmen einige Mängel auf. Neben spontanen Empfehlungen zur Verbesserung, tauschen wir Mailadressen aus, um dem Mönch zu einem späteren Zeitpunkt konkrete Verbesserungsvorschläge schicken zu können.
Um das gute Omen, unter dem die Exkursion steht, zu fördern, drehen wir tatkräftig an den Gebetsmühlen des Klosters. Das soll Glück bringen.
Ein klassisches – (noch) wohlschmeckendes – Dal Bhat-Gericht rundet den Abend ab, bevor wir uns müde in unsere hygienisch einwandfreien Gemächer zurückziehen. In der Nacht kühlt es auf gefühlte Null Grad runter, was Haube und Pullover notwendig macht. Fortsetzung folgt ...
Die Nepal-Exkursion "Physiogeographische Umwelt und menschliche Anpassung" im April 2013 führt 21 Studierende der Universität Wien unter der Leitung von Rainer Bell vom Institut für Geographie und Regionalforschung und Johannes Thomas Weidinger, Leiter des Geo-Zentrums Erkudok-Gmunden, in die Umgebung von Pokhara, zu einer achttägigen Trekkingstrecke im Kali Gandaki Tal von Jomosom nach Muktinath, zurück nach Jomosom und dann weiter nach Süden bis nach Beni und schließlich wieder nach Pokhara sowie ins Kathmandu-Tal.