Grüße aus Nepal! (Tag 3)
| 10. April 2013Am Tag 3 der Exkursion begeben sich die GeographInnen in höhere Gefilde: Am Dach der Welt gehen sie der Landschaftsentstehung auf den Grund und lassen sich von der Bergkulisse verzaubern. Darüber – und über ein Bogenschießen-Festival, an dem sie nebenbei teilnehmen – berichten sie für uni:view.
Voller Vorfreude auf den Flug nach Jomosom, das auf 2.800 Metern Meereshöhe liegt, starten wir um 5.30 Uhr zum Flughafen von Pokhara. Nach dem üblichen Flughafenprozedere wartet die erste Gruppe mit – und die zweite Gruppe ohne – Tickets auf der Dachterrasse und genießt den ersten Blick auf die Annapurna-Bergkette. Die Sonne, die gegen 6 Uhr langsam beginnt, die Bergspitzen zu beleuchten, gibt ihr Bestes, unsere Wartezeit bis zum Abflug zu versüßen.
Bald darauf erhalten wir die Information, dass das Flugzeug Verspätung hat. Zwei Stunden später und mit nepalesischer Gemütlichkeit geht es endlich los. Der Start läuft wie geschmiert. Kaum ist die erste Gruppe im Flieger, darf auch die zweite Partie einchecken. Zehn Minuten später steigen auch die letzten von uns in die vollbesetzte Maschine. Insgesamt befinden sich 20 Menschen an Bord – inklusive einer freundlichen Stewardess und zwei kompetent und locker wirkenden Piloten.
Den Flug haben sich die meisten schlimmer vorgestellt, aber wir haben Glück mit der Thermik (obwohl es bereits 9 Uhr morgens ist und die Talwinde aus dem Süden langsam einsetzen). Nun stellt sich uns ein atemberaubendes Bild – alle bereits im Vorbereitungsseminar besprochenen Landschaftsbilder sehen wir mit eigenen Augen: Flüsse, Terrassen, Seen und Bergstürze. Am meisten beeindrucken uns natürlich die beschneiten Bergspitzen der höchsten Berge der Welt.
Schließlich fliegen wir ins Tal von Mustang ein, und nach einer scharfen 180 Grad Drehung landen wir auf der kleinen und berühmt-berüchtigten Landebahn von Jomosom. Die Registrierung vor Ort läuft nicht sehr bürokratisch ab. Die Gruppe des ersten Fliegers (13 Personen) wird noch vollständig erfasst. Als dann die Permits der zehn Personen der zweiten Gruppe abgegeben werden, versagt irgendwann die bürokratische Korrektheit und wir werden einfach durchgewinkt. Angekommen in unserer neuen tollen Unterkunft, dem Hotel Majesty, mit Bergblick auf den Nilgiri Nord (7.061 m), gibt es verspätet aber doch ein nepalesisches Frühstück.
Nach dem Frühstück ruhen wir uns zunächst einmal aus, um uns langsam aber sicher an Höhe und Umgebung zu gewöhnen. Zu späteren Stunde bekommen wir dann bei einer ersten Geländebegehung eine Einführung in den komplizierten Aufbau der Landschaft. Neben Seeablagerungen, die sich bis zu 30 Meter über der Ortschaft Jomosom erheben und somit belegen, dass die Ortschaft zu früherer Zeit komplett unter Wasser gelegen hat, studieren wir auch Ablagerungen von Gletscherflüssen und Muren. Hinzu kommen auch noch Bergstürze. Die Dimensionen all dieser Prozesse überschreiten deutlich jene, die wir aus den Alpen kennen. Um die Komplexität der Landschaft zu entschlüsseln, sind noch unzählige Forschungsarbeiten nötig.
Als hätten es die Exkursionsleiter extra für uns eingerichtet, stolpern wir abseits der Hauptroute – wie das bei einer Geländebegehung so ist – in ein 20 Tage andauerndes Bogenschießen-Festival der ansässigen Thakali. Die Thakali sind ein Volk mongolischer Abstammung, welches schon lange das Kali Gandaki Tal besiedelt und schon seit jeher Handel (in frühen Zeiten v.a. Salzhandel zwischen Nepal und Tibet mit Hauptumschlagsort in Tukche, südlich von Jomosom) betrieben hat. Auch heute noch spürt man deren Geschick für Handel und Tourismus.
Interessiert lächelnde ExkursionsteilnehmerInnen werden mit einem einfachen Handzeichen eingeladen, um sich dem Tumult anzuschließen. Von jung bis alt – zahlreiche Männer der Umgebung sind an ihren Bögen. Eindrücke, die nicht so schnell vergessen werden können, v.a. auch weil sich die Schützen ihrer Treffsicherheit offensichtlich sehr bewusst sind. Und sich die Schützen – mehr als auf dem Foto zu sehen ist – dem Ziel-Holzblock nähern, während ihre Kollegen noch Pfeile abschießen. Dieses Schauspiel lässt uns – natürlich nur kurzfristig – die faszinierende Welt der Entstehung der Landschaft vergessen. Fortsetzung folgt ...
Die Nepal-Exkursion "Physiogeographische Umwelt und menschliche Anpassung" im April 2013 führt 21 Studierende der Universität Wien unter der Leitung von Rainer Bell vom Institut für Geographie und Regionalforschung und Johannes Thomas Weidinger, Leiter des Geo-Zentrums Erkudok-Gmunden, in die Umgebung von Pokhara, zu einer achttägigen Trekkingstrecke im Kali Gandaki Tal von Jomosom nach Muktinath, zurück nach Jomosom und dann weiter nach Süden bis nach Beni und schließlich wieder nach Pokhara sowie ins Kathmandu-Tal.