Die Wiener Turmfalken
| 17. Juni 2015Nur 30 Tage brauchen junge Turmfalken vom Schlüpfen bis zum ersten Ausflug. Nicht viel Zeit für die ForscherInnen des Turmfalkenprojekts der Universität Wien und des NHM, um die Küken zu untersuchen. Da muss schon die Feuerwehr mithelfen.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptgebäude der Universität Wien und gegenüber vom Neuen Institutsgebäude (NIG) hat ein Turmfalkenpärchen in einer hoch gelegenen Mauernische ein Nest errichtet. Vor rund einer Woche sind drei Junge geschlüpft, die gestern von BiologInnen der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums untersucht worden sind.
Der Turmfalke ist der häufigste Greifvogel im Stadtgebiet. Er ist im Gegensatz zu anderen Greifvögeln ausgezeichnet an das Leben in der Stadt angepasst und jagt vor allem Mäuse, Kleinvögel und Insekten. Seine bevorzugten Nistplätze sind Nischen in Altbauten. Dabei scheint die Architektur der Wiener Gründerzeithäuser besonders attraktiv zu sein. Doch der aktuelle Trend der Fassadenrenovierungen und Dachbodenausbauten macht den Turmfalken zu schaffen, jedes Jahr gehen langjährig genutzte Brutnischen verloren.
Mit Hilfe der Berufsfeuerwehr Wien steigt Marius Adrion, Biologe an der Universität Wien, in luftige Höhen auf, um an das Nest der Turmfalken zu gelangen. Drei kleine Turmfalkenküken sind im Nest, die von ihm untersucht werden. Behutsam nimmt er sie mit dem Feuerwehrmann raus und wickelt sie sogleich in ein Tuch, um sie vor Kälte zu schützen.
Das Feuerwehrauto der Berufsfeuerwehr fungiert nicht nur als Kran, sondern auch gleich als mobile Messstation für die verschiedenen Vermessungen an den kleinen Turmfalken.
Hier vermisst Marius Adrion mit einem Fotospektrometer die Farbe der Wachshaut, die sich an allen nicht befiederten Stellen des Turmfalken befindet, also am Schnabel und den Beinen. Die Ergebnisse lassen den Wissenschafter Rückschlüsse auf die Ernährung anstellen, z.B. ob diese mehr aus Säugetieren oder Insekten besteht.
Beringt werden die jungen Turmfalken natürlich auch.
Auch die Flügelmaße werden ganz genau vermessen.
Und das Gewicht des sprichwörtlich federleichten kleinen Vogels steht zum Abschluss der Untersuchung noch am Programm, bevor er wieder zu seinen Eltern ins Nest darf. Nach dem Standort Universität Wien geht es für die WissenschafterInnen noch zu drei weiteren Nistplätzen in Wien: An diesem Tag konnten sie insgesamt elf Küken vermessen, beproben und beringen. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen zum Schutz der Wiener Falken beitragen. (Text: Theresa Dirtl, Fotos: Erich Mangl/www.mangl.at)
Das Wiener Turmfalkenprojekt ist eine Kooperation zwischen der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum und wird von Harald Krenn und Anita Gamauf betreut.
