"Ausweispflicht" am Campus: Studieren in Südafrika

Uni Wien-Studierende der Afrikawissenschaften und der Romanistik sind aktuell in Südafrika und Mosambik unterwegs. Dort besuchen sie u.a. die Wits University und die University of Pretoria. In einem uni:view-Beitrag werfen sie einen Blick auf das Universitätsleben in Südafrika.

"Ausweispflicht" am Campus und Scan des Fingerabdrucks: Bevor wir die Unis überhaupt betreten und das Universitätsleben unter die Lupe nehmen können, müssen wir erstmal die Sicherheitskontrollen passieren. Seit den Studierendenprotesten gegen Studiengebühren unter dem Motto #FeesMustFall seien die Sicherheitsvorkehrungen an südafrikanischen Universitäten noch strikter geworden, sagt man uns. Die Proteste hatten das Campus-Leben in den letzten zwei Jahren stark geprägt. Jetzt dürfen StudentInnen die Wits University nur noch mit einem Ausweis betreten, an der University of Pretoria muss sogar der Fingerabdruck gescannt werden, um das Gelände zu betreten oder zu verlassen. Solche Scanner werden aktuell auch an anderen südafrikanischen Unis diskutiert.

Eine Studierendengruppe aus Wien besucht die University of the Witwatersrand, kurz Wits, mit Sitz in Johannesburg. (© Mirjam Zangerl)

Umgang mit Kontroversen

Beide Unis gehen auf Bildungsinstitute rund um Bergbau Themen zurück. Heute jedoch präsentieren sich die beiden Universitäten sehr unterschiedlich. Dekolonisierung des Curriculums war das zentrale Thema an der Wits. Die Dekolonisierung habe schon vor dem Ende der Apartheid angefangen, aber es sei noch viel zu tun. Die Universität stelle sich Kontroversen. Die Diskussion um Dekolonialisierung ist unter anderem eng verbunden mit Fragen nach Herkunft, Zugehörigkeit und Identitätskonstruktion. Diese Aspekte werden in einer ästhetischen Ausstellung von der Herkunft der Menschheit im Origins Center am Campus sichtbar gemacht. Eine andere Äußerung der Dekolonialisierungsbemühungen ist die Umbenennung des Hauptgebäudes der Wits von "Central Block" auf "Robert Sobukwe Hall" (erster Präsident des Pan Africanist Congress).

"We want to be as little controversial as possible": Die University of Pretoria möchte Kontroversen lieber aus dem Weg gehen. (© Mirjam Zangerl)

Anders in Pretoria, wo uns erzählt wurde: "We want to be as little controversial as possible." Dementsprechend wurden die Gebäude hier nicht nach wichtigen Persönlichkeiten benannt, sondern nach ihrer Funktion oder Studienrichtungen. Für kontroverse Diskussionen sorgt jedoch der Vorschlag, dass in drei Jahren Afrikaans als Unterrichtssprache von Englisch und Sepedi abgelöst werden soll.

Studierendenvertretung der WITS

Im Austausch mit den Studierenden der Wits erfuhren wir, dass sich das Studierendenleben sehr stark auf den Campus zentriert, wo es neben Mensa und Aula, auch diverse Sportanlagen, Studierendenheime, Supermärkte und Restaurants gibt. Im selben Gebäude der Mensa befindet sich auch das Student Representative Council mit insgesamt 16 Sitzen. Alle Aktivitäten erfolgen ehrenamtlich und es gäbe "no influence from outside" und "pure students politics" zu betreiben sei ein wichtiges Anliegen. Der Wahlkampf (besonders intensiv zwei bis drei Wochen vor den jeweiligen Wahlen) wird jedoch von Parteien finanziert.

Insgesamt 21 Studierende und Lehrende von der Universität Wien machten sich auf nach Südafrika und Mosambik. Für uni:view berichten sie von ihrer Studienreise. (© Abel Baloyi)

Fragen der Studierenden drehen sich größtenteils um Finanzierung und Wohnmöglichkeiten. Der Council ist auf sehr breiter Ebene organisiert. Zuständigkeiten decken Bereiche wie Sportangebote, Rechtsfragen, Fundraising, und viele andere ab. Die Räumlichkeiten erstrecken sich über ein ganzes Stockwerk, in dem neben den Büros auch Computer- und Sporträume (Yoga und Tanz) frei zugänglich sind. Viele Studierende verbringen hier ihre Zeit, um den Stress des Studiums abzubauen. (Text: Dominik Spörker, Mirjam Zangerl, Victoria Stickler, Andreas Rothe)

Die Exkursion nach Südafrika und Mosambik findet unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kirsten Rüther, M.A. (Institut für Afrikawissenschaften) und Univ.-Prof. Dr. Kathrin Sartingen (Institut für Romanistik) statt. In den folgenden Wochen werden weitere uni:view-Beiträge folgen.