Historiker Perz leitet Untersuchungskommission zu NS-Gräbern

Bertrand Perz, stellvertretender Leiter des Instituts für Zeitgeschichte, leitet jene Kommission, die sich mit dem kürzlich bekanntgewordenen Gräberfeld mit mutmaßlichen NS-Euthanasieopfern am Gelände des Psychiatrischen Krankenhauses in Hall bei Innsbruck befassen soll. Für die Kommission wurden insgesamt neun Personen nominiert.

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, der die Entscheidung vergangene Woche bekannt gegeben hat, erwartet sich "eine sensible Vorgehensweise bei der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte". Er verwies auf die Tätigkeit von Bertrand Perz für die Historikerkommission der Republik Österreich sowie die Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.

Aufgabe der Kommission soll es sein, die Ereignisse und Umstände im Psychiatrischen Krankenhaus in Hall zu untersuchen und eine Darstellung der Vorgänge - insbesondere auch in Hinblick auf den historischen Kontext - aufzubereiten. Parallel dazu gibt es ein eigenes Projektteam für die Bergung und Untersuchung vor Ort. Das Forschungsprojekt werde in die Arbeiten der Kommission integriert und bilde die Grundlage für die wissenschaftliche Untersuchung und Beurteilung der Kommission.

Projekt für 2 Jahre angesetzt


Bisher nahmen die Historiker an, dass zwischen 1940 bis 1942 insgesamt 360 Menschen von Hall in die NS-Tötungsanstalten Hartheim und Niedernhart (beide bei Linz) gebracht wurden. Laut Verwaltungsbüchern des Psychiatrischen Krankenhauses in Hall ging am 31. August 1942 der letzte Transport von "psychisch Kranken" nach Niedernhart. Zeitzeugen wollen auch später derartige Transporte beobachtet haben. Im März soll die Bergung der 220 Leichen aus einem NS-Gräberfeld in Hall im Rahmen des für zwei Jahre angesetzten Projekts starten.

Bertrand Perz

Perz, geb. 1958 in Linz, studierte Geschichte an der Universität Wien und ist seit 1981 am Institut für Zeitgeschichte beschäftigt. Seit 2006 ist er stellvertretender Institutsvorstand. Perz ist in zahlreichen Vereinen und Kommissionen tätig, u.a. als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte, als wissenschaftlicher Leiter der Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen im Auftrag des BMI sowie als Vorstandsmitglied im Verein "Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands". (APA/red)