Brigitte Kopp: "Es hat mir Freude bereitet, mitzugestalten"

Mit 1. Oktober 2014 ging eine Ära zu Ende: Pharmakognostin Brigitte Kopp war zehn Jahre lang Studienpräses der Universität Wien. Als erste Studienpräses baute sie dieses Amt auf und prägte es maßgeblich. Im Interview mit uni:view zieht sie Resümee.

uni:view: Was waren Ihre wichtigsten Ansprüche, wie Sie die Funktion als Studienpräses 2004 übernommen haben?
Brigitte Kopp: Die Aufgabe war es, den studienrechtlichen Satzungsteil mit Leben zu erfüllen und ihn auch umzusetzen. Gleichzeitig mussten Kooperationen, die heute gut laufen, damals erst aufgebaut werden, wie mit der DLE Studien- und Lehrwesen oder dem Senat, der ja auch die Curricularkommission stellt. Wichtig war es mir auch, eine gute Basis der Zusammenarbeit mit den Studienprogrammleitungen zu schaffen und hier das Vertrauen aufzubauen.

uni:view: Eine der wesentlichen Aufgaben des Studienpräses ist es, die Einhaltung des Studienrechts zu sichern. Können Sie die Rechtssicherheit für Studierende kurz skizzieren?
Kopp: Das beginnt bei den Prüfungsanmeldungen über die Durchführung der Prüfungen bis hin zur Beurteilung der Prüfungen. Die Studierenden können Rückfragen und Beschwerden einbringen, wenn sie das Gefühl haben, etwas sei nicht korrekt abgelaufen – bis hin zur Aufhebung einer negativen Note.

An und für sich sind wir aber nicht die erste Anlaufstelle für Studierende. Wenn Anfragen kommen, weisen wir sie zunächst weiter an die Fachkompetenz der SPLs (Studienprogrammleitung) und der SSCs (StudienServiceCenter). Sie können in den meisten Fällen schnell weiterhelfen. Wir sind aber nicht nur die letzte Instanz, sondern in erster Linie diejenigen, die dann vermittelnd fungieren. Wenn es beispielsweise zwischenmenschliche Probleme zwischen DissertantInnen und BetreuerInnen gibt, suchen wir nach Lösungsvorschlägen und bringen die Beteiligten an einem Tisch.

uni:view: Zehn Jahre Implementierung und Aufbau des Amts Studienpräses: Wann ist das "Werkl" so gelaufen, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Kopp: Es gab nach dem Aufbau des Amts eigentlich gar keinen Moment, um sich zurückzulehnen – es sind kontinuierlich neue Herausforderungen hereingekommen. Das macht die Tätigkeit natürlich auch spannend. Wie etwa die Umsetzung der Bologna-Struktur: Zu Beginn meines Amts als Studienpräses hatten wir ca. 40 Diplom- und Doktoratsstudien, jetzt haben wir 180 verschiedene Bachelor- und Masterstudien und acht Doktoratsstudien.

uni:view: Worin sehen Sie Ihre persönlich größten Erfolge in Ihrer Amtszeit?
Kopp: Es ist an sich die tägliche Arbeit, also die kleinen Erfolge. Was ich schon auch als Erfolg sehe, ist die Vereinheitlichung von Prozessen: Es war früher so, dass alle Aufgaben, die wir jetzt im Büro Studienpräses machen, an den Fakultäten lokalisiert waren, d.h. jede Fakultät hatte eigene Verleihungsbescheide, Zeugnisformulare etc. So waren vor UG neben dem Rektorat ausschließlich die DekanInnen für die Zulassung zu Doktoratsstudien verantwortlich. Es ist uns gelungen, dies alles universitätsweit zu vereinheitlichen. Heute haben wir einheitliche Bescheide, einheitliche Deckblätter aller wissenschaftlichen Arbeiten und gleiche Abschlusszeugnisse. All das, also die Corporate Identity in der Lehre, und dass wir als Universität Wien wahrgenommen werden und nicht als Fakultätseinheiten, ist wirklich gut gelungen.

uni:view: Neben der Einhaltung des Studienrechts sind Sie auch für die Verfahren bei Plagiatsvorwürfen zuständig. Wie läuft das Prozedere dabei ab?
Kopp: Es gibt zwei Möglichkeiten: Wir haben seit 2008 Textabgleichungsprogramme an der Universität Wien. Wenn beim Hochladen einer wissenschaftlichen Arbeit Textgleichheiten auftreten, dann wird es ad hoc geprüft. Je nachdem, wie massiv diese sind, werden fachkompetente Leute zugezogen, d.h. der/die SPL, der/die BetreuerIn. Falls es nur Schlampigkeitsfehler sind, wird die Arbeit an den Studierenden zurückgewiesen und er oder sie kann es ausbessern. Sind es wirklich gravierende Plagiate oder ist es eine Fälschung von Ergebnissen, dann muss der oder die Studierende wieder an den Anfang zurück.

Das ist der übliche Bereich. Im zweiten Fall kommen Anzeigen von Diplomarbeiten und Dissertationen, die schon approbiert sind. Der oder die ehemalige Studierende bekommt das Recht einer Stellungnahme, und es wird ein/e GutachterIn bestellt. Wir arbeiten hier ganz genau und sehr sauber, dahinter steht ja die Person, der dann womöglich der akademische Grad aberkannt wird. Das ist keine einfache Angelegenheit und mit sehr persönlichen Problemen verbunden, z.B. wenn es Berufe betrifft, wo ein akademischer Grad Voraussetzung ist.

uni:view: Sie waren immer viel international unterwegs, sei es als Gastprofessorin oder auf Konferenzen. Was macht die Universität Wien im Vergleich besonders, ist sie überhaupt besonders?
Kopp: In Vergleich zu anderen Universitäten, die ich kenne, ist die Universität Wien natürlich etwas Besonderes. Nicht nur, weil es meine Universität ist, wo ich studiert habe und bis auf die zwei Berufungen immer wieder zurückgekommen bin. Jetzt bin ich seit 1971, das heißt seit 43 Jahren, an der Universität Wien.

Die Universität Wien ist einfach ein Großbetrieb mit so vielen unterschiedlichen Facetten, die man sonst in anderen Universitäten nicht so zu spüren bekommt. Vor zwei Jahren habe ich unseren früheren Senatsvorsitzenden an der Harvard Universität besucht, der hatte am Vormittag 24 Studierende in seiner Gruppe und dann am Nachmittag nochmal drei, vier zur Nachbereitung – da sind natürlich Welten dazwischen. Nichtsdestotrotz finde ich, dass man auch mit unserer Situation, sprich mit insgesamt rund 92.000 Studierenden, zurechtkommen muss und auch zurechtkommt. Die Universität Wien ist einfach groß und das ist die Herausforderung.

uni:view: Seit 1. Oktober 2014 ist nun Ihr Nachfolger, Peter Lieberzeit, Studienpräses. Was geben Sie ihm mit auf den Weg?
Kopp: Ich denke, dass er sich auch den Herausforderungen stellt und sie annimmt. So wie ich ihn kenne, wird er das bravourös meistern, mit viel Freude und Engagement, das weiß ich. (td)