6 Fragen an Dekan Heinz Mayer

Heinz Mayer, seit Oktober 2006 Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, über die Herausforderungen seines Dekanats, wissenschaftliche Vorbilder, ungelesene Bücher und seine Leidenschaft, den Sport.

1) Sie sind seit Oktober 2006 Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Welche Entwicklungen, die Sie begleitet haben, waren besonders herausfordernd?
Zu den spannenden Herausforderungen meines Dekanats gehören die Neuberufungen von ProfessorInnen sowie die Evaluierung der Fakultät. Die Berufung von ProfessorInnen ist außerordentlich wichtig, da von deren Qualität die Positionierung der Fakultät abhängt. Fachliche Qualität, internationale Positionierung sowie Entwicklungspotenzial sind Parameter, die es zu erfassen gilt.

Die Evaluierung der Fakultät hat eine umfangreiche Selbstreflexion, vor allem der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen erforderlich gemacht. Eine solche Selbstreflexion ist von Zeit zu Zeit notwendig, um nicht ausschließlich in Routine zu verfallen.

2) Warum lohnt es sich, Dekan zu sein?
Es sind in erster Linie ideelle Gründe, die mich bewogen haben, das Amt des Dekans zu übernehmen. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien ist maßgeblich für die Qualität der JuristInnen verantwortlich, die in der Rechtspraxis tätig sind. Von der Qualität der JuristInnen hängt in gewisser Weise auch die Qualität des Rechtsstaates ab. Es war und ist mir wichtig, darauf hinzuwirken, dass Österreichs JuristInnen einen möglichst hohen fachlichen Standard erreichen.

3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Ich hoffe sehr, dass die Universität Wien in zehn Jahren den dann gestellten Anforderungen gerecht wird. In einer sich rasch entwickelnden Universitätslandschaft muss alles daran gesetzt werden, Tradition mit Fortschritt zu verbinden: Tradition insofern, als die Universität versuchen muss, höchst qualifizierte Wissenschaft zu ermöglichen und eine dementsprechende Berufsausbildung zu gewährleisten. Dabei muss auf Mittel und langfristige Bedürfnisse der Gesellschaft Bedacht genommen werden.


BIOGRAPHISCHES:

O. Univ.-Prof. DDr. Heinz Mayer, geb. 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark, ist seit 2006 Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 1979 Ernennung zum ao. Universitätsprofessor, seit 1983 ordentlicher Universitätsprofessor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 1969 Promotion zum Dr. iur. an der Universität Wien, anschließend Universitätsassistent am Institut für Verwaltungs- und Verfassungsrecht der Wirtschaftsuniversität Wien. 1973 Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Wien, Theodor Körner-Preis. 1975 Habilitation im Fach "Öffentliches Recht, WU Wien. 1991-2003 Wiss. Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Gesetzgebungspraxis und Rechtsanwendung, seit 2004 Mitglied des Kuratoriums ebendort. Seit 1996 stv. Vorsitzender des Vorstandes des Hans Kelsen-Instituts. 2005-2006 Präsident, seit Ende 2006 Vizepräsident des Beirates von Transparency International Österreich. Seit März 2007 Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Mitglied diverser Wissenschaftlicher Beiräte und Gremien. Zum CV von Heinz Mayer (PDF)


4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Meine wissenschaftlichen Vorbilder sind Hans Kelsen und Adolf Julius Merkl; das Wirken der beiden war maßgeblich vom Bestreben geprägt, eine von ideologischen Vorurteilen freie Rechtswissenschaft zu entwickeln und theoretisch zu fundieren.

5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Im Hauptgebäude der Arkadenhof, im Juridicum das Dachgeschoß.

6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
Derzeit – allerdings noch ungelesen – Rainer Stach, "Kafka. Die Jahre der Erkenntnis". Das Buch liegt nicht auf meinem Nachtkästchen, weil dort überhaupt keine Bücher liegen; es liegt aber ganz oben auf dem Stapel der noch nicht gelesenen Bücher.


BLICK INS FOTOALBUM:


"Als Jugendlicher war ich begeisterter Leistungssportler. Ich war mehrfacher österreichischer Jugend- und Juniorenmeister und hielt eine Zeit lang den österreichischen Jugendrekord über 3.000 Meter", erinnert sich Heinz Mayer: "Auch international war ich einigermaßen erfolgreich. Das Foto wurde bei einem Testlauf des erweiterten Olympiakaders für Mexiko aufgenommen. Ich gewann damals den 5.000-Meter-Lauf. Ich musste sehr früh – noch im Jahr 1966 – aus gesundheitlichen Gründen mit dem Leistungssport aufhören. Das hatte auch eine gute Seite, weil ich mich ab dann mit aller Konsequenz dem Studium widmen konnte." Neben seiner akademischen Karriere ist er dem Sport weiterhin treu geblieben, und "seit einiger Zeit bin ich begeisterter Finn-Segler", verrät der Dekan.





VORSCHAU:
6 Fragen an die DekanInnen und ZentrumsleiterInnen der Universität Wien: bis 12. September 2012 täglich in uni:view.