6 Fragen an Dekan Germain Weber

Für Germain Weber beginnt am 1. Oktober 2012 die mittlerweile dritte Funktionsperiode als Dekan der Fakultät für Psychologie. Für uni:view berichtet der Psychologe von den Erfolgen der letzten Jahre, formuliert seine Vision für die Zukunft der Universität Wien und zeigt Fotos aus dem Familienalbum.

1) Sie sind seit 2008 Dekan der Fakultät für Psychologie. Ihr Resümee?
Die Fakultät hat in dieser Zeit beachtliche Leistungen der Integration aufzuweisen. Die Forschungskooperation zwischen Arbeitsgruppen ist zu einer Selbstverständlichkeit herangewachsen. Auch außerhalb der Fakultät konnten diese verstärkt aufgebaut und die Drittmittelförderungen im Vergleich zu 2008 um ein Vielfaches erhöht werden. Das Förderungsprogramm zu Gunsten unserer "Early Stage Scientists" wurde erfolgreich an der Fakultät etabliert. Zwei weitere Projekte sind aus diesen ersten vier Jahren zu nennen: erstens die Reform des Studienservicecenters, zweitens der Prozess der erstmaligen Evaluation der Fakultät.

2) Warum lohnt es sich, Dekan zu sein?
Die Arbeit als Dekan in den letzten vier Jahren war, wenn auch mit viel Zeitaufwand verbunden, über viele Strecken lohnend. Vieles konnte gemeinsam verändert und erreicht werden. Hier bin ich den KollegInnen der Fakultät für ihr konstruktives Verhalten und ihre Bereitschaft, Veränderungsprozesse an der Fakultät mit zu planen und umzusetzen, besonders dankbar. 



BIOGRAPHISCHES:

Ao. Univ.-Prof. Dr. Germain Weber, geb. 1954 in Luxemburg, ist seit 2008 Dekan der Fakultät für Psychologie. 1982 Dr. phil. Universität Wien, anschließend Postdoc-Forschungsjahr an der State University in New York, Stony Brook. 1997 Habilitation Universität Wien sowie Forschungsjahre am Ludwig-Boltzmann-Institut für entwicklungsgestörte Kinder in Wien. 1999-2003 Vorsitzender des Fakultätskollegiums der Human- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 2000 "International Award" der American Association on Intellectual and Developmental Disabilities (Washington, D.C.). 2002-2003 stv. Vorsitzender des Gründungskonvents der Universität Wien. 2003-2006 stv. Vorsitzender des Senats der Universität Wien. Seit 2004 Präsident der Lebenshilfe Österreich. Germain Weber ist ao. Universitätsprofessor am Institut für Klinische, Biologische und Differentielle Psychologie und leitet das postgraduale Ausbildungsprogramm in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie. Er ist "Professeur associé" an der Universität du Luxembourg sowie "Adjunct Professor" an der Webster University (St. Louis Missouri) Campus Wien. Zum CV von German Weber (PDF) 


3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Eine Vision: Die Universität Wien wird in zehn Jahren noch stärker und durchgehender an ihren Fakultäten und Zentren durch international vibrierende Forschungslandschaften gekennzeichnet sein. Auch werden die Fakultäten ihren erfolgreichsten Studierenden spezielle Angebote und Förderungen anbieten, dies in enger Verbundenheit mit innovativen Organisationen und Unternehmungen aus der Gesellschaft. Fakultäten und Zentren werden eine bedeutendere Rolle in der Entwicklung eines Strategieprozesses einnehmen. Dabei wird die Universität ein gemeinsames Governance-Konzept einsetzen, und die Gesamtsteuerung der Universität wird nach einigen zentralen Eckpunkten erfolgen, wobei Fakultäten und Zentren deutlich stärker in ihrer Eigenverantwortung herausgefordert werden. Aber vielleicht benötigen wir doch noch etwas mehr als zehn Jahre für diesen Perspektivenwechsel.

4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Eine Frage, über die ich eigentlich noch nie reflektiert habe, da ich, was Vorbilder anlangt, eher zurückhaltend bis ablehnend bin. Allerdings haben mich auf meinem Ausbildungs- und Berufsweg einige Persönlichkeiten beeindruckt und gefördert. In diesem Moment besuche ich einen solchen: John Stamm, mittlerweile über 90 Jahre alt und heute in West Hartford, Connecticut, lebend. Bei ihm verbrachte ich Anfang der 1980er Jahre mein Fulbright Post-Doc Jahr am Biological Psychology Department der State University of New York, Stony Brook. Ich lernte in ihm nicht nur einen überdurchschnittlichen Forscher kennen, sondern auch einen großartigen Humanisten und politisch engagierten Pazifisten.

5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Davon gibt es sicher mehrere: Beginnend mit dem eigenen kleinen Arbeitszimmer bis hin zum Kaffeetisch im Arkadenhof bei Melange und Croissant morgens nach der 8-Uhr-Vorlesung.

6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
"Der König verneigt sich und tötet" von Herta Müller (Nobelpreis 2009). Das Buch ist allerdings keine klassische "leichte Sommerlektüre", sondern eine zutiefst berührende Sammlung autobiographischer Essays, gefüllt mit existentiellen Letzt- oder auch Erstfragen in Kontexten massiver autoritärer Fremdbestimmungen und den daraus resultierenden Entwicklungs- und Wachstumsstörungen.


   BLICK INS FOTOALBUM:

"Bei einem Besuch in New York im Jahr 1993: Das Foto zeigt meine Familie und mich gemeinsam mit Prof. John Stamm auf dem Empire State Building (v.l.n.r.: Christiane und Philipp Weber, John Stamm, Martin und Germain Weber). Damals war John Stamm noch Dekan der Psychologischen Fakultät der State University of New York, Stony Brook, wo ich zehn Jahre zuvor ein Postdoc-Jahr verbracht hatte. Er ist ein guter Freund der Familie geworden. Im Studienjahr 1989/90 lehrte er übrigens als Fulbright Professor an der Universität Wien!" (Foto: privat)
"Mein frühestes Foto: Auf diesem Bild sind vier Generationen versammelt: links meine Großmutter mit meiner Schwester, meine Urgroßmutter, die in meinem 8. Lebensjahr verstarb, und meine Mutter Germaine mit Baby Germain. Wir lebten in Strassen, einer Gemeinde in Luxemburg." (Foto: privat)



VORSCHAU:
6 Fragen an die DekanInnen und ZentrumsleiterInnen der Universität Wien: bis 12. September 2012 täglich in uni:view.