6 Fragen an Dekan Germain Weber (2014-16)

Für Germain Weber beginnt am 1. Oktober 2014 die mittlerweile vierte Funktionsperiode als Dekan der Fakultät für Psychologie. Für uni:view berichtet der Psychologe von den Erfolgen der letzten Jahre und teilt seine Vision für die Zukunft der Universität Wien.

1) Sie sind seit 2008 Dekan der Fakultät für Psychologie. Ihr Resümee?
Die Fakultät hat in dieser Zeit beachtliche Leistungen der Integration und der Weiterentwicklung ihrer Forschungsstrukturen aufzuweisen. Die Forschungskooperation zwischen Arbeitsgruppen ist zu einer Selbstverständlichkeit herangewachsen. Auch außerhalb der Fakultät konnten diese verstärkt aufgebaut werden und der Umfang der Drittmittelförderung hat seit dem ständig zugenommen. Dies trifft auch auf die letzten zwei Jahre zu. Das Förderungsprogramm zu Gunsten unserer "Early Stage Scientists" wurde erfolgreich an der Fakultät etabliert und wirkungsorientiert weiterentwickelt. Projekte, die aus diesen ersten sechs Jahren zu nennen sind: die Reform des Studienservicecenters, der Prozess der erstmaligen Evaluation der Fakultät oder die Restrukturierung der Institutslandschaft von vier auf drei. Jedenfalls stehen für die kommenden zwei Jahre spannende Weiterentwicklungen der Fakultät an, auf die wir uns freuen.

2) Warum lohnt es sich, Dekan zu sein?
Die Arbeit als Dekan in den letzten sechs Jahren war, wenn auch mit viel Zeitaufwand verbunden, über viele Strecken lohnend. Vieles konnte gemeinsam verändert und erreicht werden. Hier bin ich den KollegInnen der Fakultät für ihr konstruktives Verhalten und ihre Bereitschaft, Veränderungsprozesse an der Fakultät mit zu planen und umzusetzen, besonders dankbar. 



BIOGRAPHISCHES:

Germain Weber, geb. 1954 in Luxemburg, ist seit 2008 Dekan der Fakultät für Psychologie. 1982 Dr. phil. Universität Wien, anschließend Postdoc-Forschungsjahr an der State University in New York, Stony Brook. 1997 Habilitation Universität Wien sowie Forschungsjahre am Ludwig-Boltzmann-Institut für entwicklungsgestörte Kinder in Wien. 1999-2003 Vorsitzender des Fakultätskollegiums der Human- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. 2000 "International Award" der American Association on Intellectual and Developmental Disabilities (Washington, D.C.). 2002-2003 stv. Vorsitzender des Gründungskonvents der Universität Wien. 2003-2006 stv. Vorsitzender des Senats der Universität Wien. Seit 2004 Präsident der Lebenshilfe Österreich. Germain Weber ist ao. Universitätsprofessor am Institut für Klinische, Biologische und Differentielle Psychologie und leitet das postgraduale Ausbildungsprogramm in Klinischer Psychologie und Gesundheitspsychologie. Er ist "Professeur associé" an der Universität du Luxembourg.


3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Eine Vision: Die Universität Wien wird in zehn Jahren wieder einen Platz in der Liga der ersten 100 Universitäten der Welt einnehmen! Bis dahin werden die Fakultäten und Zentren durch international vibrierende Forschungslandschaften die Universität Wien nachhaltig kennzeichnen. Die erfolgreichsten Studierenden werden bis dahin spezielle, stark individualisierte Förderungsangebote an den Fakultäten und Zentren für ihre frühe Forschungskarriere finden. Diese Angebote werden durch sinnvolle Vernetzungen mit innovativen Forschungsorganisation und/oder innovativen Unternehmungen in Zusammenhang mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen gekennzeichnet sein. Auf dem Weg in die Liga der Top 100 werden strategische Eckpunkte, die gemeinsam zwischen Universitätsleitung und Fakultäten/Zentren entwickelt werden, eine besondere Relevanz einnehmen und werden für eine entsprechend erfolgreiche Universitätsentwicklung entscheidend sein. Dabei werden Fakultäten und Zentren diese Eckpunkte in ihren jeweiligen Strategieprozessen nutzen und tragen auf dieser Weise nachhaltig zur Zielerreichung der Gesamtuniversität bei.

4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Wie früher angeführt, nehme ich gegenüber dem Thema wissenschaftliche Vorbilder, eine reservierte Haltung ein. Allerdings haben mich auf meinem Ausbildungs- und Berufsweg einige Persönlichkeiten beeindruckt und gefördert. John Stamm ist eine dieser Persönlichkeiten, verstorben 2013 im 92ten Lebensjahr in West Hartford, Connecticut. Bei ihm verbrachte ich Anfang der 1980er Jahre mein Fulbright Postdoc Jahr am Biological Psychology Department der State University of New York, Stony Brook. Ich lernte in ihm nicht nur einen überdurchschnittlichen, engagierten, kreativen Forscher kennen, sondern begegnete auch einem großartigen Humanisten und politisch engagiertem Pazifisten.

5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Davon gibt es sicher mehrere: Beginnend mit dem eigenen kleinen Arbeitszimmer bis hin zum Kaffeetisch im Arkadenhof bei Verlängertem und Croissant, als kleine Belohnung nach einer Lehrveranstaltung.

6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
"Stoner" von John Williams, erstmals erschienen 1965 und in den letzten Jahre "neu entdeckt". Das Buch ist mehrfach beeindruckend, von seiner Sprache und Poesie, der unbestechlichen Geisteshaltung seines Protagonisten, was auch immer diesem wiederfährt. Es ist ein Entwicklungs- wie auch Gesellschaftsroman und ein Ehe- und Campusroman. Ja, das Buch führt so richtig vor Augen, oder vor was auch immer, was es heißt, Mensch zu sein, auch als Wissenschafter!


   BLICK INS FOTOALBUM:

"Bei einem Besuch in New York im Jahr 1993: Das Foto zeigt meine Familie und mich gemeinsam mit Prof. John Stamm auf dem Empire State Building (v.l.n.r.: Christiane und Philipp Weber, John Stamm, Martin und Germain Weber). Damals war Stamm noch Dekan der Psychologischen Fakultät der State University of New York, wo ich zehn Jahre zuvor Postdoc war. Er ist ein guter Freund der Familie geworden. (Foto: privat)
"Mein frühestes Foto: Auf diesem Bild sind vier Generationen versammelt: links meine Großmutter mit meiner Schwester, meine Urgroßmutter, die in meinem 8. Lebensjahr verstarb, und meine Mutter Germaine mit Baby Germain. Wir lebten in Strassen, einer Gemeinde in Luxemburg" (Foto: privat)